Das diesjährige Eurobreeze – sorry, Euroblast – war noch nicht ansatzweise verdaut, da durften wir schon wieder voller Vorfreude ins Prog-Mekka Baarlo pilgern. Aber allemal besser diese Termin-Drängung, als beide Festivals aufs gleiche Wochenende zu packen, wie es 2022 der Fall war – und 2024 leider wieder sein wird…
Day 1 – 06.10.: Karaoke the other way round
Earthside
Wie auch schon beim Euroblast: Einer Performance zu einer DVD kann ich nichts abgewinnen. Dabei ist diese Band auf Platte herausragend gut. Aber Cinematic Prog Metal funktioniert auf diese Weise wohl live eher weniger gut. Die Jungs waren alle drei Tage da und machten einen sehr sympathischen Eindruck. Als ich hörte, dass sie eigentlich mit Voyager auf Tour gehen sollten, taten sie mir sogar ein wenig leid. Aber ich glaube, sie hatten trotzdem Spaß im alten Europa.
MBü
Hier wiederholte sich also das in der Essigfabrik Erlebte: Jamie Van Dyck (Gitarre), Ben Shanbrom (Schlagzeug), Frank Sacramone (Keyboards und Ausdruckstanz), und Ryan Griffin (Bass) gaben sich wirklich alle Mühe, Live-Konzertstimmung aufkommen zu lassen. Speziell Franks exaltiertes Geturne (wenn er nicht spielt, springt er rum wie eine Trimm-Dich-Reklame und spielt Air Drums) ließ da nichts anbrennen.
Stücke wie das den Auftritt eröffnende und später auch abschließende ‘All We Knew And Ever Loved’ sind ja auch so schon recht majestätisch, dazu passen die aufwendigen Kino-Visuals also großartig. Doch bei Mob Mentality, feat. Lajon Witherspoon & MSSO wird das alles zu einer verdrehten Karaoke: Gesang und Orchester kommen als Aufnahme eines früheren Konzerts “vom Band”, während die tatsächlich anwesenden Künstler das Ganze komplementieren – und vor allem größtenteils akustisch überdecken.
KR
Wheel
Fernab von der ästhetischen und musikalischen Perfektion ihrer ohrenscheinlichen Vorbilder aus Los Angeles machten Wheel trotzdem einen recht souveränen Eindruck und überzeugten bereits mit ihrem Einstieg ins Set. Mit dem markant tooligen ‘Wheel’ zum Schluss haben sie das Wheel zwar nicht neu erfunden (Hahaha! Was für ein Gag!), aber sie waren schon herausragend gut…
MBü
… und füllten das (diesmal nicht ganz ausverkaufte) kuschlige Jugendzentrum Sjiwa gefühlt dennoch bis zum Bersten. Da sich diese Packdichte in den folgenden Tagen nie ganz in dieser Form wiederholte, scheinen doch einige Besucher nur für die Finnen erschienen zu sein. Und wurden dafür mit Highlights wie ‘Tyrant’ (hat da jemand Soen gesagt?), ‘Impervious’ (vom aktuellen, gleichnamigen Album), ‘Skeleton’ oder ‘Vultures’ belohnt. Einziger kleiner Kritikpunkt: Die Ansagen von James Lascelles waren praktisch nicht zu verstehen, jedenfalls für meinereinen.
KR
Day 2 – 07.10.: Chaosbay reinthronisieren das Schlagzeugsolo – und kurbeln für ihr Publikum
Hackberry
Traditionell bekommen als erste Band am PPE-Samstag wie -Sonntag noch etwas weniger bekannte niederländische oder belgische Künstler eine Chance. Die Niederländer Hackberry nutzten diese gleich mal für ein Wagnis: Denn ‘Lunares’ ist eine 16 lange Minuten währende vielteilige Suite. Und wenn Dich viele im Publikum erstmals live erleben oder sogar erstmals hören, scheint es ein klein wenig riskant, zum Start gleich mal einen Song auf Tagesschaulänge rauszuhauen. Und das ohne Gesang. Hat aber funktioniert. Noch besser vielleicht beim sich stark aufbauenden ‘Solitary March’ mit Mellotron-Streichern aus einem Nord Electro 6. Schön, wie sich die beiden Gitarristen mit durchaus unterschiedlichem Sound (rockig/bluesig vs. eher Metal), teils abwechseln, teils kleine Twin-Lead-Momente geschehen lassen.
KR
Die Niederländer hatten mit ‘Lunares’ einen durchaus guten Einstieg und waren technisch auch überzeugend, allerdings langweilt mich instrumentaler Prog Metal leider sehr schnell.
MBü
Chaosbay
Band des Tages! Mehr Energie und Spielfreude gab es an dem Tag und – wenn ich ehrlich bin – auf dem ganzen Festival nicht mehr. Die Setlist sah “all killers, no fillers” vor und erreichte dieses Ziel spielend. Die Kombination aus harten Riffs, massivem Core- und beinahe bravem Gesang fand der Autor – der eigentlich nicht zum Mitfeiern neigt – sehr beeindruckend. Das enge Sjiwa brodelte bei u.a. ‘Message in a Bottle’ und ‘Mediterranean’, wobei dieser Song zusätzlich mit einer sehr tiefgreifenden Message daher kommt und im Allgemeinen das Erlebnis Chaosbay gut widerspiegelt. Die Jungs sollten baldmöglichst die nächste Stufe an Anerkennung erreichen.
MBü
Da wir Jan und die Chaosboys schon so erfreulich lange und auch vergleichsweise gut kennen, hatte ich hier ziemlich “mitgezittert”: Würde die – trotz aller triumphalen Melodik – mit Abstand heftigste Abrissbirne im Billing wirklich abräumen können? Und wie viele langjährige PPE-Gänger kannten die eigentlich überhaupt vorab? Beide Fragen wurden vollinhaltlich von dem ohrenbetäubenden “ROAR!” (und zuvor sowie im Folgenden stets textsicherem Mitsingen aus vielen Kehlen) beantwortet, mit dem sich das Publikum für den Aufmacher ‘New Age’ bedankte, der vom aktuellen Album “2222” stammt. Einfach beeindruckend, wie Jan, dessen Stimme mit den Jahren immer noch besser wird, zwischen strahlendem Klargesang und abgrundtiefen Growls wechselt. Dazu kommt eine simple, aber ungemein wirkungsvolle Bühnenchoreographie, bei der alle nicht an einen Schlagzeughocker gefesselten Mucker abwechselnd auf eine der neben den Monitoren verteilten Kisten hüpft und von dort die tosende Menge anfeuert. Oder wenn Gitarrist Alex sich – dabei solierend! – beim extremen Dauer-Jumpen die Hoodie-Kapuze durchs Springen “aufsetzt”. Oder wenn Basser Matthias mit Alex “Köpfchen gibt’ (zumindest Katzenfreunde werden wissen, was ich meine), nur um ihm dann im Abgehen spielerisch ans Griffbrett zu greifen.
Höhepunkte in all dieser überquellenden Spielfreude und Klasse waren dann mal wieder das textlich wie musikalisch einfach berührende ‘Amen’ sowie ein Schlagzeugsolo (!), bei dem die Bandkollegen anbetend vor dem Kit knieten oder gar (die Begleitung weiterspielend!) lagen.
PS zu Chaosbay: Es war ein ausgesprochenes Extra-Vergnügen, im weiteren Verlauf des Tages immer wieder auf diese Sympathen zu treffen und gemeinsam rumzualbern. Doch nicht nur zu flachsen – denn dabei wurde unter anderem halbernst ein neues, spannendes Pro(g)jekt ankonzipiert. Und es sagt Einiges über diese Truppe aus, dass Alex so eben mal einem deutlich überforderten Mitglied unserer Redaktion beim Drehen von Rauchwaren assistierte. Freundliche Menschen halt. Zu allem anderen noch.
KR
Hei’An
Nach der gerade dankbar erfahrenen Energiedusche hatten es die Slowenen naturgemäß nicht ganz leicht mit ihrer Spielart von Progressive Metal, die ebenfalls von der Kombi clean/distorted vocals lebt. Sie kamen dennoch ganz gut an.
KR
Spieltechnisch und kompositorisch einwandfrei, die Songs erinnerten häufig an Haken und Co. Die Präsentation wirkte aber leider eher emotionslos und kalt wie Trockeneis. Seinen Beitrag dazu leistete der Sänger, der trotz Mönchskutte(?) mit Kapuze keine Austrahlung erzeugen und gesanglich wenig überzeugen konnte.
MBü
Dordeduh
Zweiter Höhepunkt des Tages! Frontman Hupogrammas schafft es im Gegensatz zu Hei’An spielend leicht, eine wahnsinnig fesselnde Atmosphäre zu erzeugen. Zum Klargesang liefert er vorzügliche Growls, die dem Black Folk Metal eine treibende Dynamik und eine fesselnde Energie verleiht. Cover-Artist Costin Chioreanu malte im Hintergrund live zur Musik ein Bild. Habe ich so noch nie gesehen, fand ich sehr beeindruckend und es unterstrich einmal mehr die mystische Ausstrahlung der Musik. ‘Descânt’ und ‘În Vieliștea Uitării’ sind aus der Setlist besonders hervorzuheben. Große Klasse!
MBü
Dem habe ich wenig hinzuzufügen. Nur vielleicht, dass Dordeduh 2012 entstand, als Edmond Karban aka Hupogrammas und Cristian Popescu alias Sol Faur überraschend Negura Bunget verließen. Ach ja, und das noch: Was Hupogrammas stimmlich veranstaltet, finde ich persönlich tatsächlich ziemlich einzigartig, obwohl es teilweise an “throat singing” à la Yat-Kha erinnert. Ach, und das noch: The Red Paintings aka Trash McSweeney haben Zeit ihres Bestehens immer schon synchron zu ihren Live-Auftritten Kunstwerke malen lassen – allerdings auf menschliche Leinwände.
KR
An Abstract Illusion
Dass fünf Minuten vor Stagetime überwiegend hart gestresst dreinblickende Gesichter auf der noch taghell erleuchteten Bühne zu sehen waren, deutete das Problem bereits an. Irgendwas mit dem Bühnensound generell sowie vor allem mit Sampler-Zuspielungen funktionierte überhaupt nicht. Und das blieb leider auch so, als es mit knapp 20-minütiger Verspätung endlich losging: ohrenzerfetzende Lautstärke bis hin zum Clipping, akustische Artefakte, die garantiert nicht geplant waren. Besonders leid konnte einem Lead-Gitarrist Karl Westerlund tun, der die irrsten Tapping-Soli spielte, von denen man in dem ganzen Krachbrei aber nur via Monitorsound irgendetwas ausmachen konnte, wenn man ganz vorne links vor der Bühne stand. Teils gab es Zuspielungen, die lauter als das live Gespielte erklangen – und mit jeder Menge knackender, prasselnder Störgeräusche obendrauf. In Summe der mieseste PPE-Bühnensound, den ich seit 2001 erlebt habe – und das ist einfach jammerschade um einen der musikalisch interessantesten Gigs des Festivals. Doch auch das konnte Pogo-Ansätze im Publikum nicht verhindern – die Musik war halt grundsätzlich zu gut.
KR
Dritter Höhepunkt des Tages und für den Autor die zweitbeste Band des Festivals! Bereits beim Einstieg mit ‘The Behemoth That Lies Asleep’ ging die Vorfreude allerdings schnell in Ernüchterung über. Denn auch bei den Schweden war der Sound – gelinde gesagt – eine Zumutung. Keine Feinheiten, nur Gedröhne. Bei den sehr detailierten Songs der Band wirkt das auf Dauer leider zermürbend. ‘Drop This Planet of Dust’ und ‘In the Heavens Above, You Will Become a Monster’ bildeten zusammen trotzdem einen epischen Abschluss. Eine großartige Fülle von wunderschönen Harmonien und Melodien, wobei hier der zweite Wermutstropfen ins Spiel kommt. Eine Sache, die nicht nur bei dem Gig von An Abstract Illusion, besonders in ruhigen Phasen als extrem störend empfunden wurde. Das teilweise lautstarke Gequatsche von Leuten, die an der Musik anscheinend nicht wirklich interessiert sind. Da fragt man sich natürlich, wieso man sich – wenn man vom letzten Urlaub erzählen will – nicht gleich in die erste Reihe stellt. Respektlos gegenüber der Band und den Leuten, die die Musik hören wollen.
MBü
Wilderun
Apropos Zuspielungen: Bei dieser PPE-Ausgabe wurde vielfach amüsiert bis kritisch angemerkt, dass bei mehreren Bands so relativ viel “vom Band” kam, insbesondere von “invisible keyboard players”. Bei den Amis war es die akustische Gitarre. Was nicht wenig irritierte, da die im Sound ziemlich präsent ist. Positiv am Gebotenen (in den Worten der Band: “variations on metal, prog, folk and orchestral music”) waren die vielen ansprechenden Melodien und symphonischen Parts – mit sparsam eingestreuten Growls.
KR
Nicht gesehen, weil es mir ob der Menge an schreienden Leuten und der Enge rund um das Sjiwa irgendwann zu viel wurde.
MBü
MBü
Day 3 – 08.10.: Maybe I’m (ter)amazed
Omnerod
Erneut ein mutiger Einstieg in den Festivaltag: Avantgarde Technical Death Metal von einer Formation, die viele nicht auf dem Zettel gehabt haben dürften. Und auch wieder ein Longtrack zu Beginn (‘Satellites’, knapp zwölf Minuten). Der ausgezeichnete Schlagzeuger war originellerweise rechts statt zentral auf der Bühne platziert. Auffallend die Kontraste zwischen gurgelnden Growls und klarem, hohen “Engelsgesang”.
KR
Bei denen hatte ich Vorurteile, auch, weil ich den Namen nicht kannte. Mit dem Opener ‘Satellites’ haben sie mich aber doch gekriegt. Sehr guter Drummer, sehr tighte Performance und u.a. mit ‘Magnets’ einige gut knallende Death-Prog-Stampfer dabei. Der teilweise schiefe Klargesang hat an einigen Stellen gestört. Im allgemeinen aber gute Band und gute Show.
MBü
Obsidian Tide
Auf Platte und auch live leider langweilig. Da gab es nichts, was wirklich anders oder besonders war.
MBü
Um die Israelis davor wenigstens etwas in Schutz zu nehmen: Ich fand Material wie ‘Halo Crvsher’ oder ‘The Invasion On Paradise’ vom just erschienenen “The Grand Crescendo” ziemlich ansprechend. Begeistert war ich vom feinzeichnenden Band- und insbesondere dem grandiosen Bass-Sound (es geht also prinzipiell doch, auch im Sjiwa). Heftig abgelenkt blieb ich durch die Frage, ob Bassist und Drummer – beides ausgesprochene D’Artagnan-Typen – trotz abweichender Nachnamen nicht doch eineiige Zwillinge sind.
So blieb als einziges subjektives Problem, dass die ruhigen Passagen immer arg lieblich bis teils sogar kitschig gerieten – die heavy parts aber umso heftiger.
KR
Ihlo
Bei Freunden und Bekannten sind die Briten hervorragend angekommen. Ich selbst fand die hohe, klare Gesangsstimme angenehm und Material wie ‘Starseeker’ melodisch, aber nach ein paar weiteren Songs leider auch ein wenig beliebig. Das wird aber mehr an mir und am zuvor Erlebten als an der fraglosen Güte der Band gelegen haben.
KR
Bis auf den Drummer alles ein wenig handzahm. Die Songs sind schon ganz gut und machen stellenweise auch wirklich Spaß, aber der dünne und unspektakuläre Gesang hat’s etwas vermiest.
MBü
(Setlist vom September, wird aber ähnlich gewesen sein)
Maraton
Au Backe. Der Sänger ist ein Hüne ganz in Weiß – Marke Tennislehrer – mit Goldkettchen, der als erstes mal zum Mitschun…, mhm, Mitklatschen auffordert. Wie wird das enden? Ganz zauberhaft, mit dem perfekten Soundtrack für eine unglaublich abgehende Achtzigerjahre-Party nämlich. So etwas funktioniert auf diesem Festival halt auch hervorragend – sozusagen eine Karaoke-Einlage als Vorgriff auf die Afterparty. Spätestens ab ‘Seismic’ gab es dann auch kein Halten mehr. Vor wie auf der Bühne. Blondie griff sich immer öfter in den Schritt bzw. ordnete sein Beinkleid. Und fragte nach fast jedem Lied “Want some more?!” Entweder wähnte der Marat(h)on Man sich also auf einem Kindergeburtstag (womit er ja nicht ganz falsch läge). Oder er ist gar nicht so Testosteron-strotzend selbstbewusst, wie er sich gibt. Wir werden’s nicht ergründen…
Immer gern genommen werden hingegen stage moves wie Publikumsmitglieder in sein Mikro singen zu lassen. Oder in den kleinen Graben zu hopsen und von dort das Geschehen zu lenken.
KR
Auch hier war der Gesang der entscheidende Minuspunkt in der sonst einwandfreien, hochklassigen Performance. Der Sänger hatte deutlich Probleme mit den hohen Tönen und schien ab und an keine Luft mehr übrig zu haben. Die Songs klangen klassisch norwegisch. Auf Platte fand ich die gut bis sehr gut.
MBü
Darkwater
Vor den Schweden war uns vorher unfair bange gemacht worden, so erwarteten wir jetzt eine seifige Seventh-Wonder-Variante. Jottlob völlig falscher Alarm. Genau wie der um grad mal fünf Minuten verspätete Beginn des Konzertes, das gleich mal mit einem – aber völlig souverän gemeisterten – Fehlstart begann. Von ‘A New Beginning’ bis ‘Alive’ waren das begeisternde eineinviertel Stunden besonders melodischer Progressive Power Metal. Starker Gesang, die besten Keyboards des Festivals (nicht vom Band).
Nicht gesehen, weil: Heimfahrt.
MBü
Teramaze
Sollten Festival-Reviewer parteiisch Bericht erstatten? Natürlich nicht. Tue ich das trotzdem? Hell, you bet! Was war denn los? Der Autor hat mit und durch einen Song dieser Band seine bislang größte emotionale Krise irgendwie erst beinahe nicht und dann auch damit irgendwie doch überstanden – mit welchem wird hier nicht verraten. Nachdem Bandboss Dean Wells mir freundlicherweise vor kurzem erklärt hat, welche (einem Freund von ihm tatsächlich widerfahrene – die Lyrics passen perfekt zu beiden Geschehnissen) Story hinter der atemberaubend schönen Komposition steht, bot sich die Frage an: Werdet Ihr das auf dem PPE spielen? Antwort: “We don’t know yet.”
Auf dem Festival treffe ich ihn im Getümmel, bedanke mich nochmals für die Erklärung des Hintergrunds für diesen Übersong. Und frage natürlich erneut. Der Maestro lächelt nur und drückt mir die Hand.
Später von der Bühne: “We didn’t want to play this song. But somebody requested it.” Total bliss.
Aber auch sonst und ganz ohne persönliche Hintergründe war dies für mich der stärkste Auftritt des an solchen nicht eben armen Festivals. Mit einem einzigen Manko: ausgerechnet Deans so markanter Gesang versank etwas im insgesamt recht aggressiven Sound. Der vom neuen/alten Sänger Nathan Peachey (in Phantasieklamotten mit Kreuzen an Ketten sowie Schnallenstiefeln gewandet) erschien jedenfalls ganz erheblich lauter im Mix. Ansonsten aber ein melodietrunkener Siegeszug von Melbourne’s Finest. Vom Abheben mit ‘Flight Of The Wounded’ (erneut ein Longtrack als Einstieg) bis zum endgültigen Triumph ‘The Battle’ – allerdings auch mal wieder mit zugespielten Keyboards.
KR
Nicht gesehen, weil: Heimfahrt.
MBü
Fazits
WokPower statt ProgPower Catering
Die Bandauswahl war gut und abwechslungsreich, dabei wurden die Anfangszeiten größtenteils eingehalten. Die Organisation rund um Einlass, Getränkeausgabe, Merchandise, Toiletten und Sauberkeit war hervorragend. Das Team war überaus freundlich und hilfsbereit. Preislich war alles im grünen Bereich. Für den Preis von 100 Euro für das Wochenendticket und 2,70 Euro für ein kleines Bier schon fast einmalig günstig. Außerdem hat das ganze Festival einen angenehmen, familiären Charme. Baarlo ist ein schönes kleines Städtchen, wo man sich vor, während und nach dem Festival jederzeit gut kleine Entspannungspausen gönnen kann.
Nachteile waren der Sound in der Halle, das ständige Gequatsche während der Konzerte, das häufige Rumgeschreie draußen sowie das Catering. Es kann einfach nicht sein, dass hier für Vegetarier und Veganer nur Tomatensuppe und ein geschmacksneutrales Toastirgendwas angeboten wird, das am letzten Tag dann sogar noch ausverkauft war. Der massive Gestank von verbranntem Fleisch oder Speck hat das Ganze nicht angenehmer gemacht.
Der Sound wird wohl seine Ursache in der Architektur des Gebäudes haben. Ich gehe davon aus, dass den Veranstaltern das eh klar ist und die Menschen am Soundboard ihr Bestes versuchen. Was das ständige, lautstarke Gequatsche und Geschrei während der Konzerte angeht, wird es hier wohl keine andere Lösung geben, als sich daran zu gewöhnen.
Die positiven Aspekte überwiegen. Bin vermutlich beim nächsten Mal wieder dabei.Top 5:
Chaosbay
An Abstract Illusion
Dordeduh
Wheel
OmnerodMBü
Mein zweites ProgPower Europe Festival nach 2022.
Der größte persönliche Unterschied zum Vorjahr:
Ich war im Kasteel De Berckt untergebracht. Genau wie ein Großteil der anderen Festivalbesucher und viele der Bands.
Ein einzigartiges Erlebnis. Nirgends sonst kann man Musikern auf einem persönlichen Level so nahe kommen:
Gemeinsames Frühstück, Abende am Lagerfeuer und ein Tisch, auf dem Essen und Getränke geteilt werden.
Zudem gab es dort am Donnerstag Abend schon eine Pre-Party in der schlosseigenen Kapelle; organisiert von den Kollegen von The Prog Space, durchgeführt von drei Mitgliedern von Novena.Um nachvollziehen zu können, welche Stimmung dort vorherrschte, muss man nur einen Blick auf die Setlists des Abends werfen.
Das Festival selbst fand ich in diesem Jahr nicht ganz so überzeugend wie das vom letzten Jahr. Im Vergleich zum Kölner Euroblast ging das PPE 2023 allerdings eindeutig als Sieger vom Platz. Hauptgrund für diese Platzierung: Der Sound. Schlechter als im letzten Jahr, aber im Schnitt deutlich besser als in der Essigfabrik. Und auch die Bandauswahl fühlte sich ausgewogener an als beim Euroblast.
Tendenz für 2024:
Sollten die Euroblast-Organisatoren nicht mit einem Monster-Line-up ködern, werde ich im nächsten Jahr wohl wieder an die Ufer der Maas pilgern und den Rhein nur im Vorbeifahren wahrnehmen.Top 5:
Chaosbay
Teramaze
Omenrod
Wheel
Dordeduh/MaratonFF
Ganz Michas und Flohs Meinung (bis auf das Kasteel. Denn just da war ich wirklich viele Jahre lang abgebildet, es war auch jedesmal geil, aber es gab nie auch nur annähernd genug Schlaf aus genau den von Dir Novizen angeführten Gründen. Und wie hart stehe ich mittlerweile auf das Festiwellness-Programm, das Oostappen De Berckt in genau gleicher fußläufiger Distanz zum Sjiwa bietet).
Spitzenklasse:
– Bandauswahl, belohnt durch Besucher aus diesmal 27 Nationen!
– Die Musiker tummeln sich mehrheitlich aufrichtig an anderen Bands und den Fans interessiert im Publikum und sonstwo auf dem Gelände
– ProgPower Crew (Freiwillige!)
– ProgPower Family
– Leffe im Ausschank
– oranges Festival-Bändchen 😉
Unnötige Störungen all dieser Perfektion:
– Sound vieler Auftritte, aber siehe oben…
– Catering: faire Preise, aber siehe oben…
– Das diesjährige Poster ist einfach großartig. Das Design des Festivalshirts diesen Jahres hingegen einfallslos bis unattraktiv.Top 5:
Teramaze
Chaosbay
An Abstract Illusion
Dordeduh
OmnerodKR
PS: Die ProgPower Europe Party geht (spätestens) vom 04. bis 06.10.2024 weiter.
Text:
Michael Büttgen
Klaus Reckert
Live-Fotos: Floh Fish (Prog in Focus)
Surftipps zu ProgPower Europe:
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A brief, incomplete history of PPE in festival reviews
Festival-Bericht PPE 2022, Tag 1
Festival-Bericht PPE 2022, Tag 2
Festival-Bericht PPE 2022, Tag 3
2013: Beauty in a different light
2013: The Ocean is the ultimate solution
2003: Familientreffen des ProgMetal (von Stephan Kunze, R.I.P.)
2003: The Prog, The Power And The Glory (von Stephan Kunze, R.I.P.)