(44:19, CD, Circu5/ST Productions, 07.03.2025)
Es ist mittlerweile über sieben Jahre her, dass mich sowohl der Mix aus Alternative und Progressive Rock als auch das hochwertige, liebevoll gestaltete Artwork des selbstbetitelten Debütalbums von CIRCU5, dem Soloprojekt von Steve Tilling, sehr stark beeindruckte und mich 13 Punkte zücken ließ, die ich auch heute noch für gerechtfertigt halte. Danach gingen die Jahre ins Land. Jahre, in denen der Bandleader eine Crowdfunding Kampagne für das Album #2 startete, mehrfach an Covid erkrankte und Long-Covid-Symptome entwickelte und sich EXTC (featuring XTC's Terry Chambers) anschloss, um mit Terry Chambers und Co. auf Tour zu gehen. Nun aber, endlich, wurde vor wenigen Tagen im März 2025 tatsächlich das Zweitwerk von CIRCU5 veröffentlicht. Gut Ding braucht manchmal Weile.
Auch das jetzt vorliegende zweite Album "Clockwork Tulpa" überzeugt durch eine großartige Aufmachung und hebt sich wohltuend von der Masse ab. Als Digibook mit stolzen 24 Seiten, bei denen natürlich die Texte aufgedruckt und die Seiten an sich durch schöne Fotomotive allein schon beeindruckend sind, macht das neue Album haptisch und optisch so einiges her. Zudem haben sich (zumindest auf meiner Version) die drei Bandmitglieder direkt auf der ersten Seite des da noch einfarbig schwarzen Digibooks mit silbernem Edding verewigt und das Album signiert.
Drei Bandmitglieder? Richtig, CIRCU5 ist mittlerweile kein Soloprojekt mehr. Frontmann Steve Tilling hat die Band um Lee Moulding (Drums, Background Gesang) und Mark Kilminster (Bass, Background Gesang) verstärkt. Bei Lee Moulding schließt sich der Kreis zu XTC, ist der Drummer doch verwanschaftlich verbandelt mit Colin Moulding, dem Bassisten der englischen Kultband.
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Widmen wir uns (endlich) der Musik an sich. Der Opener 'Make No Sound' wird getrieben von hämmernden Drums, die den Song unbarmherzig nach vorne peitschen und wenig Luft für die teils großartigen Melodien lassen, mit denen Steve Tilling vor einigen Jahren auf dem Debüt ordentlich punkten konnte. Huch! Geht mit dem Wandel vom Soloprojekt zur Band auch ein stilistischer Wechsel einher? Man möchte es fast annehmen, denn auch das folgende 'Sing Now' startet ähnlich treibend und wird wie zuvor 'Make No Sound' durch die Drums angetrieben, nimmt aber im Verlauf, beispielsweise in den Refrains, komplett das Tempo raus und leitet damit irgendwie auch in den weiteren Verlauf des Albums ein, denn: CIRCU5 biegen stilistisch nunmehr auf die Straße ein, auf der schon das Debütalbum fuhr.
Mit 'Freakshow Train' und 'Skin Machine' folgen nämlich zwei wesentlich melodischere Songs, die Bandleader Steve Tilling bereits (teilweise weit) im Vorfeld präsentierte. Vor allem 'Skin Machine' stampft munter vor sich hin und ist sehr catchy, schreit förmlich nach einer Single Auskopplung.
Mit knapp sechs Minuten und dem mit Abstand längsten Song Titel des Albums sticht 'Infinite Lucid Geometric Fever Dream' etwas hervor. Hier legt das eh schon spielfreudig zu Werke gehende Trio noch eine Schippe drauf führt den munteren Rocksong die letzten Minuten instrumental fort. In dieser Sequenz dominieren sowohl E- als auch Bass-Gitarre, die das Können von Tilling und Kilminster demonstrieren.
Mit dem Titeltrack 'Clockwork Tulpa' schließt sich der kürzeste Track des Albums an. Auf unter drei Minuten prescht der Song munter drauf los, erinnert im Aufbau leicht an den Opener, bleibt aber zu jeder Zeit melodiös.
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'Violet' und 'Change The Weather' sind mittelschnelle und gut zu verdauende clevere Rocksongs. 'Don't Spare Me', mit über sechs Minuten der längste Track des Albums, schlägt in die gleiche Kerbe. Melodiös, angenehm temperiert, tolle Instumentierung. Auch bei diesem vergleichsweise längeren Song ist eigentlich zur Mitte der Laufzeit schon alles gesagt, aber auch hier schließt sich ein schöner Instrumentalpart an, der die Band sehr abwechslungsreich zeigt.
Das abschließende 'Scars' mutet anfangs balladesk an, bleibt auch im Verlauf eher zurückhaltend, gefällt durch schöne Melodien und bietet einen runden Abschluss dieses insgesamt zehn Songs langen Albums.
Inhaltlich führt "Clockwork Tulpa" die Geschichte von Grady, dem von Geburt an von der geheimnisvollen Organisation CIRCU5 geprägten, gestörten Charakter, fort.
"It's not just storytelling. It's a reflection on how people navigate the trauma of tough childhoods without falling prey to isolating belief systems."
Mehr zum Inhalt erörtern wir in Kürze in einem Interview mit Frontmann Steve Tilling.
Musikalisch ist "Clockwork Tulpa" wie schon das Debüt eine sehr runde Sache. Stachen beim Erstling vor sieben Jahren noch einzelne Songs deutlich hervor, so ist der Nachfolger ein ingesamt homogeneres Werk auf gleichbleibend hohem Niveau. Stilistisch tendieren die Songs nun eher Richtung Alternative Rock denn Progressive Rock, auffällig ist das clevere Songwriting und eine abwechslungsreiche Instrumentierung. Ein würdiger Nachfolger.
Bewertung: 12/15 Punkten
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Alle Abbildungen wurden uns mit freundlicherweise von CIRCU5 zur Verfügung gestellt.