CD Kritik Progressive Newsletter Nr.25 (05/1999)

John Wetton - Tokyo 1997
(61:00 & 12:14, Blueprint, 1998)

Eine Vielzahl von Live-Alben in kürzerer Zeit verweist entweder auf eine rege Nachfrage oder auf eine völlig verfehlte Politik der Plattenfirma bzw. des Managements. Nun, John Wetton legt mit "Tokyo 1997" und "Hazy Monet" die dritte und vierte Livescheibe innerhalb der letzten 4 Jahre vor, nicht mitgezählt seine recht umfangreichen Beisteuerungen auf der "Progfest '97" und der "Tokyo Tapes" von Steve Hackett. Das zu viel Masse nicht unbedingt viel Klasse bedeutet, ist allgemein bekannt - leider ist "Tokyo 1997" da keine Ausnahme. Das Repertoire ist schon auf den anderen Live-Alben hinlänglich durchgekaut worden, diese CD bietet kaum ein neues Stück, stattdessen bietet "Tokyo 1997" den Tiefpunkt der Wetton'schen Live-Alben, daran ändert selbst die soundmäßig grauenvoll schlechte "Hazy Monet" nichts. Die Band, spielt offenbar hier einen der ersten Gigs ein - sie wirkt uneingespielt, unmotiviert - bisweilen einfach grottenschlecht. Einzig der österreichische Drummer Thomas Lang weiß einigermaßen zu überzeugen, sein Drum Solo hätte man sich auf der Scheibe sparen können, es zerstört fast den guten Eindruck...so 'was von öde. Doch Langs Getrommel geht im dilettantischen Gedudel von John Young an den Keyboards und David Kilminster an der Gitarre unter. Falls Kilminster wirklich an der gerüchteweise möglichen Wetton / Downes- Asia- Reuniontour beteiligt sein sollte, muss er noch fleißig üben, ansonsten sehe ich schwarz. Die dargebotenen Stücke bleiben fad, bisweilen eben ärgerlich eingespielt - lediglich "Rendezvous 6.02", der alte UK- Klassiker weiß ein wenig zu überzeugen, bis John Young den Einsatz zur zweiten Strophe völlig verpatzt und danach nicht mehr zu alter (und auf dieser Scheibe einzigartiger) Souveränität zurückfindet. Selbst der alte Haudegen John Wetton selbst, wirkt alles andere als überzeugend: Seine Stimme ist nicht immer tonfest, der Bass ist sehr unauffällig - ist das der Bassist, der dereinst der Avantgarde angehört hat? Wer wirklich gute John Wetton Live- Tracks hören möchte, der sollte eher auf die o.g. "Progfest '97" und auf Steve Hacketts "Tokyo Tapes" zurückgreifen. Das hier sollte man sich wirklich nicht antun.

Sal Pichireddu



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