(41:09, Artone Label Group/Provogue, 16.05.2025)
Wer den Namen Robin Trower nicht kennt – was eigentlich keine Schande ist, denn so richtig berühmt wurde er leider nie -, der bemühe Wikipedia. Und wird sich dann möglicherweise dieser Bildungslücke doch ein wenig schämen. So ging mir das jedenfalls vor gar nicht allzu langer Zeit. Robin Trowers neuestes Werk ist für mich das musikalische Sinnbild der für alte Männer oftmals typischen Gelassenheit. Der Mann spielt seine E-Gitarre des Typs Stratocaster einfach supercool. Und dieses brandneue Album scheint mir sogar noch cooler zu sein als die letzten Veröffentlichungen dieses Ausnahmegitarristen: herrliche Musik zum Chillen für Liebhaber von Gitarrenrock, die sich hin und wieder einmal gerne an Jimi Hendrix erinnern lassen.
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Ich selbst höre das Album am liebsten, wenn ich bei konstant Tempo 120 über die belgische Autobahn dahinschwebe. Ich kann mir auch vorstellen, dass sie Cannabiskonsumenten gut reinläuft. Sie eignet sich aber wohl mindestens ebenso gut als Geschenk für Leute, die sich bisher eher weniger mit Bluesrock angefreundet haben.
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Musikalisch ist das Trowersche Gitarrenspiel, präsentiert in elf Titeln, kein Hexenwerk – es gibt keine auffälligen Ausreißer aus dem Pentatonik-Kosmos, der Grundlage des Blues. Für Jazzer oder AvantProgger, die ohne Ganztonskala, mehrfach alterierte Akkorde und Polyrhythmik nicht glücklich werden, ist das wahrscheinlich nichts. Für Technofreaks schon gar nicht. Sehr rifflastiger Bluesrock kommt aber eben auch ohne all das aus. Woran mache ich also fest, dass dieses Album absolut hörenswert ist? Es ist der atemberaubende und einzigartige Sound der Strat, den Trower da aus den Fingern kitzelt. Man müsste dafür eigentlich einen neuen Instrumentennamen erfinden.

Exkurs: In irgendeiner Fachzeitschrift für Gitarristen verriet Trower einmal das Geheimnis seines fetten Sounds: Er zieht für die E-Gitarre untypisch dicke Saiten auf, einen 12er-Satz, was dem ambitionierten Rockgitarristen Folteralbträume verspricht. Damit es bei Trower nicht dazu kommt, stimmt er dann den gesamten Satz einen Ganzton herunter, um die unmenschliche Saitenspannung wieder zu reduzieren und die Strings wieder fürs Bending (das Ziehen der Saite, um den Ton stufenlos um einen Ganzton und mehr) nutzbar zu machen. Das ist tatsächlich praktikabel, ich hab’s ausprobiert. Seltsamerweise macht es Billy Gibbons, Gitarrist von ZZTop, genau umgekehrt und zupft extrem dünne Saiten, aber das ist ein anderes Thema. Ich vermute, dass das Geheimnis des ultrafetten Sounds letztlich doch irgendwie in den Fingern liegen muss. Mit welchen Effektgeräten Trower seinen Sound zusätzlich würzt, erfährt man überdies, wenn man auf YouTube seinen Namen und das Stichwort „Rig Rundown“ eingibt. Der Mann wurde am 9. März 2025 80 Jahre alt. Was für ein wohlklingendes Statement, dieses Album, Hut ab!
Bewertung: 15/15 Punkten
PS der Schlussredaktion: Am 27.06. erscheint von Robin Trower via Chrysalis Records / Proper / Bertus das ’75er Album „For Earth Below“ in der „50th Anniversary Edition“ auf 4 CD bzw. einer Doppel-LP. Die Jubiläumsausgabe bietet Remaster, Stereo-Mix, Outtakes und Raritäten sowie bisher unveröffentlichte Live-Aufnahmen.
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Abbildungen: Robin Trower / Artone / Mascot / Provogue