Flying Circus – 1968

0

(48:15, CD, Vinyl, Digital, Fastball Music, 2020)
1968 war bekanntlich eine Zeit des Umbruchs und großer Veränderungen. Die im Raum Grevenbroich ansässigen Flying Circus widmen sich auf ihrem aktuellen Album konzeptionell den verschiedenen Ereignissen dieses Jahres. So werden verschiedene Episoden, wie z.B. das Massaker von Mỹ Lai während des Vietnamkriegs, die Niederschlagung des Prager Frühlings, die Ermordung von Martin Luther King oder die Studentenunruhen in Berlin thematisch beleuchtet. Die Titel sind bis auf das zweigeteilte, programmatisch betitelte ‘The Hopes We Had’ nach den Städten und Orten benannt, an denen die jeweils behandelten Geschehnisse stattfanden.

Wie von den bisherigen Alben gewohnt, vertraut der Fünfer Michael Dorp (Gesang), Michael Rick (Gitarre, Gesang), Rüdiger Blömer (Keyboards, Violine), Roger Weitz (Bass, Gesang) und Ande Roderigo (Schlagzeug, Gesang) auf einen gut ausgewogenen Mix aus den Bereichen Art / Hard / Progressive Rock. Rockansätze werden immer wieder durch verspielte Parts angereichert, gelegentlich folkige Ausflüge an der Violine gehören ebenfalls dazu. Dabei setzt die Band eher auf eine direkte Interpretation, versteht es aber immer mit interessanten inhaltlichen Wechseln und kurzen Soloparts ihre Songs vielschichtig auszugestalten.

So ist der Einstieg mit dem druckvoll stampfenden, mit einigen schrägen Momenten versehenen ‘Paris’ nur eine Nuance der stilistischen Merkmale, während z.B. bei ‘ Mỹ Lai’ etliche Stimmungs- und Rhythmuswechsel dem Song immer wieder eine neue Richtung geben. Das kurze Instrumental ‘Vienna’ bietet verschachtelten Funk Rock. Auch wenn die Musik geschichtlich zurückblickt, so ist hier nicht alles von einer typischen Retro-mäßigen Stimmung durchzogen, selbst wenn die Hammondorgel hin und wieder ihr röhrendes Recht bekommt.

Aufgenommen in den legendären Dierks Studios in Stommeln, in denen u.a. in den 70ern diverse Krautrock-Alben entstanden, wurde zwar ein gewisser Brückenschlag zur Vergangenheit unternommen. Dennoch ist das Endresultat eine zeitgemäße, wuchtige Produktion, die Gestern und Heute verbindet. Eine etwas andere Geschichtsstunde.
Bewertung: 11/15 Punkten (KR 10, KS 11)

Surftipps zu Flying Circus:
Homepage
Facebook
YouTube
Spotify
iTunes
Deezer

Abbildungen: Flying Circus

image_pdfArtikel als PDF herunterladenimage_printArtikel drucken
Teilen.

Über den Autor

Höre eigentlich alles quer durch den bunten Gemüsegarten des Progressive Rocks, vergesse dabei aber auch nicht den Blick über den Tellerrand hin zu "normaler" Rock- und Popmusik, auch wenn mir vom aktuellen Mainstream leider immer weniger gefällt.

Antworten

Hinweis: Mit dem Absenden deines Kommentars werden Benutzername, E-Mail-Adresse sowie zur Vermeidung von Missbrauch für 7 Tage die dazugehörige IP-Adresse, die deinem Internetanschluss aktuell zugewiesen ist, in unserer Datenbank gespeichert. E-Mail-Adresse und die IP-Adresse werden selbstverständlich nicht veröffentlicht oder an Dritte weitergegeben. Du hast die Option, Kommentare für diesen Beitrag per E-Mail zu abonnieren - in diesem Fall erhältst du eine E-Mail, in der du das Abonnement bestätigen kannst. Mehr Informationen finden sich in unserer Datenschutzerklärung.

Flying Circus – 1968

von Kristian Selm Artikel-Lesezeit: ca. 1 min
0