
Progressive Metal • Symphonic Metal
(41:47; CD, Digital; Frontiers Music s.r.l.; 18.07.2025)
Symphonic Metal und ich – normalerweise ein Verhältnis höflicher Distanz. Zu viel Pathos, zu viel Glitzer, zu viel "Metal-Disneyland". Und doch stolperte ich über "Souls", das dritte Album der israelischen Alleskönner Scardust, weil unser Chef-Betreuer Klaus die Scheibe frech in seine Jahres-Top-10 gemogelt hatte. Na gut, dachte ich, einmal reinhören. Tja – und jetzt dreht "Souls" Runde um Runde in meinem Player.
Bekehrt hat mich das Quintett nicht. Aber Scardust schaffen es bereits mit dem Opener 'Long Forgotten Song' mit einer Mischung aus progressiver Verspieltheit, mittelalterlich-folkigen Ornamenten und einer schamlosen Freude an Opulenz, mich genau dort abzuholen, wo Pomp-affiner Symphonic-Metal normalerweise krachend an mir vorbeirutscht. Hier wird nicht nur geklotzt, hier wird gebaut: Hellscore-Chor, Streichquartett, ein türkisches Orchester, mediterrane, orchestrale und sogar keltische Einflüsse – und mittendrin Noa Gruman, die gleichzeitig Diva, Dirigentin, Erzählstimme und Metal-Frontfrau ist.
Musikalisch ist das Ganze ein einziger, herrlich überzeichneter Balanceakt: progressive Rhythmusarchitektur trifft auf anthemic choruses, Oriental-Metal-Schimmer, Musical-Theatralik und cineastischen Bombast. Songs wie 'My Haven' oder das mit tiefen Growls geschmückte 'RIP' zeigen die technische Präzision, für die Scardust seit Jahren gelobt werden.
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Mit dem überaus eingängigen 'Dazzling Darkness' hingegen stellen Scardust ihre melodische Seite in den Mittelpunkt.
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'Unreachable' wiederum bringt zusammen mit der TLV Orchestra jenen orchestralen Atem, der das Album endgültig Richtung Soundtrack-Größe wachsen lässt.
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Das instrumetal gehaltene Orchestrale 'End Of the World' ist näher an Oper als an Rockmusik dran, wohingegen das opulente wie komplexe, mit der Violine von Subway To Sallys Ally Storch verfeinerte 'Searching Echoes' als emotionalster Track des Albums betracjhtet werden kann.
Und wenn Ross Jennings in der epischen, dreiteiligen 'Touch Of Life'-Suite auftaucht, bin ich ohnehin verloren.
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Ja, "Souls" ist fett. Und ja, man muss sich darauf einlassen – nebenbei hören funktioniert nicht. Aber wer bereit ist für ein Album, das völlig ungeniert die Grenzen zwischen Prog, Symphonic, Folk, Musical und Metal aufsprengt, findet hier ein in jeder Hinsicht ambitioniertes, gewagtes und überraschend mitreißendes Werk. Ich bleibe also weiterhin kein Symphonic-Metal-Jünger – aber "Souls" gebe ich mir verdammt gerne.
Bewertung: 12/15 Punkten (FF 12, KR 13)
Tracklist:
1. 'Long Forgotten Song' (4:21)
2. 'My Haven' (3:18)
3. 'RIP' (3:40)
4. 'Dazzling Darkness' (2:37)
5. 'Unreachable (feat. TLV Orchestra)' (4:31)
6. 'End Of The World' (2:20)
7. 'Searing Echoes' (feat. Ally Storch) (7:44)
8. 'Touch Of Life I - In Your Eyes' (feat. Ross Jennings) (2:41)
9. 'Touch Of Life II - Dance Of Creation' (3:17)
10. 'Touch Of Life III - King Of Insanity' (feat. Ross Jennings) (7:18)

• Noa Gruman - Vocals
• Gal Gabriel Israel - Guitar
• Aaron Friedland - Keyboards
• Orr Didi - Bass
• Yoav Weinberg - Drums
Gastmusiker:
• TLV Orchestra
• Ally Storch
• Ross Jennings
Surftipps:
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Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise cmm zur Verfügung gestellt.

