(56:25; Vinyl (2LP), CD, Digital, Season Of Mist, 13.09.2024)
Die soulige Stimme von Cammie Gilbert-Beverly, zuvor einfach Gilbert (ja richtig, Cammie und Bandkopf Dobber Beverly haben geheiratet), ist recht einzigartig im Prog-Zirkus und schon alleine Grund genug, einmal in die Platten von Oceans Of Slumber hineinzuhören. Wie außergewöhnlich diese Stimme ist, wird besonders bei den Cover-Versionen deutlich, mit denen die Sängerin in der Vergangenheit eindrucksvolle Duftmarken hinterlassen konnte, darunter Led Zeppelins ‘Kashmir’, Pink Floyds ‘On the Turning Away’, The Animals’ ‘House Of The Rising Sun’ oder auch Type O Negatives ‘Wolf Moon’. Auch auf “Where Gods Fear To Speak” ist mit Chris Isaacs ‘Wicked Game’ wieder eine Fremdkomposition zu hören, die durch Cammie Gilbert-Beverlys gefühlvolle Interpretation an neuen Facetten gewinnt.
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Frontfrau Cammie war nach dem Debüt-Album “Aetherial” bei der Houstoner Band eingestiegen und erstmals auf der 2015er “Blue”-EP zu hören. Waren der Sängerin auf den folgenden drei Studio-Alben jeweils männliche Counterparts mit harschen Vocals als Kontrast gegenüber gestellt worden, war auf dem letzten, dem fünften Studio-Album, einzig und alleine die Stimme der Sängerin zu vernehmen. Doch war dies nicht der einzige Unterschied zu früheren Platten, der auf “Starlight And Ash” zu hören war. So hatten Bandkopf Dobber Beverly und seine Mitstreiter auf ihrem 2020er Longplayer praktisch gänzlich auf Elemente aus Death Metal und klassischem Progressive Rock verzichtet. Stattdessen waren plötzlich Stile wie Alternative Rock, Southern Rock, Gothic und Doom im Sound der US-Amerikaner vorherrschend. Die Oceans Of Slumber waren zu Pacific Oceans, zu Stillen Ozeanen geworden.
Vier Jahre später hat sich mit “Where Gods Fear To Speak” nun wieder ein echter Orkan über den Oceans Of Slumber zusammengezogen, sodass es nach einer leichten Flaute nun auch endlich wieder ordentlich kracht und gewittert, wovon man sich bereits im Opener ‘Where Gods Fear To Speak’ überzeugen kann.
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Zwar ist die Grundstimmung des Albums noch immer genauso sanft, melancholisch und gefühlvoll wie auf “Starlight And Ash”, doch wird diese immer wieder von gewaltigen Melodic-Death- und Black-Metal-Sturmböen aufgepeitscht, die zu den gewaltigsten gehören, die die Texaner bisweilen auf Platte verewigt haben. Dass Dobber Beverly seine Schlagstöcke einst bei der Grindcore-Band Insect Warfare geschwungen hat, ist kaum zu verleugnen.
Wie schon auf den letzten Alben ist Cammie Gilbert-Beverly auch der Star dieser Aufnahme; sogar mehr noch als jemals zuvor. Denn während sich andere Frontleute, aufgrund einer gereiften und gefestigten Stimme, mit den Jahren vom harschen Gesang verabschieden, hat Gilbert-Beverly mit dieser Platte den entgegengesetzten Weg beschritten. Soll heißen, dass fast alle Growls, die auf “Where Gods Fear To Speak” zu hören sind, aus ihrer Kehle stammen. Wer dies nicht glauben mag, der möge sich einmal das Video zum dystopischen ‘Poems Of Ecstasy’ anschauen:
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Einen zweiten Sänger gibt es auf diesem Album nicht zu hören, einmal abgesehen von vereinzelten Background-Growls und den Gastauftritten von Dark Tranquillitys Mikael Stanne und Moonspells Fernando Ribeiro, die mit Cammie jeweils ein Duett singen dürfen. Gemessen an diesen beiden Schwergewichten kann Cammie Gilbert-Beverly bei den Growls vielleicht noch nicht ganz mithalten, doch beeindruckend ist ihre stimmliche Leistung nichtsdestoweniger, insbesondere, wenn man den Kontrast zu ihren klaren Gesangstimme zum Vergleich nimmt.
So ist mit “Where Gods Fear To Speak” eine Platte entstanden, auf der die stilistischen Elemente von “Starlight And Ash” aufgegriffen wurden, mit der man aber auch den Extreme Metal und den Progressive Rock zurück in den Sound der Texaner gebracht hat, und auf der man zudem mit weiteren Genres wie etwa Jazz (‘Wish’) und Psychedelic flirtet. So wirken Oceans Of Slumber wieder vielfältiger als auf ihrem direkten Vorgängeralbum ist, gleichzeitig aber strukturierter und weniger überfrachtet als auf dem 2020er “Oceans Of Slumber”. Ausbalancierte Kontraste stehen dafür wieder stärker im Fokus der US-Amerikaner, was “Where Gods Fear To Speak” zu ihrem spannendsten und besten Album seit “The Banished Heart” macht.
Bewertung: 13/15 Punkten (FF 13, KR 13)
Besetzung:
Cammie Gilbert-Beverly – Singer
Dobber Beverly – Drums, Piano
Semir Ozerkan – Bass
Alex Davis – Guitar
Chris Kritikos – Guitar, Synth
Gastmusiker:
Mikael Stanne – Vocals (‘Prayer’)
Fernando Ribeiro – Vocals (‘Run From The Light’)
Diskografie (Studioalben):
“Aetherial” (2013)
“Winter” (2016)
“The Banished Heart” (2018)
“Oceans Of Slumber” (2020)
“Starlight And Ash” (2022)
“Where Gods Fear To Speak” (2024)
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Rezensionen:
“Starlight And Ash” (2022)
Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Season Of Mist zur Verfügung gestellt.