
Industrial Metal • Drone • Electronic • Noise • Konzeptalbum
(34:11; Vinyl, CD, Digital; Relapse Records; 03.10.2025)
Mit "Nocturnal Birding" hat Tristan Shone den Vogel nicht nur abgeschossen, sondern einmal komplett seziert, mechanisiert und durch seine Industrial-Mühlen gedreht. Das Konzept – Songs, die auf realen Vogelgesängen basieren – klingt zunächst nach Naturromantik, doch wer Author & Punisher kennt, weiß: Hier zwitschert höchstens das Metall. Und selbst das eher widerwillig.
Vom Wiesenstärling über den Höckerschwan bis zum sagenumwobenen Terrorvogel Titanis arbeitet sich Shone durch ein ornithologisches Bestiarium, dessen Gesänge er gnadenlos verfremdet, über Gitarren imitiert oder elektronisch mutieren lässt. Nur selten, wie im Opener 'Meadowlark', in 'Mute Swan' oder zu Beginn des abschließenden 'Thrush', blitzt kurz so etwas wie Melodik auf – ein Moment der Helligkeit, bevor die Drone-, Industrial- und Noise-Lawine wieder alles überrollt.
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Dass "Nocturnal Birding" sogar noch härter, düsterer und sperriger ausgefallen ist als sein Vorgänger "Krüller", überrascht angesichts des Naturthemas enorm. Ein wesentlicher Faktor: Gitarrist Doug Sabolick, erstmals regulärer Mitstreiter und verantwortlich für den organischeren, aber auch tonnenschweren Klang, der Shones Maschinenpark perfekt ergänzt.
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Die internationale Gästeliste – die indonesische Primal-Core-Band Kuntari, die französische Industrial-Truppe Fange sowie Couch-Slut-Frontfrau Megan Oztrosits – sorgt zusätzlich dafür, dass das Album immer wieder unvorhersehbare Wendungen nimmt, ohne jemals seinen Fokus zu verlieren. Zwischen all dem Donnern und Bohren lugen hier und da die ursprünglichen Vogelmelodien hervor, doch nur, wenn man weiß, wonach man sucht.
Inhaltlich verankert Shone das Album tief in seinem Engagement für Border Angels und der humanitären Katastrophe an der US-mexikanischen Grenze.
I’ve been doing my waterdrop work, which has been eye-opening for me. Border Angels is a group that drops water along the US/Mexico border. Two years ago, they opened up for volunteers again and I got to go out on a hike with them. I was out in Jacumba where I started doing hikes once a month, dropping water and getting to know some people, and I’ve been doing it ever since. It was very humbling and there was always this soundtrack of the birds out there through different seasons. For me it was an awakening: my eyes and ears were open to nature and this cruel and unnecessary humanitarian crisis at the border.
Natur und mechanisierte Brutalität prallen hier nicht zufällig aufeinander – sie kommentieren sich gegenseitig.
Unterm Strich ist "Nocturnal Birding" ein harsches, aber faszinierend kurzweiliges Stück Industrial-Kunst, das seine ornithologische Idee weit jenseits des Offensichtlichen ausspielt. Für Fans von Industrial, Electronica und Drones ein Pflichtflug – Nachtmodus inklusive.
Bewertung: 11/15 Punkten
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Besetzung:
• Tristan Shone - Drone Machines, vocals, synth, programming
• Doug Sabolick - guitars and back up vocals
Gastmusiker:
• Kuntari - drums (track 2)
• Megan Oztrosits - vocals (track 3)
• Fange - vocals, guitars, bass & aditional drum programming (track 4)
Surftipps:
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• Wikipedia
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Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Petting Zoo Propaganda zur Verfügung gestellt.

