Der wahre Zauber war nie an Steine gebunden
Als 2016 die erste Ausgabe des Midsummer Prog Festivals angekündigt wurde, ahnte wohl niemand, dass hier etwas entstehen würde, das bald zum festen Eintrag im Kalender jedes progressiv tickenden Musikfreundes gehören sollte. Denn auch wenn das Line-up damals schon mit großen Namen wie Gazpacho, Pain Of Salvation oder Anathema glänzte und mit iamthemorning oder Caligula’s Horse spannende Newcomer präsentierte – das eigentliche Herzstück des Festivals war nie nur die Musik. Es war der Ort selbst: das Openluchttheater Valkenburg, eingebettet in eine pittoreske Altstadt im Schatten einer mittelalterlichen Burg, von sanftem Grün umgeben, atmosphärisch, kuschelig und vor allem: intim.
Wer einmal dort war, verstand sofort, warum viele Jahr für Jahr zurückkehrten – unabhängig vom Programm. Die Felsen, die Stille zwischen den Songs, die sanft flackernden Lichter über den Zuschauerrängen – all das machte Valkenburg zu einem fast mythischen Ort für Freundinnen und Freunde progressiver Musik. Für viele – auch für mich – wurde das MSP zu einer jährlichen Pilgerreise. Anfangs mit meiner Frau, später mit den Kindern, immer mit diesem Gefühl, ein kleines, geheimes Paradies wiederzufinden.
Dann kam Corona – und mit ihr die bittere Stille. Zwei Jahre ohne das vertraute Ritual, ohne die Gemeinschaft, ohne Valkenburg. Umso größer die Freude, als 2022 endlich wieder Musik durch das Openluchttheater hallte und das Midsummer Prog seine Rückkehr feierte. Die Begeisterung war so überwältigend, dass das Festival ab 2023 auf zwei Tage ausgedehnt wurde – ein seltener Lichtblick in Zeiten, in denen andere Veranstaltungen leise aus den Kalendern verschwanden.
Doch 2024 folgte der nächste Schock: Lärmschutzauflage der Stadt drohten dem MSP das Ende zu bereiten. Kein lauter Gesang, kein Schlagzeugdonner mehr in Valkenburg – das klang nach einem Abgesang. Doch die Veranstalter gaben nicht auf. In beeindruckender Geschwindigkeit fanden sie eine neue Heimat: den Innenhof der Muziekgieterij im Herzen von Maastricht. Nur wenige Autominuten entfernt, aber eine völlig neue Welt.
Das Festival musste aus organisatorischen Gründen in den Mai rutschen, doch das Line-up versprach, den Umzug mit Würde zu tragen: Wheel, Soen, Neal Morse & Friends, Solstice, Alex Henry Foster, Weather Systems, Paatos, Sylvan, Pre-Historic Animals, Lux Terminus und Heath – ein beeindruckendes Aufgebot zwischen Szenegröße, Kultband und Neuentdeckung.
Und doch schwebte über allem die eine Frage: Würde Maastricht die Magie von Valkenburg einfangen können? Oder blieb das neue Setting trotz aller organisatorischen Vorteile nur ein schaler Ersatz für den Charme der Felsenbühne? Die Veranstalter gaben sich optimistisch, schwärmten von „Harry-Potter-Quidditch-Atmosphäre“ und neuen Möglichkeiten – und siehe da: Auch 2025 blickte man wieder in viele vertraute Gesichter. Vielleicht, so schien es, war der wahre Zauber des Midsummer Prog nie an Steine gebunden, sondern an die Menschen, die jedes Jahr zurückkehren, um gemeinsam die Sommersonnenwende im Zeichen des Prog zu feiern.
Tag 1
Lux Terminus
Ein Festivalauftakt ist immer ein kleiner Balanceakt. Zu früh zu laut – und man erschreckt die, die gerade erst den ersten Kaffee verdaut haben. Zu ruhig – und man riskiert, dass die Stimmung erst gar nicht zündet. Lux Terminus schafften diesen Spagat mit beeindruckender Eleganz. Das Trio um Vikram Shankar – bekannt als Keyboarder von Redemption, Silent Skies und als Teil der Liveband von Within Temptation – eröffnete den Tag mit einem Set, das man wohl am treffendsten als Lounge Prog bezeichnen kann Instrumental, groovy, verspielt – aber nie verkopft.
Vikram stand im Mittelpunkt, nicht nur musikalisch, sondern auch physisch: mit ausdrucksstarker Mimik, großer Gestik und dieser unverkennbaren Aura eines Musikers, der endlich da angekommen ist, wo er hingehört. Man merkte ihm die Freude über seinen ersten Auftritt mit Lux Terminus in Europa regelrecht an, bei dem sie u.a. Auszüge aus ihrem aktuellen Album "Cinder" präsentierten. Hinter seinem Keyboard wurde er zum Dirigenten einer kleinen, feinen Klangwelt, in der sich Jazz, Prog und Filmmusik die Hand reichten.
Der Sound war klar strukturiert, das Schlagzeug wechselte geschmeidig zwischen Groove (Matthew Kerschner am Schlagzeug)und filigranen Akzenten, der Bass schmiegte sich warm darunter, während Shankar die Töne in Wellen über die Bühne goss – mal perlend, mal sphärisch, gelegentlich mit einem kurzen Schlenker in vertracktere Gefilde. Doch gerade, wenn’s zu komplex zu werden drohte, fing er sich wieder, fand zurück zu diesen plätschernden Pianoläufen, die mehr Seele haben als jedes Frickel-Solo.
Besonderer Moment: 'Catalyst', bei dem Ross Jennings (Haken, Novena, und hier einer der „Friends“ von Neal Morse) als Gastsänger die Bühne betrat. Die Kombination funktionierte verblüffend gut – seine warme Stimme fügte sich perfekt in das luxuriös fließende Klangbild. Danach folgte mit 'The Courage To Be' der letzte Song, den die Band mit einem wunderbar entspannten Intro ankündigte. Hier zeigte sich nochmals, wie emotional aufgeladen selbst instrumentale Musik sein kann, wenn sie mit Gefühl gespielt wird.
Zum Schluss griff Bassist Brian Craft kurz selbst zum Mikro, bedankte sich herzlich und ludt das Publikum zum Abhängen ein – ganz so, als würde man nach einem gelungenen Soundtrack gemeinsam den Abspann genießen. Und ja: als Opener man sich kaum etwas Angenehmeres wünschen können.
Lux Terminus stimmten das Publikum auf den Tag ein, ohne aufdringlich zu sein, und zeigten, dass auch sphärische Klänge zu einem perfekten Festivalstart gehören können.

Besetzung:
• Vikram A. Shankar - Keyboards
• Matthew Kerschner - Schlagzeug
• Brian Craft - Bass
Gastmusiker:
• Ross Jennings - Gesang
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PreHistoric Animals
Nach dem sphärischen Auftakt durch Lux Terminus folgte mit PreHistoric Animals der Sprung in vertrautere Prog-Gefilde. Das schwedische Quintett um Sänger und Gitarrist Stefan Altzar servierte lupenreinen Retro-Neoprog – dicke, symphonische Keyboardteppiche, warme Drums, melodische Gitarren und ein angenehm unproggiger Gesang, der die Songs erdet. PreHistoric Animals, so der charmant anmaßende Bandname, stehen für eine Musik, die den großen melodischen Gesten der 80er huldigt, ohne gleich in bombastische Nostalgie abzurutschen. Ein Quintett, das Retro will – aber mit Augenzwinkern.
Der Opener 'City of My Dreams' und das aktuelle 'He Is Number 4' zeigten sofort, was die Band ausmacht: eingängige Melodien, dreistimmiger Gesang, ein rundes, organisches Klangbild. Der Bassist war der Aktivste auf der Bühne, während der Rest der Band eher konzentriert agierte – weniger Show, mehr Sound. Und dieser Sound war über weite Strecken herrlich oldschool: große Chords, fließende Soli, klare Strukturen.
Besonders in 'Unbreakable' und 'Living In A World Of Bliss' entfaltete sich diese typisch skandinavische Wärme, die man sonst vielleicht von Bands wie A.C.T oder Karmakanic kennt. Ja, manches wirket etwas generisch, aber das störte kaum – zu stimmig war das Gesamtbild.
Zum Abschluss glänzte 'The Magical Mystery Machine' als Mini-Epos, das zeigte, warum die Band inzwischen als einer der spannendsten Neo-Prog-Acts Skandinaviens gilt. Kein revolutionärer Auftritt, aber ein sympathischer, herzlicher – und genau das, was man sich am frühen Nachmittag wünscht: melodisch, souverän und einfach schön.

Besetzung:
• Stefan Altzar - Gesang, Gitarre
• Samuel Granath - Schlagzeug
• Noah Magnusson - Bass
• Daniel Magdic - Gitarre, Gesang, Keyboards
• Mats Nilsson - Keyboards, Gesang
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Paatos
Dreizehn Jahre waren vergangen, seit *Paatos* mit "V" ihr letztes Lebenszeichen gesendet hatten. Eine Ewigkeit in Prog-Maßstäben – und ehrlich gesagt, hatte ich innerlich längst abgeschlossen mit der Band. Umso schöner war der Moment, als plötzlich wie aus dem Nichts "Ligament" erschien: ein neues Werk der Schweden, getragen von jener melancholischen Wärme, die Paatos einst so einzigartig gemacht hatte.
Und als dann klar wurde, dass sie auch noch beim Midsummer Prog Festival auftreten würden, war die Vorfreude perfekt. Ihr Konzert 2004 im Würzburger Jugendkulturhaus Cairo hatte sich tief in mein Gedächtnis gebrannt – ein Abend, an dem diese Band etwas in mir berührt hatte, das weit über die Musik hinausging.
In Maastricht allerdings blieb der große Zauber etwas verhaltener. Nicht, weil die Songs an Strahlkraft verloren hätten – im Gegenteil: Stücke wie 'Gone' , 'Beyond The Forest', 'Ligament' oder das wunderbar fragile 'Téa' entfalteten live eine enorme emotionale Tiefe. Doch die Performance selbst wirkte erstaunlich statisch. Petronella Nettermann sang mit geschlossenen Augen, fast versunken in sich selbst, und ihre Mitmusiker schienen sich lieber in die Musik hineinzudenken, als sie nach außen zu tragen.
Das Publikum nahm’s gelassen. Niemand störte sich daran, dass es wenig Bewegung auf der Bühne gab – man schloss einfach selbst die Augen, ließ sich treiben und lauschte. Denn genau das war die Stärke dieses Auftritts: eine Musik, die nicht fordert, sondern umhüllt. Eine Musik, die nicht überrumpelt, sondern atmet.
Fünf Stücke vom neuen Album fanden ihren Weg in die Setlist, eingerahmt von Klassikern wie 'Happiness' und 'Téa'. Es war ein Konzert für die Stillen, für die Träumer – für jene, die wissen, dass man Musik nicht sehen, sondern fühlen muss.
Und so war der Auftritt von Paatos vielleicht kein Spektakel, aber ein Moment der Einkehr – leise, ehrlich, wunderschön.

Besetzung:
• Petronella Nettermalm - Gesang
• Stefan Dimle - Bass
• Johan Wallén - Keyboards
• Peter Nylander - Gitarre
• Ricard Nettermalm - Schlagzeug
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Solstice
Den Namen Solstice hatte ich zwar schon einmal irgendwo gelesen, aber so richtig etwas anfangen konnte ich damit nicht. Und ehrlich gesagt: Ich hatte mir im Vorfeld auch keine große Mühe gemacht, mehr über die Briten herauszufinden. Umso größer war die Überraschung, als da plötzlich eine recht bunte Truppe auf die Bühne kam, die rein optisch irgendwo zwischen Folkfestival, Patchworkmode und Kelly Family pendelte. Lächelnde Gesichter, wehende Kleider, barfüßige Tänzerinnen – der Hippie-Spirit wehte plötzlich durch Maastricht.
Als dann im Publikum der Name Andy Glass fiel, begann es in meinem Marillion-Hirn leise zu klingeln. Glass – das war doch der Gitarrist, der Ende 1979 zusammen mit Doug Irvine und Mick Pointer (Arena) Electric Gypsy gründete, jene Band, die nach seinem Ausstieg und dem Zugang eines gewissen Steven Rothery zu Silmarillion wurde – und aus der kurz darauf Marillion hervorging. Kleine Welt, große Geschichten.
Heute ist Andy Glass das einzige verbliebene Gründungsmitglied von Solstice, die es immerhin seit 1980 gibt. Klanglich hat das Ganze mit Neo-Prog aber nur noch am Rande zu tun. Stattdessen wabert ein bunter, schwer einzuordnender Mix über die Bühne: ein bisschen Prog, ein bisschen Folk, ein bisschen Funk, und dann wieder fast schon Pop. Die Geige sorgt immer wieder für irisch-folkige Momente, die Gitarren klingen warm und offen, die Rhythmen treiben überraschend tanzbar.
Besonders auffällig: die drei jungen Sängerinnen, die mit unbändiger Energie über die Bühne wirbelten – mal im Chor, mal einzeln, manchmal gar tanzend im kleinen Moshpit untereinander. All die Bewegung, die man zuvor bei Paatos vermisst hatte, war nun im Überfluss vorhanden.
Musikalisch war das alles schwer zu fassen, manchmal ein bisschen zu glatt, manchmal schlichtweg zu viel des Guten – aber nie langweilig. Solstice präsentierten sich als eine dieser Bands, die man nicht so recht in eine Schublade bekommt: zu alt für den Newcomer-Stempel, zu jung geblieben für den Nostalgie-Act, zu verspielt für Pop, zu lebensfroh für Prog-Puristen.
Und genau das machte ihren Auftritt letztlich so charmant: ein Kaleidoskop aus Klangfarben, guter Laune und britischem Hippie-Herzblut.
• Andy Glass - Gesang, Gitarre
• Peter Hemsley - Schlagzeug
• Jenny Newman - Violine, Gesang
• Jess Holland - Gesang
• Robin Phillips - Bass
• Steven McDaniel - Keyboards
• Ebony Buckle - Gesang, Keyboards
• Leoni Jane Kennedy -Gesang, Gitarren
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Neal Morse & Friends
Es war der erste Auftritt von Neal Morse in der Geschichte des Midsummer Prog Festival – erstaunlich für einen Tausendsassa, der in den letzten Jahrzehnten unzählige Alben mit den unterschiedlichsten Formationen aufgenommen hatte. Doch dieser Abend sollte kein gewöhnliches Neal-Morse-Konzert werden: Zum ersten Mal trat der US-Amerikaner unter dem Banner Neal Morse & Friends auf, ein bewusst zusammengestelltes Bandgefüge aus langjährigen Wegbegleitern und neuen Gesichtern:
• Roine Stolt – Gitarre
• Ross Jennings – Gesang
• Eric Gillette – Gitarre
• Collin Leijenaar – Schlagzeug
• Jonas Reingold – Bass
• Francis Norman – Violine
Zu Beginn bekam man von diesen Musikern jedoch nichts zu sehen, denn Neal Morse betrat zunächst allein die Bühne, nur mit seiner Akustikgitarre behangen. Drei Stücke lang spielte er solo, sodass manch einer im Publikum nervös wurde, in der Befürchtung, es könne sich um eine der berühmt-berüchtigten musikalischen Predigten des bekennenden Christen handeln. Gespielt wurden das bisher unbekannte 'Songs Of Freedom', das aufs Wesentliche reduzierte Transatlantic-Stück 'Shine' sowie 'Manchester By The Sea', bei dem Morse lautstark vom Chor seiner Anhänger begleitet wurde.
Erst bei der Flying-Colors-Nummer 'The Storm', die immer wieder von einem Whirlwind durchschnitten wurde, betrat der deutsche Violinist Francis Norman die Bühne. Die ungewöhnliche Akustikinterpretation sorgte für echte Gänsehautmomente – je nach persönlicher Wahrnehmung zwischen ergreifend und belanglos.
Mit 'Leaving California' standen schließlich fast alle Musiker zusammen auf der Bühne, der Gesang wurde mehrstimmig und das Set insgesamt rockiger – nur Roine Stolt ließ weiter auf sich warten.
So viele Mitstreiter sie auch auf die Bühne brachten, die großen Namen traten an diesem Abend vor allem als Freunde auf, als Begleiter, die Neal Morse den Raum gaben, seine Musik mit Gelassenheit, Tiefe und Gefühl zu präsentieren.
Mit 'Julia', einem Stück von Nick D’Virgilio, Neal Morse und Ross Jennings, folgte ein ruhiger, fast lagerfeuertauglicher Song. Doch die Richie Backfireplein hatte längst das gemütlich-familiäre Ambiente erreicht, das man von Valkenburg kannte – und so akzeptierten die meisten Zuschauer das Vorgetragene und feierten es.
Als Roine Stolt schließlich die Bühne betrat, hofften einige noch auf ein technisches Prog-Feuerwerk. Stattdessen entschieden sich die Freunde für eine Coverversion des 60er-Jahre-Klassikers 'On Broadway' von The Drifters, dessen Melodien Genesis in Prog-Kreisen berühmt gemacht hatten. Locker, funky und mit George-Benson-Charme gespielt, bereitete dieses Stück den Boden für das folgende 'Carpet Crawlers', das den Prog-Fans schließlich den wohlverdienten Genesis-Happen lieferte. Drei Viertel des Publikums schwelgten in Erinnerungen, der Rest fand es etwas pathetisch.
Mit Spock’s Beards 'Wind On My Back' und Transatlantics 'We All Need Some Light Now' folgten zwei klassische Balladen aus Morse’s Backkatalog – ein runder Abschluss für das musikalische Klassentreffen. Die Musiker hatten ihren Ernst zu Hause gelassen, sichtlicher Spaß prägte den Auftritt, und das Publikum feierte ausgelassen, sich wiegend in Glückseligkeit.
Nichtsdestotrotz spaltete der Auftritt die Meinungen stark. Für den Großteil des Publikums war es ein wohlerig-heimeliger Abend in tollem Ambiente; für andere wirkte das Konzert langatmig und unspektakulär. Rein technisch blieben Neal Morse & Friends hinter den Erwartungen zurück, die allein ihre Namen geweckt hatten.
Dass sie es auch anders können, bewiesen die sieben Künstler bei der einzigen Zugabe: 'Stranger In Your Soul'. So kam es am Ende wenigstens noch zu einem kleinen progressiven Schaulaufen, das die Fans zufrieden zurückließ.
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Tag 2
Die Wettervorhersage für den Samstag verhieß nichts Gutes: Dunkle Wolken hingen schwer über Maastricht, und die Erinnerungen an den Vortag – als 'The Storm' und 'Whirlwind' auf der Bühne "tobte " – waren noch frisch. Ausgerechnet heute sollten Weather Systems auf dem Programm stehen, und der Himmel schien diesen Umstand mit einem gewissen Sinn für Ironie quittieren zu wollen. Doch trotz der drohenden Regenschauer ließ sich das Publikum nicht abschrecken. Der Kartenvorverkauf war hervorragend gelaufen, und schon kurz nach Einlass füllten sich die Reihen der eigens errichteten Festivaltribüne. Sehr zur Freude der ersten Formation des Tages: Heath
Heath
Mit ihren bunten Hippie-Kleidern, weiten Schlaghosen und einem fast schon anachronistischen Woodstock-Charme wirkten Heath wie eine Zeitkapsel aus der goldenen Ära des Psychedelic Rock – nur dass sie das Ganze mit einer modernen, proggigen Note versahen.
Sänger Mees Vullings – eine volltätowierte Kreuzung aus Val Kilmer und Jim Morrison – führte mit charismatischer Präsenz durch das Set. Seine Stimme erinnerte an David Surkamp, allerdings ohne dessen schwindelerregende Höhen, dafür mit erdiger Wärme und rauer Seele.
Zwischen flirrenden Gitarren, warmen Orgelteppichen und hypnotischen Grooves entfaltete sich ein Klangbild, das ebenso entspannt wie energiegeladen war – perfekte Festivalmusik also, um sich langsam in den Tag hineintreiben zu lassen.

Besetzung:
• Mees Vullings - Gesang & Mundharmonika
• Isak Heidenfors - Gitarre & Gesang
• Darcey Hellemond - Schlagzeug
• Steven Lolicato - Bass
• Ramon Bouter - Gitarre
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Sylvan
Ich muss es gleich vorwegschicken: Ich gehöre nicht zu den glühendsten Verehrern deutscher Prog- und Artrock-Kapellen. Weder RPWL noch Sylvan laufen bei mir in regelmäßiger Rotation, und doch – das hat die Vergangenheit immer wieder gezeigt – entwickeln gerade diese Bands auf Festivals eine ganz eigene, angenehm kurzweilige Dynamik. So auch an diesem verregneten Samstagnachmittag, an dem das Hamburger Quintett um Frontmann Marco Glühmann die Bühne betrat.
Der Regen, der pünktlich zur Umbaupause zwischen Heath und Sylvan einsetzte, war dabei weniger Störfaktor als unfreiwilliger Stimmungsveredler. Statt sich weiter über das Gelände zu verteilen, rückte das Publikum unter dem Bühnendach zusammen, suchte Schutz vor der stetigen Nässe – und fand dabei so etwas wie Gemeinschaft. Gemütlichkeit durch Schlechtwetter, wer hätte das gedacht. Und mitten darin: fünf Musiker, die genau wussten, wie man eine solche Situation nutzt.
Spielfreudig, souverän, aber ohne übertriebene Gesten starteten Sylvan in ihr Set. Der Opener 'In Between' zeigte die Band druckvoll und fokussiert, während 'Encoded At Heart' die fragilere, beinahe intime Seite des Prog-Kosmos präsentierte. Als schließlich 'The Colours Changed' – begleitet von kurz aufblitzenden Sonnenstrahlen – den ersten Ausflug in Richtung des Bandklassikers 'Posthumous Silence' markierte, sah man im Publikum vereinzelte optimistische Blicke gen Himmel. Vielleicht, so dachte man, würde dieser Nachmittag doch noch trocknen.
Falsch gedacht.
Zwei Songs später, nach einem angenehm wärmenden 'Vapor Trails', folgte der abrupteste Stimmungswechsel des Tages: 'In Chains'. Passender hätte der Titel kaum sein können. Ein Regenschwall, ein Kurzschluss, ein Stromausfall – und plötzlich lag das gesamte Areal in Stille. Kein Licht, kein Ton, keine Bühne. Posthumous Silence – nur eben wörtlich.
Doch genau hier zeigte sich, warum Festivalauftritte von Bands wie Sylvan trotz persönlicher Geschmacksgrenzen immer wieder ein Gewinn sind. Statt beleidigt von der Bühne zu stapfen oder hektisch nach technischem Ersatz zu suchen, stieg die Band kurzerhand von der Bühne herunter – direkt ins Publikum. Ohne Instrumente, ohne Verstärkung, ohne Barrieren. Es wurde gelacht, erzählt, diskutiert. Die Musiker gesellten sich zu den durchnässten Fans, und aus dem abrupt beendeten Konzert wurde ein stilles, gemeinsames Erlebnis.

Besetzung:
• Marco Glühmann (Gesang, Gitarre)
• Volker Söhl (Keyboards)
• Sebastian Harnack (Bass)
• Matthias Harder (Schlagzeug)
• Johnny Beck (Gitarren)
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Wheel
Weit weniger begeistert vom Wetter und einigen technischen Schwierigkeiten zeigte sich die finnische Band Wheel mit ihrem englischen Frontmann James Lascelles. Zumindest anfangs konnte man einen gewissen Frust auf den Gesichtern der Musiker erkennen.
Als bekennender Fan der Band, der die Truppe in den letzten Jahren unzählige Male live gesehen hat, hielt dieser Auftritt keine großen Überraschungen bereit. Souverän, präzise und mit gewohnt druckvollem Sound präsentierten sich die Finnen. Die Songstrukturen waren komplex, die Hooks eingängig wie eh und je – Prog-Metal-Herz, was willst du mehr?
Auch setlisttechnisch blieb man altbewährt: jeweils zwei Tracks vom aktuellen Album "Charismatic Leaders" ('Porcelain' & 'Empire') und vom Vorgänger "Resident Evil" ('Dissipating' & 'Fuge'), abgerundet von den drei fettesten Tracks des Debütalbums "Moving Backwards" als Konzertabschluss: 'Lacking', 'Vultures' und 'Wheel'. Keine Experimente, dafür volle Fahrt voraus, wie man es von Wheel erwartet.
Das Publikum dankte es mit ausgelassenem Jubel, die Band zeigte trotz anfänglicher Wetterfrustration, dass sie live einfach ihr Handwerk beherrscht – von der ersten bis zur letzten Note.
• James Lascelles (Gesang, Gitarre)
• Santeri Saksala (Schlagzeug)
• Jussi Turunen (Gitarre)
• Jere Lehto (Bass)
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Haunt The Woods
Haunt The Woods - die schon 2024 beim letzten MSP in Valkenburg mit dabei waren waren - sind im Vorfeld des Festivals nicht offiziell angekündigt worden. Nur aufmerksame Fans hatten bemerkt, dass die Briten, die im Vorjahr das Publikum in Valkenburg mit einem sympathischen Auftritt begeistert hatten, für diese Edition als Überraschungsgäste geladen waren.
Für sie wurde ein eigenes Set-up geschaffen: eine kleine Bühne auf einer Empore im Foyer der Muziekgieterij, hoch über dem Mittelgang und den Köpfen der Zuschauer. Ein ganz besonderes Setting – ein wunderbares Schmankerl, gerade bei den draußen herrschenden Witterungsbedingungen. Es war eine willkommene Aufwärmung, sowohl für durchnässte Körper als auch für die Seele.
Musikalisch präsentierten sich Haunt The Woods als Wohnzimmer-Prog-Quartett, warm und einladend, voller sanfter Jeff-Buckles-Anleihen und charmantem britischen Flair. Die Nähe zur Bühne machte den Auftritt intim und unmittelbar.
Doch schon nach kurzer Zeit wurde es so eng in der Halle, dass das entspannte Konzert sich in ein dichtes Gedränge verwandelte. So sehr ich den Musikern auch bei ihrem wärmenden Spiel hätte zuschauen wollen, irgendwann wurde es schlicht zu viel, sodass ich mich zurückzog. Aber noch draußen war das begeisterte Feedback des Publikums deutlich zu vernehmen – ein klarer Beweis dafür, dass Haunt The Woods ihr Publikum wieder einmal verzaubert hatten.
Besetzung:
• Jonathan Stafford - Gesang, Gitarre
• Phoenix Elleschild - Gitarre
• Jack Hale - Bass, Keyboards
• Oliver Bignell - Schlagzeug
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Alex Henry Foster & The Long Shadows
Alex Henry Foster & The Long Shadows gehören zu den polarisierendsten Durchstartern der progressiven Szene. Was bei dem einen regelmäßig zu Begeisterungsstürmen führt, stößt bei anderen auf offenes Unverständnis. Manche sprechen gar von etwas Sektenhaftem: Alex als Hohepriester, die fünf Long Shadows als seine Apostel, PR-Mann Max Lavoie als fanatischer Missionar, das Liveerlebnis als Messe und die verzückten Fans als glaubensstarke Jünger.
Diese Wahrnehmung rührt vor allem vom extrovertierten Auftreten des eigentlich eher introvertierten Alex Henry Foster her. Seine Texte entspringen tiefster persönlicher Überzeugung und einschneidender persönlicher Erlebnisse, und ähnlich einem Steven Hogarth lebt er sie auf der Bühne vollumfänglich aus.
Dieses emotionale Öffnen inspiriert seine Mitmusiker immer wieder zu neuen, oft spontanen Interpretationen seiner Stücke – ein kreativer, beinahe ritueller Prozess.
Auch an diesem Spätnachmittag spielte Alex ausschließlich Material seines Debütalbums sowie Stücke, die bisher nur als Singles oder Live-Versionen erschienen sind: Die vier jener Nummern, die zusammen auf dem just eine Woche vor dem Festival veröffentlichten Livealbum "A Nightfall Ritual" zu finden sind, bildeten das Set. Songs der beiden jüngsten Studioalben blieben – wie immer – außen vor.
Langweilig wurde es aber keineswegs: 'Lavender Sky', 'I'm Afraid' und 'The Son Of Hannah' wurden einmal mehr in völlig neuen Variationen dargeboten. The Long Shadows – diesmal mit Oli Beaudoin am Schlagzeug statt Charles Allicie – verwandelten die Songs in intensive Mischungen aus Post Rock, Post Hardcore, Prog und Noise, jedes Stück eine eigenständige Klangreise.
Die Stimmung war sowohl auf der Bühne als auch im Publikum überschwänglich, geprägt von Hingabe und einem schwer zu beschreibenden Sog, der viele bereits beim ersten Ton erfasst. Der Abschluss mit einem majestätischen 'The Hunter (By The Seaside Window)' ließ keinen Zweifel daran, warum diese Band live für viele zu einem spirituellen Erlebnis geworden ist – so mitreißend wie für andere befremdlich.
Die Zahl der „Jünger“ dürfte sich nach dieser Messe erneut vergrößert haben. Und irgendwo im Publikum hat sicherlich auch diesmal wieder jemand sinnbildlich seine ganz persönlichen 95 Thesen ausgerufen.
Besetzung:
• Alex Henry Foster - Gesang, Gitarre, Moog & Percussion
• Ben Lemelin - Gitarre, Gesang & Schlagzeug
• Jeff Beaulieu - Bass
• Sef Lemelin - Gitarre, Keyboards
• Miss Isabel - Keyboards, Klarinette, Trompete, Flöte & Gesang
• Oli Beaudoin - Schlagzeug
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Weather Systems
Fünf Jahre ist es nun her, dass sich Anathema während der Corona-Pandemie auflösten. Natürlich hatte man gehofft, dass die nun getrennte Wege gehenden Brüder Vincent und Daniel Cavanagh irgendwann wieder neue Musik aufnehmen, touren und vielleicht auch Songs ihrer alten Band aufführen würden. So war die Freude bei den Fans groß, als im vergangenen Jahr gleich neue Alben beider Brüder auf den Markt kamen.
Vnicents Projekt The Radicant schlug dabei einen deutlich anderen Weg als Anathema ein, während Danny – zusammen mit Anathema-Schlagzeuger Daniel Cardoso – den musikalischen Pfad fortsetzte, den die Band Ende der Nullerjahre eingeschlagen hatte.
Passenderweise wählte er für seine neue Band den Namen Weather Systems, angelehnt an das 2012er Album - analog zum Ex-Anathema-Bassisten Duncan Patterson, der seine Band nach dem Albunm "Alternative 4" benannte. Eine Fortführung der Anathema-DNA unter neuem Banner und mit zwei neuen Gesichtern: Bassist André Marinho und als neue Sängerin die junge Portugiesin Soraia Silva.
Musikalisch begann der Abend mit einem Paukenschlag: den aus der Feder von Anathema stammenden beiden ersten Teilen von 'Untouchable', gefolgt vom nahtlos angeschlossenen Weather Systems-Stück 'Untouchable, Part 3'. Musik von zwei verschiedenen Bands, verwoben zu einem einzigen Mammutsong. Für Fans wie mich, die bezweifelt hatten, diese Stücke jemals wieder live zu hören, eine kleine Offenbarung: Tränen bei den einen, Trancezustand bei anderen – wie etwa bei Vikram Shanker, der wirkte, als hätte ihn der Song aus Raum und Zeit gelöst.
Stimmlich konnte Soraia Silva zwar nicht ganz an das Level von Lee Douglas heranreichen, doch sie punktete mit jugendlicher Energie, sympathischer Ausstrahlung und echter Begeisterung. Dass ich einmal eine Sängerin zu Anathema-Musik tanzend auf einer Bühne sehen würde, hätte ich nie für möglich gehalten. So wirkten Weather Systems viel nahbarer als es Anathema jemals waren, v.a. als Soraia unsere kleine Nachwuchsbetreuerin zu sich auf die Bühne holte, um gemeinsam zu tanzen. Zu Anathema-Zeiten wäre so etwas schlicht undenkbar gewesen.
So wurde der Abend fast zu einem Anathema-Gedächtniskonzert, das musikalisch vor allem die mittlere Phase zwischen "Alternative 4" und "Weather Systems" in den Mittelpunkt stellte, ergänzt durch das wundervolle ‚Springfield‘ von "The Optimist" und drei eigene Stücke. Wie gut sich diese neuen Songs einfügten, zeigte besonders 'Synesthesia', das nach dem treibenden 'Deep' wie dessen logische Weiterführung wirkte.
'So Angels Like To Sing', 'Closer', 'Ocean Without A Shore', 'A Simple Mistake‘' – ob nun Anathema oder Weather Systems: Im Ergebnis spielte das keine Rolle. Nur auf persönlicher Ebene, weil man mit manchen Stücken eben Erinnerungen und Lebensphasen verknüpft.
Dass Weather Systems ihre Setlist zum Ende hin etwas kürzen mussten, war dem Wettergott geschuldet. Doch das abschließende 'Fragile Dreams' entschädigte mehr als genug. Denn nach dieser Darbietung hatte man eigentlich alles gehört. Emotionen pur, feuchte Augen allenthalben – und das sichere Gefühl, dass diese Musik immer noch etwas in uns zum Klingen bringt.
Besetzung:
• Daniel Cavanagh - Gesang, Gitarre & Keyboards
• Soraia Silva - Gesang
• André Marinho - Bass
• Daniel Cardoso - Schlagzeug
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Soen
Ihr Auftritt beim Midsummer Prog war für mich bereits die neunte Gelegenheit, Soen live zu erleben.
Die persönliche Vorfreude hielt sich diesmal allerdings in Grenzen – einerseits aus einer gewissen Übersättigung, andererseits, weil mir der Weg, den die Schweden auf ihren letzten Alben eingeschlagen haben, etwas zu mainstreamlastig geworden ist. Eine böse Zunge nannte die Band sogar einmal die Nickelback des Prog Rock.
Und doch änderte sich alles, je näher der Headliner dem Start rückte. Schließlich sind die Livequalitäten des Quartetts um Ex-Opeth-Schlagzeuger Martin Lopez und Sänger Joel Ekelöf allseits bekannt und fast schon legendär. Man weiß: Sobald Soen die Bühne betreten, ist musikalische Präzision gepaart mit emotionaler Wucht garantiert.
Der Abend begann dementsprechend druckvoll und souverän:
'Sincere', 'Martyrs', 'Savia' und 'Memorial' – ein Auftakt, der keinerlei Zweifel daran ließ, dass Soen endgültig in der Oberklasse der modernen Prog-Metal-Liveacts angekommen sind.
Doch für mich persönlich wurde es ein unerwartet kurzer Abend.
Beim anschließenden 'Lascivious' musste ich mich vom Festivalgelände verabschieden – Kinder schlafen nicht von selbst, und dieses Mal war ich dran. Da meine Frau Inga Soen noch nie gesehen hatte, überließ ich ihr nicht nur die Kamera, sondern auch den Platz vor der Bühne. In den Jahren zuvor war ich es gewesen, der immer bis zum Ende blieb.
Eine ausgezeichnete Entscheidung, wie sich herausstellen sollte.
Denn Inga dankte es mir – schon während des Konzerts per Nachricht, aber erst recht, als sie später in unsere Herberge zurückkehrte. Ihre Augen strahlten noch immer vor Begeisterung:
Das war eines der besten Konzerte, auf denen ich jemals gewesen bin.
Warum hast du mich da vorher noch nie mit hingeholt?!
Was soll man da noch sagen?
Manchmal braucht es gar kein vollständiges eigenes Erlebnis, um zu wissen, dass ein Abschluss grandios war. Ein Leuchten im Gesicht reicht völlig.
Besetzung:
• Joel Ekelöf - Gesang
• Lars Enok Åhlund - Gitarre, Keyboards
• Cody Lee Ford - Gitarre
• Stefan Stenberg - Bass
• Martin Lopez - Schlagzeug
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Fazit
Das Midsummer Prog Festival 2025 war ein voller Erfolg. Daran konnten weder die neue Location in Maastricht noch der auf den Mai vorgezogene Termin etwas ändern. Die Veranstalter Ingo Dassen und Rob Palmen haben es tatsächlich geschafft, in kürzester Zeit einen adäquaten Ersatz für das Openluchttheater in Valkenburg zu finden. Zwar reichte das Flair des Richie Backfireplein – zwischen der extra für diesen Anlass errichteten Bühne und der Tribüne – nur in Ansätzen an die Magie der alten Location heran, doch dafür, dass es sich dabei im Grunde um den Innenhof eines ehemaligen Industriekomplexes handelt, war dieser erstaunlich schmuck und atmosphärisch hergerichtet. Schriftzüge und Dekorationselemente der letzten Jahre hatten den Umzug nach Maastricht mitgemacht und sorgten für willkommene Vertrautheit.
Klangtechnisch gab es auf dem Gelände der Muziekgieterij keine nennenswerten Unterschiede zu Valkenburg. Im Großen und Ganzen passte der Sound – abgesehen von der Zuschauertribüne, deren unterste Stufen immer wieder fröhlich Bands und Publikum begrüßten.
Was die übrigen Rahmenbedingungen betrifft, muss man zugeben, dass Maastricht für das Festival sogar eine positive Entwicklung war:
Man konnte nicht nur auf die bewährte Technik der Muziekgieterij zurückgreifen, sondern auch auf deren Infrastruktur. Eine Bar mit großer Craftbeer-Auswahl, eine komfortable Toilettenanlage, eine gemütliche Chill-Out-Area mit Stühlen und Tischen, ausreichend Platz für Merchandise-Stände – und vor allem ein Dach über dem Kopf, das nicht nur bei Regenschauern wertvoll war, sondern auch die zweite Bühne für den Überraschungsauftritt von Haunt The Woods beherbergte.
Auch der Bereich zwischen dem Eingang zum Gelände und der Rückseite der Tribüne war ein Gewinn: ein Foodcourt mit endlich mehr Auswahl als nur Burger und Fritten. Zudem verschwanden die nervigen Anstehzeiten beim Bestellen und Abholen des Essens quasi in der Vergangenheit.
Nicht zuletzt ist die Muziekgieterij ideal gelegen – unmittelbar am Ufer der Maas, nur fünf Minuten Fußweg vom Markt, dem zentralen Platz und Herzen Maastrichts.
Vielleicht ist es jetzt endlich einmal an der Zeit, auch dem Midwinter Prog Festival beizuwohnen, dessen dritte Edition am 7. Februar 2026 im TivoliVredenburg in Utrecht stattfinden soll. Die Veranstalter haben schließlich bewiesen, dass das Festival auch ohne das Openluchttheater bestens funktioniert und sein wahrer Zauber war nie an Steine gebunden war.

Fotos:
• Prog in Focus
• Inga Fischer Photography
Surftipps:
• Homepage
• MSP-Veranstalter Ingo Dassen (Lesoir und Booker der Muziekgieterij, Maastricht)
• MSP-Veranstalter Rob Palmen (Glassville Music)
• Muziekgieterij
• Richie Backfireplein
• Midsummer Prog Festivalberichte







































































































































