Metalcore • Alternative • Industrial
(41:50; Vinyl, CD, Digital; Epitaph, 28.02.2025)
Elf Alben – das klingt nach Routine, Ermüdung oder wenigstens nach gepflegtem Auslaufen. Aber nein, Architects drehen den Spieß um und veröffentlichen mit "The Sky, The Earth & All Between" das Album, das sie selbst
das Quintessential Architects Album
nennen. Und für einmal haben sie recht: Hier bündeln die Briten alles, was sie ausmacht – Härte, Melodie, Selbstironie, Pathos – und schaffen damit ein Werk, das sich wie ein Neuanfang anfühlt.
Dass sie soweit gekommen sind, ohne an sich selbst zu zerbrechen, grenzt an ein Wunder. Nach den orchestralen Höhenflügen von "For Those That Wish To Exist" (2021) und den experimentellen Momenten danach war nicht klar, wohin die Reise geht. Auf der Headbangers Parade 2023 bewiesen sie live, dass sie sowohl die rohe Gewalt als auch den Charme haben, eine Halle in Schutt und Pathos zu legen. Jetzt setzen sie das alles ins Studio um – mit Hilfe von Jordan Fish, der als Produzent die richtige Mischung aus Disziplin und Chaos beisteuert.
Der Auftakt 'Elegy' macht klar, wohin die Reise geht: melodischer Klargesang, der den Titel wie ein echtes Klagelied trägt, bis alles in Growls, bleierne Riffs und Bassgewitter zerfällt. Zwischen Verlorenheit und Hysterie pendelt das Stück – ein perfekter Start.
'Whiplash' legt nach mit ultrabrutalen Riffs, so verschachtelt, dass man sich fast ein Rechenbrett holen möchte. Dazu Synthies als Rettungsbojen und ein Chorus, der einem nach all der Prügel fast liebevoll die Hand reicht.
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'Blackhole'? Holy Shit. Elektronisch überdreht, brutal bis ins Mark, und dann dieser poppige Chorus, der Carters Stimme in ungeahnte Höhen trägt. Ein Mini-Gitarrensolo sorgt für das Sahnehäubchen.
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Danach 'Everything Ends' – Stadion-Pop, BMTH lassen grüßen, hymnisch bis zum Anschlag. Im Albumkontext vielleicht zu sauber, aber genau deshalb als Kontrast unentbehrlich.
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Mit 'Brain Dead' (feat. House of Protection) schlägt die Härte gnadenlos zurück: roh, industrial, Schlagzeug wie Abrissbirne. 'Evil Eyes' wechselt munter zwischen Melodie und Geschrei, als wollten Architects beweisen, dass man sich nicht entscheiden muss. 'Landmines' packt Industrial-Einsprengsel und melodischen Chorus zusammen, nur um dann mit Breakdowns alles wieder einzureißen – eben wie Minen.
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'Judgement Day' wagt sich futuristisch-elektronisch nach vorn, und Amira Elfeky liefert als Gaststimme den entscheidenden Kontrast, der das Stück ins Epische hebt. Danach überrascht 'Broken Mirror' mit Balladencharakter und Pop-Beats – fast massentauglich, aber nie ohne Resthärte. Umso brutaler wirkt das Folgende: 'Curse', ein Rücksturz in die Vergangenheit, kompromisslos und heavy. 'Seeing Red' schließlich ist die ironischste Breitseite: Sam Carters Trademark-Bleghs als selbstironische Waffe, ein Song, der gleichzeitig über Fans und Band lacht, aber dennoch alles niederwalzt. Der Doppelschlag mit 'Curse' sitzt perfekt.
'Chandelier' beschließt das Album emotional und balladesk, mit modernem, fast schon hippen Gesangsstil. Für manche zu viel Mainstream-Pathos, für andere genau der richtige Schlusspunkt: Das Leben als fragiler Kronleuchter, den man besser feiert, solange er noch hängt.
Und damit ist klar: Architects sind nicht am Ende, sie sind nicht mal müde. "The Sky, The Earth & All Between" ist brutal, melodisch, ironisch und verletzlich zugleich – und damit genau das Monument, das die Band sich vorgenommen hat.
Bewertung: 11/15 Punkten
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Besetzung:
• Dan Searle - Schlagzeug
• Sam Carter - Gesang
• Alex Dean - Bass
• Adam Christianson - Gitarre
• Jordan Fish - Produktion und Synthesizer
• Aric Improta - Gitarre und Schlagzeug
Surftipps:
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Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Starkult Promotion zur Verfügung gestellt.