Komme gerade von einem kurzem Samstagausflug in die Innenstadt mit obligatorischem Besuch beim Plattendealer Green Hell Records zurück. Und was hab ich mir von da Schönes mitgebracht? Das gestern frisch erschienene neue Album “The Last Will And Testament” von Opeth.
Ich höre Opeth schon sehr lange und mag auch alle Phasen dieser entwicklungsfreudigen Band. Ich finde, die Oldschool-Fans, die nur die alte Death-Metal-Phase der Band abfeiern, verpassen so viel spannende und tolle Musik. Und ich denke, dass die “Neufans”, die nicht verstehen, aus welch rohen Sumpf diese tolle Band mal gekrochen kam und sich nicht für das alte Zeugs interessieren, soviel Energie und so viel tolle Musik verpassen.
Allerdings finde ich nicht kritiklos alles cool, was Opeth in den letzten Jahrzehnten seit ihrer Hinwendung zum Retroprog gemacht haben. In manchen Stimmungslagen empfinde ich Einiges als ziemlich verkopft und sehr ernst, fast humorlos …. wenn man dann allerdings Mikael Åkerfeldt live erlebt, erkennt man, dass er ein sehr humorvoller, cooler Entertainer ist.
Nun zum neuen Album. Zwei vorab veröffentlichte Songs hatte ich isoliert voneinander vorab im Stream gehört und war hin- und hergerissen zwischen EINERSEITS:
“Wow! alter Schwede! Boah, zehn Parts in vier Minuten! Ey die rocken ja mal wieder richtig! Waaaas? Der Åkerfeldt growlt wieder? Ich dachte, dass wollte er nie wieder tun, weil er nur noch Retroprog machen wollte.”
und ANDERERSEITS:
“Das ist aber teilweise ganz schön konstruiert und die verschiedenen Parts irgendwie gewollt aneinander geklatscht. Huch, jetzt kommt wieder ein Progrocker-Technikmusikanten-Nabelschau-Skalen-Gegniedel”.
Jetzt hör ich alles hintereinander ineinanderlaufend an einem Stück …. Mann, zum ersten Mal überhaupt empfinde ich das Umdrehen einer Vinylplatte als “schade”, zumal das bei 45 RPM gefühlt alle zehn Minuten passieren muss.
Und jetzt macht das auf einmal Sinn, man muss das in einem Guß hören (sollte man ja eigentlich immer machen bei Alben). Das fließt viel mehr ineinander, als ich zuerst gedacht hatte. Klar ist das in seiner Vielschichtigkeit, Krummtaktigkeit, Verspielheit, Wechselhaftigkeit schon ganz schön fordernd und für einige Menschen sicherlich eine überfordernd-nervige Zumutung.
Aber irgendwie ist das wie ein kunterbuntes ProgMetal-Musical. Von links rifft es böse, dann fliegt von rechts ‘ne Querflöte rein, eine viel zu laute Akustikgitarre erscheint zwei Sekunden und so weiter. Alles in einem Mega-Sound.
Und dann ist da noch der Gesang von Mikael Åkerfeldt. Der mimt hier auf dem Album mindestens zehn verschiedene Sänger zwischen Growls, Operngesang, Gospelchor, Säuseln, Meldodramatik …. das ist manchmal echt fast drüber, aber auf eine Mike Patton – Freddy Mercury – Cirque du Soleil – Art extrem unterhaltsam, für mich manchmal auch humorvoll.
Also: ich lege mich fest. Ich mag das Album. Sehr!
Den Whisky dazu wähle ich jetzt mal einfach ohne schwere Herleitung nach dem Lust-Prinzip aus. Ok, was Seichtes passt nicht, muss schon ein wenig komplex und fordernd sein. Ich meine, der Wolfburn Whisky Vibrant Stills könnte passen. Wolfburn liegt im äußersten Norden der schottischen Highlands. Danach gibt es Richtung Norden nur noch Ozean. Die Destillerie wurde aus Ruinen neu erbaut und produziert in ihrer jetzigen Form erst seit 2013 Whisky, ist also recht jung. Der Vibrant Still mit 50 Prozent Alkoholgehalt ist eine limitierte Auflage, leicht rauchig und zu 100 Prozent in “1st-Fill”-Bourbon-Fässern gelagert.
Riecht wunderbar, leicht geräucherter Vanille-Zitrus-Pudding. Die 50 Prozent brennen überhaupt nicht, der schmeckt vielschichtig, komplex, sehr interessant und hält Dich lange von innen warm.
Passt also perfekt zum neuen Opeth-Album! Sláinthe.
Wie steht ihr zu Opeth? Habt ihr das neue Album schon hören können?
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Danke für diesen Gastbeitrag von JE Angelking, Black Space Riders. Er erschien zuvor schon auf seinem persönlichen Facebook-Profil.
Listen and drink responsively
4 Kommentare
Sehr schöner Bericht !!
Ich hatte früher Privat Whisky Tastings mit Beköstigung und leckerem Prog organisiert, sollte ich nochmal machen.
Das solltest Du wirklich, lieber Christoph!
Ach, Wolfburn als komplex darzustellen ist ja auch eine Frage der Relation. Für Opeth würde ich eher zu einem Linkwood greifen. Aber so hat jeder seins.
Nee, da bin ich wieder weg. Dieses muskulös maskuline alles auf einmal können und wollen iss mir nix. Aber es mag vielen anderen gefallen. Dafür mochte ich halt die letzten 2-3 Alben. Insbesondere “Sorceress” hör ich immer mal wieder. Ich werde aber auch Dream Theater demnächst nicht mögen werden mögen.