
Progressive Metal • Metalcore • Djent • Pop
(50:16; Vinyl (2LP), CD, Digital; Eigenveröffentlichung; 31.10.2025)
Mit "Angel" liefern Unprocessed erneut den Beweis, dass sie alles andere als eine Band sind, die sich auf Erfolgen ausruht. Nach dem aggressiv-dichten "...And Everything In Between" (2023) und dem poppigen Hochglanzprodukt "Gold" (2022) scheinen Manuel Gardner Fernandes und seine Mitstreiter nun eine Art Synthese gefunden zu haben: härter, emotionaler, komplexer – und doch näher am Hörer als jemals zuvor.
"Angel" ist keine Rückkehr zum polierten Popsound von "Gold", aber auch kein Stillstand auf dem Level des Vorgängers. Die Band erweitert ihre klangliche Palette konsequent: Downtuned Riffs treffen auf elektronische Elemente, Metalcore auf Drum'n'Bass-Einflüsse, und selbst die ruhigeren Momente wirken intensiver und intimer, weil sie weniger steril produziert sind. Tracks wie 'Sleeping With Ghosts' oder 'Beyond Heaven's Gate' zeigen, wie geschickt Unprocessed ihre Progressive-Wurzeln mit einem modernen, dynamischen Metalcore-Ansatz verknüpfen – der Opener '111' setzt gleich ein brachiales Statement, ohne die melodisch-popige Seite zu vernachlässigen.
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'Sacrifice Me' erinnert mit seinem balladesken Intro doch sehr an "Gold"-Zeiten, hat aber deutlich mehr Edges & Groove als allles was sich auf diesem Album befand.
Und 'Snowlover' setzt mit seinem knarzenden Sound und den Aggro-Screams sogar noch einen drauf, wird durch den epischen Chorus aber in einer guten Balance gehalten.
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Mit 'Terrestrial' wagen sich die Wiesbadener sogar auf brachiales Deathcore-Territorium vor, was in diesem kompromisslosem Extrem nicht zu erwarten war.
Eine ganz andere Richtung schlagen die Hessen mit 'Your Dress' ein, denn hier werden Elemente aus Ambient, Industrial und Gothic miteinander kombiniert. Da wirkt 'Where I Left My Soul' im direkten Anschluss regelrecht generisch und im Kontext dieses Albums regelrecht poplastig.
Die Gästebeiträge sind mehr als bloße Features: Zelli von Paleface Swiss auf 'Solara' bringt eine neue vokale Dimension, die sich organisch in den Sound der Band einfügt.
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Jason Aalon Butler hingegen füllt die fast Nu-Metal-artigen Parts in 'Head In The Clouds' mit einer Intensität, die den Hörer in eine andere Sphäre katapultiert. Diese Kollaborationen verstärken die Dualität, die das Album als Konzept trägt: Engel, gefallene Engel, innere Transformation, das Spiel zwischen Licht und Dunkelheit.
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Ansonsten wären da noch 'First Tongue' mit einem großartigen Keyboardriff, das leider nicht mehr als ein Fragment, eine unausbearbeitete Idee bleibt, das magisch wirkende 'Perfume', bei dem sanfte Melodie und wunderbare Harmonien auf postrockige Atmosphäre und powervolle Riffs treffen sowie das abschließende 'Dark, Silent & Complete', bei welchem Unprocessed Atmosphäre und Abrissbirne noch einmal ordentlich aufeinanderprallen lassen.
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Im Vergleich zu seinen beiden Vorgängern ist "Angel" spannender, kontrastreicher und vielseitiger, zugleich aber auch sperriger und nicht so leicht zugänglich. Die Gitarrenarbeit von Manuel und Christoph Schultz sprengt erneut jede Erwartung – technisch brillant, aber immer in den Dienst der Songs gestellt. Bassist David Levy und Schlagzeuger Leon Pfeifer liefern rhythmische Gerüste, die die teils chaotische Progressivität stützen, ohne die Emotionalität zu opfern.
"Angel" wirkt wie ein Lichtschein in einer Welt, die Unprocessed selbst als "das Unbekannte" beschreiben: geheimnisvoll, überwältigend, manchmal verstörend, aber stets faszinierend. Wer die Band von "Gold" kennt, wird überrascht sein, wie viel Härte und Ausdruckskraft in dieser Formation steckt; wer "...And Everything In Between" mochte, wird hier noch tiefere, beinahe intime Momente entdecken.
Unprocessed bleiben unvergleichbar – eine deutsche Modern-Metal-Band, die auf jedem Album neu erfindet, ohne ihre Wurzeln zu verleugnen. "Angel" ist vielleicht sperriger als seine Vorgänger, aber genau das macht es zu einem aufregenden Kapitel der Bandgeschichte.
Bewertung: 12/15 Punkten
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Besetzung:
• Manuel Gardner Fernandes - Gesang & Gitarren
• Christoph Schultz - Giarren
• David John Levy - Bass & keys
• Name - Schlagzeug
Gastmusiker:
• Marc Zellweger
• Jason Aalon Butler
Surftipps:
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• Rezensionen, Liveberichte & Interviews
Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise Hold Tight zur Verfügung gestellt.

