(74:35; Digital, Vinyl; Stickman Records, 25.04.2025)
Der selbstbetitelte Vorgänger aus dem Jahre 2021 sorgte in der Psychedelic-Rock-Szene für einige Aha-Momente und wohlmeinende Reaktionen, die sich im weiteren Verlauf mit “Live At Freak Valley” noch um einiges zusätzlich zementierten. Wer Song-Längen um die 20 Minuten, also Musik liebt, in der man sich so richtig schön verlieren mag, liegt bei den Oranjes aus Amsterdam verdammt richtig. Liest man die Promo-Info, musste sich die Band in vielerlei Hinsicht fokussieren, sammeln und aufrichten, standen einige schwierige Bandveränderungen, persönliche Themen und das komplizierte Außen nicht gerade für eine einfache Zeit zuletzt. Dies wiederum bedeutet um so mehr, mit “Lifted From The Wind” eine Resonanz zu finden, ein Aufstehen, nach vorne schauen, welches die Band selbst in jeglicher Hinsicht als positiv und gravierend definiert. “Lifted From The Wind” spielt mit vielen trippigen Räumen, atmet mit tiefen Zügen ein und aus, lässt den psychedelischen Strukturen jeden Raum sich aufzufächern. Man integriert Gesang hier und da, weiß aber auch mit vielen schönen vor sich hin mäandernden Parts hoch atmosphärische Momente zu erzeugen, auf die man sich als Fan der Sparte nur allzu gern einlassen will.
Mit ‘The River’ driftet man sanft und psychedelisch verspielt hinein in ein Album, in dem alles locker und trippy ineinander fließt. Viele gekonnte Effekte auf den Gitarren inszenieren ein flimmernd/flirrendes Szenario, bei dem der sich punktuell eher unauffällige Gesang mit prägnanten Melodien Gehör verschafft, die Dich schnell tief in die gute alte Zeit des Rock’n’Roll zurück beamen. Den Niederländern gelingt es hervorragend, diese Art Jam-Charakter mit gut ausgearbeiteten Details zu fusionieren, so das der Spannungsbogen trotz der Überlängen in jedem Moment des Albums präsent bleibt. Classic Rock-affine Parts und mahnend melancholische, auch mal sehnsüchtig mehrstimmige Vocals schaffen songorientierte Momente, die den zwischenzeitlich ausufernden, balladesk schwebenden Parts kongenial gegenüber stehen. Nimm einen Track wie das über 21 Minuten lange ‘Once’ und Du wirst wissen, was ich meine. Die Band zieht wie eine Schlange ihre Bahnen, verspielt groovt man zu wunderschön akzentuierten Gitarren, bäumt sich auf, lässt sich immer wieder zurück fallen. Das melodische Thema durchkreuzt unnachahmlich und eingängig den Longtrack, man agiert im entspannt langsamen Tempo. Ewige hypnotische Wiederholungen lullen Dich minutenlang konsequent ein, bevor ein wildes Crescendo, ein verrückter Freak Out den Song nochmal komplett auseinander reißt und trotzdem am Ende des Songs wieder in die Spur zurück holt – Wahnsinns Trip allemal.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
‘Harvest Angel’ bricht den atmosphärischen Down Tempo-Reigen nicht auf, spielt mit schöner Melodie und Gesang und epischen Arrangements. Alles angenehm psychedelisch, aber auch sehr melodisch, dem klassischen Song jederzeit nahestehend. ‘The Radiant’ treibt im feinen Mid Tempo, simpel und melodiös mit erneut starken, teils mehrstimmigen Harmony Vocal-Lines und geilen Soli. Das packt im ersten Anlauf sofort die Synapsen und wird mit dem viertelstündigen Schluss-Track ‘Josephine’ nochmal so richtig formvollendet akzentuiert. Hier wird nochmal gebündelt mit wunderschönem Gesang, balladeskem Pathos, proggigen Abfahrten und sanfter Psychedelia in die untergehende Abendsonne musiziert.
Temple Fang spielen in jeglicher Hinsicht ausufernd hippiesk, melancholisch eingängigen Psychedelic/Stoner/Trip Rock, der bis auf das treibende ‘The Radiant’ nicht wirklich nach vorn rocken will, sondern tief in wabernd schwebende Szenarien/Stimmungen taucht und diese auch exzessiv bedient. Ein Album ganz nach meinem Geschmack. Gut produziert, reich an Details (gerade in der Gitarren-Fraktion) mit einem Sänger, welcher charismatisch, dem Classic Rock nahestehend agiert und somit dank eingängiger Melodien ein beeindruckendes Spannungsfeld kreiert. Mit “Lifted From the Wind” setzt man einen ordentlichen Fussabdruck.
Bewertung: 12/15 Punkten
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Standard. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Line-up:
Dennis Duijnhouwer – Vox, Bass, Synth
Jevin de Groot – Vox, Guitar, Percussion
Ivy van der Veer – Guitar, Vox
Daan Wopereis – Drums, Vox
Surftipps zu Temple Fang:
Bandcamp
Facebook
Instagram
Spotify
Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von ALL NOIR zur Verfügung gestellt.