(28:28; Vinyl (2LP ["Ritual I & II"]), Digital; InsideOut Music/Sony Music, 08.07.2025)
Mit dem Progressive Rock Rush’scher Prägung ihrer beiden Studioalbums "Crown Lands" (2020) und "Fearless" (2023) hat "Ritual I" recht wenig zu tun. Was auch daran liegt, dass die rein instrumentale (!) EP während des Corona-Lockdowns entstand – ganz ohne Zeitdruck oder das Gefühl, irgendwelchen Erwartungen gerecht werden zu müssen. Cody Bowles (gewöhnlicherweise nicht nur Schlagzeuger, sondern auch Sänger der Band) beschreibt es so:
Ich denke, das Album ist ein Ausdruck von uns gegen die Stagnation geworden, in einer Zeit, in der so viele vertraute Lichter um uns herum in ohrenbetäubender Stille erloschen sind. Es war ein Lichtblick in unserer Dunkelheit.
Progressiv ist dieses Album dennoch, wenn auch auf ganz eigene Art.
Seiner Grundstimmung nach ist "Ritual I" – die erste von zwei EPs – ein von gesampelten Naturgeräuschen durchzogenes Ambient-Album mit Tribal-Rhythmen. Xylophon- und Flötenmelodien rufen verschiedenste Assoziationen hervor – manchmal die südamerikanischen Anden (wobei man teilweise nur haarscharf am Panflötenkitsch vorbeischlittert), ein anderes Mal die nordostamerikanischen Wälder zur Zeit des Siebenjährigen Krieges ("Last Of The Mohicans" lässt grüßen!).
Dazwischen tauchen vereinzelt krautige Gitarren auf, die sich mit den allgegenwärtigen vielschichtigen Synthie-Flächen verweben und der EP eine psychedelische, leicht progressive Note verleihen. Multiinstrumentalist Kevin Comeau, der zweite Teil des kanadischen Duos, erklärt dazu:
Das "Ritual"-Projekt zeigt eine ganz andere Seite von Crown Lands. Während die elektrische Seite der Band voller Wucht und Drama ist, zeigen die Rituals eine eher nachdenkliche und meditative Seite unserer Musik und dienen als kosmische Quelle für die Hauptstoryline unseres nächsten Albums.
In Stücken wie 'Dawn' oder 'Vigil' überlagern sich Flöte, Glocken, Field Recordings und Synth-Drones zu einer meditativen Ruhe, während 'The Serpent' mit treibenden Marimba-Loops und hypnotischem Flöten-/Gitarre-Spiel eine tranceartige Spannung aufbaut.
Zwar fehlt es der EP auf ihren knapp 29 Minuten vielleicht ein wenig an Dynamiken, doch die rhythmische Grundenergie – mal treibend, mal schwebend – hält die Spannung stets aufrecht.
Cody Bowles beschreibt die Intention so:
"Ritual" möchte unsere ursprüngliche Verbundenheit mit der Natur veranschaulichen und einen Weg aufzeigen, wie man auf dieses innere Bewusstsein hören kann, das alles beobachtet, ohne etwas zu tun.
So überrascht "Ritual I" als Soundtrack innerer und äußerer Reisen: Ambient statt Riffgewitter, Tribal-Grooves statt Bombast. Eine Aufnahme, wie gemacht als Begleiter für einen Waldspaziergang oder als atmosphärische Hintergrundmusik bei einem Sommerabend im Freien. Wer die großen Gesten aus "Rise Over Run" sucht, wird sie hier nicht finden – dafür aber eine unerwartete Atempause voller texturaler Vielfalt.
Oder, wie Bowles es zusammenfasst:
Es war befreiend, unserer Kreativität so freien Lauf lassen zu können … Wir hoffen, dass euch diese beiden Reisen in unbekannte Gefilde gefallen und ihr die verborgenen Geheimnisse des Rituals für euch selbst entdecken könnt.
Bewertung: 9/15 Punkten
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Besetzung:
Cody Bowles
Kevin Comeau
Diskografie (Studioalben):
2020: "Crown Lands"
2023: "Fearless"
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Rezensionen:
"Ritual II" (2025)
Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von
Oktober Promotion zur Verfügung gestellt.