(38:15; Vinyl, CD, Digital; Century Media/Sony Music, 21.03.2025)
Imperial Triumphant. Vor dem 2023er Roadburn Festival kannte ich diese Band nur dem Namen nach. Von vielen als Geheimtipp gepriesen, fegten die hinter goldenen Masken im Art-Déco-Stil verborgenen Musiker mich seinerzeit mit ihrer verstörenden wie faszinierenden Aufführung ihres ’22er Albums „Spirit Of Ecstasy“ regelrecht hinweg. Nicht nur wegen ihres stilistischen Crossovers aus Blackened Death Metal, Fusion, Jazz und Prog, sondern vor allem aufgrund des Zusammenspiels der Musik mit der fesselnden Performance der Künstler. So war der Auftritt von Imperial Triumphant nicht nur eines meiner persönlichen Highlights dieses Festivals, sondern schaffte es auch in die Festival-Bestenliste des Chef-Kollegen Reckert.
„Goldstar“ ist nun das erste Imperial-Triumphant-Album, dem ich mich intensiv gewidmet habe. Obwohl man hin und wieder lesen kann, dass „Goldstar“ das bisher zugänglichste Album der Band sei, ist das, was auf dieser Platte zu hören ist, noch immer ausgesprochen starker Tobak. Natürlich macht es die Sache einfacher, dass die vertrackten Kompositionen keine Überlänge mehr besitzen, doch auch „Goldstar“ ist ein sehr technisches Album, das trotz seiner Direktheit oft überbordend und unaufgeräumt wirkt. Etwas zugänglicher wird es immer dann, wenn einzelne Elemente in den Vordergrund treten – wie etwa die Synthies in ‚Hotel Sphinx‘ oder die Percussions in ‚Gomorrah Nouveaux‘. Da wirken sogar technische Elemente wie die Trommeleskapaden der Gastmusiker Lombardo und Haake und das Fretless-Basssolo in ‚Pleasuredome‘, die in anderem Kontext anstrengend sein könnten, wie willkommene Entspannungspausen. Denn sie helfen dem Hörer, sich – ähnlich wie bei Konzerten durch die visuelle Komponente – zu fokussieren und die Musik auf einer atmosphärischen Ebene wirken zu lassen, anstatt jedes Element gleichzeitig wahrnehmen zu wollen.
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Leider ist der visuelle Aspekt bei „Goldstar“ nur in Ansätzen erhalten – etwa in der expressionistischen Gestaltung des Coverartworks und in den begleitenden Musikvideos. Wie brillant die sperrige Avantgarde von Imperial Triumphant im Zusammenspiel mit Bildern wirken kann, beweist der Clip zu ‚Cosmopolis‘, in dem Filmmaterial aus Fritz Langs Jahrhundertwerk „Metropolis“ zu sehen ist. Die US-Amerikaner übernehmen hier die Rolle, die in der Stummfilmzeit Pianisten zufiel, welche Filmstreifen im Kinematografen-Theater musikalisch live begleiteten. So ist das Video zu ‚Cosmopolis‘ zu einem audiovisuellen Gesamtkunstwerk geraten, bei dem die Musik perfekt auf die bewegten Bilder abgestimmt ist.
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Und selbst ein weniger ambitionierter Film wie das Musikvideo zu ‚Lexington Delirium‘, in dem Zachary Ezrin, Steve Blanco und Kenny Grohowski in ihren Masken vor der Art-Déco-Kulisse der Hochhausschluchten New Yorks auftreten, entfaltet eine unmittelbare Sogwirkung.
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Soll heißen: „Goldstar“ funktioniert besonders gut, wenn man nicht der Versuchung erliegt, alles gleichzeitig und in seinen Einzelheiten erfassen zu wollen. Denn so komplex und technisch entrückt Imperial Triumphant auch aufwarten – der goldene Stern des Albums ist dessen Gesamtatmosphäre. Besonders deutlich wird das im vergleichsweise aufgeräumten ‚Industry Of Misery‘.
Bewertung: 11/15 Punkten
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Besetzung:
Zachary Ezrin – Vocals, Guitar
Steve Blanco – Bass
Kenny Grohowski – Drums
Gastmusiker:
Tomas Haake (Track 3, 8)
Yoshiko Ohara (Track 5)
Dave Lombardo (Track 8)
Diskografie (Studioalben):
„Obeisance“ (2010)
„Abominamentvm“ (2012)
„Shrine To The Trident Throne“ (2014)
„Abyssal Gods“ (2015)
„Vile Luxury“ (2018)
„Alphaville“ (2020)
„Spirit Of Ecstasy“ (2022)
„Goldstar“ (2025)
Surftipps zu Imperial Triumphant:
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Liveberichte:
23.04.23, Tilburg (NL), Poppodium 013, Roadburn Festival 2023
Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Oktober Promotion zur Verfügung gestellt.