»Sonne, Gloow maal!«
Flohs epochales Wortspiel und Aufforderung an unseren lebensspendenden Stern erging, als wir die erfolgreiche - und im Falle des Wahl-Rheinländers längliche - Anreise zum diesjährigen Festival mit einem köstlichen Selbstgebrauten begehen konnten. Erleichtert, vorfreudig, aber auch mit dezent klappernden Zähnen. Die just an diesem Wochenende in den Keller rauschenden Temperaturen und gelegentlichen weiter abkühlenden Regengüsse waren aber auch schon das Einzige, was es im Verlaufe der nächsten Stunden überhaupt noch zu meckern gab...
Live-Fotos: Prog in Focus
Overhead, The Albatross
Mancheine/r, wie z. B. unsere liebe Gina, ist ja überhaupt nur für diesen Opener zum Festival gereist. Und solche Hingabe wurde auch binnen Sekunden nachvollziehbar, als Overhead, The Albatross das inzwischen bereits achte (vgl. Kasten ganz unten) Festival eröffneten.
Die Iren aus Dublin vollzogen auch live souverän das Kunststück, "klassischen" Post Rock mit unter anderem Post Punk und Japan-Techno so zu kombinieren, dass am Ende alle glücklich waren.
Neben Elektronik-Effekten und auffallend vielen (Konserven-)Streichern basiert der sehr individuelle Bandsound vor allem auf den dramatischen, stark rhythmisierten Rezitationen, mit denen David Prendergast die langen Kompositionen segmentiert.
Ein möglicher Höhepunkt des Sets: Das hinreißend melodische 'Hibakusha'. In den sehr ästhetischen Hintergrundprojektionen kamen - natürlich - auch fliegende Vögel regelmäßig vor. OTA – Headliner der Herzen.
Besetzung:
• Vinny Casey - Gitarre
• Stevie Darragh - Gitarre & Bass
• Luke Daly - Gitarre
• David Prendergast - Klavier, Synthesizer, Keyboards & Gesang
• Ben Wanders - Schlagzeug
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Glasgow Coma Scale
Zu diesem deutschen Trio hatte unser Post-Rock-Papst (PRP) Carsten mal dekretiert:
"Die instrumentalen Postrock-Hymnen nun, die sich auf "Enter Oblivion", dem GCS-Fulltime-Debüt tummeln, strotzen förmlich vor Wendungen und Ideenreichtum."
Eine mögliche Gegenposition nahm besagte Gina ein, die das Gebotene „laaaangweilig“ fand. Aber die war natürlich einfach noch schockverliebt vom OTA-Auftritt 😉.
Tracks wie 'Magik' verströmten schon reichlich Magie. Und beim trotz seines Titels echt aufregenden 'Silent Bird' gab’s endgültig kein Halten mehr.
Besetzung:
• Piotr Kowalski - Gitarre, Samples
• Peter Adamowicz - Schlagzeug
• Marek Kowalski - Bass
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Oh Hiroshima
Oh wie schön, wie wunderschön. Die Schweden spielten in Neunkirchen das ganze Album "In Silence We Yearn" am Stück. Zu dessen zehnten Geburtstag. Und mehr brauchte es auch nicht zum Glück...
Wie leidenschaftlich Post Rock doch auch sein kann! Und starker Gesang schadete zur Abwechslung mal auch nicht gerade.
Nicht im Bild: Ab jetzt war es zum ersten Mal seit wir das Festival seit 2018 beehren, VOLL. Rappelvoll.
Was uns tierisch freut: Lange Aufbauarbeit, Vision, Jahr für Jahr sensationell günstige Preise, Referenzsound und -organisation zahlen sich also doch irgendwann aus...
Besetzung:
• Jakob Hemström - Gitarre & Gesang
• Oskar Nilsson - Schlagzeug
• ? - Gitarre
• ? - Bass
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BRUIT ≤
Einsames Festival-Highlight!
Über die Franzosen hatte Rajko mal wie folgt gedichtet:
"Die federleichten Drums, der Stilmix aus episch, sich wundervoll ausfächerndem Post Rock, kakophonisch-dissonanten Noise-Eruptionen, elektronischen Spielereien und anmutigen, klassischen Cinematic-Momenten gelingt auf dem neuen Album auf einfach nur berührende Weise in einer Art Flow, der seinesgleichen sucht."
Gut gebrüllt, Löwe.
Cellist Luc Blanchot klang wie ein ganzes Orchester. Schlagzeuger Julien Aoufi ballerte die m.E. stärksten Drum-Parts des gesamten Festivals raus. Und die überwältigende, aber auch melodische Berg- und Talbahn aus super streichelnd und Vulkanausbruch sucht Ihresgleichen. Und findet es nicht.
Besetzung:
• Theophile Antolinos - Gitarren, Tapes
• Clément Libes - Violinen, Violas, Keyboards, Bass
• Julien Aoufi - Drums
• Luc Blanchot - Cello
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Alex Henry Foster & The Long Shadows
Hier ist der Autor eigentlich die komplett falsche Auskunftsperson. Denn auch beim bislang dritten Versuch blieb das Fazit: #istilldontgetthehype. Und Hype beziehungsweise bis zur Unbegreiflichkeit enthusiasmierte Super-Fans gehören untrennbar zum AHF-Kosmos. Sorry, Alex, ich bin mir sicher, es liegt an mir, nicht an Dir.
Bleiben wir bei den Fakten: Die Band kam extrem gut beim Gloomaar-Publikum an!
Floh zum Thema:
"Das waren völlig neue Interpretationen - ich habe manche Songs überhaupt nur an den Texten wiedererkannt."
Besetzung:
• Alex Henry Foster - Gesang, Gitarre, Moog & Percussion
• Ben Lemelin - Gitarre, Gesang & Schlagzeug
• Jeff Beaulieu - Bass
• Sef Lemelin - Gitarre, Keyboards
• Miss Isabel - Keyboards, Klarinette, Trompete, Flöte & Gesang
• Oli Beaudoin - Schlagzeug
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Mono
"We are Mono from Japan"
Das sollte es aber auch erstmal an Interaktion mit dem Publikum gewesen sein. Dennoch: auf den Auftritt der Japaner hatten sich viele besonders gefreut. Der Autor, weil er sie live bislang immer verpasst hatte. Und Wunderdinge über die extreme Lautstärke bei Mono-Gigs gehört hatte.
Aber natürlich kam es in der Neuen Gebläsehalle mit ihrem generellen Spitzenklang anders. Der Sound war erschlagend wuchtig, ja. Aber nie kreischig, nie gab es schmerzendes Clipping, weit davon entfernt.
Die wie fast immer beim Gloomaar exzellente Lightshow setzte all dies Monumentale besonders effektvoll in Szene, teils fast MONOchromatisch reduziert.
Besetzung:
• Takaakira Goto - Gitarre
• Tamaki Kunishi - Bass, Piano
• Hideki Suematsu - Gitarre
• Dahm Majuri Cipolla - Schlagzeug
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Coltaine
Während Klaus sich nach Mono verabschiedete, kämpfte auch ich bereits mit der Müdigkeit – ein denkbar ungünstiger Zustand, denn Coltaine bestritten nicht etwa den Headliner-Slot, sondern das für das Gloomaar so typische Late Night Special.
Viel habe ich vom Set nicht mehr gesehen, doch das, was ich mitbekam, traf ziemlich genau diesen grauschattierten Nerv, für den das Festival bekannt ist. Der Mix aus Shoegaze, Post Rock, Black Metal, Pop und dronigen Nebelschwaden driftete unaufgeregt dahin – mal wie eine sanfte Brandung, mal wie ein karger Windstoß durchs Unterholz.
Im Zentrum all dessen stand Julia Frasch, deren Gesang sich erneut als jene eigenartig schemenhafte Kraft erwies, die Rajko in seiner "Brandung"-Review so treffsicher verortet hat: irgendwo zwischen Chelsea Wolfe, Anna von Hausswolff und einer archaischen, nicht ganz greifbaren Intensität.
Ihre Linien waren mal ätherisch und verwaschen, dann wieder leidenschaftlich wild, fast rituell – eine Stimme, die nicht eindeutig sein will, sondern in genau diesem Uneindeutigen ihre Stärke findet.
Auch wenn ich das Set nicht komplett verfolgen konnte, blieb vor allem eines hängen: Diese Band musiziert wie gemacht für die späte Stunde. Und Frasch' Stimme erhebt sich darin wie ein flackerndes Licht über düsteren, pastoralen Landschaften – schwer, hypnotisch, unwirklich schön. Ein Late Night Special, das man eigentlich nicht halb verschlafen sollte. - flohfish
Besetzung:
• Julia Frasch - Gesang
• Moritz Berg - Gitarre
• ? - Gitarre
• Benedikt Berg - Bass
• Amin Bouzeghaia - Schlagzeug
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Gloomaar Festival 2025 mit Besucherrekord und Gästen aus halb Europa, den USA und China
Offizielle Pressemitteilung der Neunkircher Kulturgesellschaft: „Am Samstag, dem 15. November, stand bereits zum achten Mal das internationale Gloomaar Festival in der Neuen Gebläsehalle in Neunkirchen auf dem Programm und verzeichnete mit rund 600 Besucherinnen und Besuchern einen neuen Rekord.
Das Festival hat sich in den letzten Jahren bei Post-Rock- und Post-Metal-Fans aus ganz Deutschland und dem europäischen Ausland zu einem wahren Geheimtipp entwickelt. Sphärische Klanglandschaften bis hin zu eruptiven Ausbrüchen, darauf abgestimmte Lichtshows und ein musikbegeistertes Publikum sorgten wieder für eine ganz besondere Atmosphäre in der im Alten Hüttenareal gelegenen Neuen Gebläsehalle, die die perfekte Kulisse für das Gloomaar Festival bietet.
Auch in diesem Jahr hatten die Veranstalter mit den japanischen Instrumental-Post-Rock-Giganten Mono aus Tokio, der kanadischen Formation Alex Henry Foster & The Long Shadows, dem französischen Quartett Bruit ≤, der schwedischen Band Oh Hiroshima, den Iren Overhead, The Albatross aus Dublin und den beiden deutschen Bands Glasgow Coma Scale und Coltaine wieder ein erstklassiges, internationales Line-up aus den Bereichen Post-Rock, Post-Metal, Psychedelic Rock sowie atmosphärischen Shoegaze-Ambient-Sounds zusammengestellt.
Genauso international wie das Line-up war auch wieder das Publikum: Rund ein Viertel stammte aus dem Saarland, während drei Viertel aus anderen Bundesländern sowie 15 europäischen Ländern den Weg nach Neunkirchen fanden - darunter neben vielen Gästen aus Frankreich, Luxemburg und Belgien z. B. auch aus Finnland, Schweden, England, Schottland, Spanien, Polen oder der Slowakei. Darüber hinaus kamen sogar ein frisch vermähltes Hochzeitspaar aus den USA und ein Musikliebhaber aus China extra wegen dem Festival nach Neunkirchen.
Festivalleiter Tim Masson zeigt sich begeistert: „Es ist immer schwierig, nach einem Tag wie dem letzten Samstag die richtigen Worte zu finden. Das Gloomaar Festival ist eine emotionale Achterbahnfahrt und mehr als ein normales Festival/Event für mich. Als die Idee des Festivals begann, sollte es in einer perfekten Welt so sein wie bei der diesjährigen Ausgabe. Es gibt immer kleine Details zu verbessern, aber das Gloomaar 2025 war nahezu perfekt.“ Er bedankt sich bei seinem Team, bestehend aus Ronja Leonhardt, Lars Lößner, Michael Hohmann und Dennis Reiser, und ergänzt: „Alle Bands waren fantastisch, natürlich auf der Bühne, aber auch dahinter. Es gibt kein anderes Konzert, Show, Festival, Event bei dem das Publikum so nett ist wie die Gloomaar Besucherinnen und Besucher: die Gloomaar Lovers! Wir lieben euch mindestens genauso viel wir ihr unser kleines, aber verdammt großartiges Festival.“
Das Festivalteam freut sich bereits auf die kommende Ausgabe des Festivals im nächsten Jahr – am Samstag, dem 14. November 2026.
Surftipps:
• Gloomaar Festival
• Impressario Tim Masson im Interview 1
• Impressario Tim Masson im Interview 2
• Veranstalter: Neunkircher Kulturgesellschaft
• Venue: Neue Gebläsehalle
• Gloomaar Festivalberichte


















































































