CD Kritik Progressive Newsletter Nr.25 (05/1999)

John Wetton - Hazy Monet
(70:00, Blueprint, 1999)

Ich sag es gleich: Finger weg von diesem Album! Alles, was man von einem solchen Album erwarten könnte, wird sofort zunichte gemacht! Warum? Die Antwort ist ebenso schnöde, wie traurig - dies ist kein offizielles Livealbum, sondern die offiziellen Veröffentlichung eines (audience-recording) Bootlegs. Die Soundqualität ist gelinde gesagt miserabel und einer offiziellen Veröffentlichung (ohne zusätzliche Bemerkung) nicht würde. Punto, basta! Aber es hätte ein wundervolles Album sein können, ja sein müssen. Martin Orford von IQ an den Tasten, als Special Guest der King Crimson-Mitbegründer Ian McDonald (der in den 70er Jahren noch Foreigner als Keyboarder vorstand), dazu John Wetton in einer Stadt, die für ihn, seit Anbeginn seiner Karriere eine besondere Bedeutung haben muss. Ein Set mit einem guten Querschnitt aus dem Material seiner ehemaligen Bands: King Crimson ('Book of Saturday', 'The night watch' und 'Easy money'), UK (das unvermeidbare 'Rendezvous 6.02' mit einem erstaunlich schlechtem Martin Orford und 'Thirty years'), Asia ('Heat of the moment', 'Sole survivor', 'The smile has left your eyes'), alles in allem klassisches Material, dass eine angemessene Live-Interpretation verdient hätte. Aber nein - der Sound der CD lässt es gar nicht zu, dass wir objektiv urteilen können, obwohl ich gestehen muss, dass man auch von der Performance selbst enttäuscht sein muss. Außerdem gibt's seine alten ('Hold me now' und 'Battle lines' - meine Güte, wie viele Versionen gibt es denn nun davon?) und neuen ('Arkangel') Solo-Kompositionen, doch weh, doch ach! Nichts von alledem hat wirklich Relevanz, wenn man sich die Erbärmlichkeit des hier präsentierten Sounds vor Augen, pardon vor Ohren führen muss. Da gibt es nix! Auch kein weiteres Wimmern des Rezensenten, der doch sonst ein so glühender Verehrer der Wetton'schen Kunst ist - diese Scheibe bietet nichts, was man haben sollte, haben muss oder haben will. Noch ein paar Worte zum Label Blueprint, dass (zusammen mit seinen Schwesterlabels aus der Voiceprint-Gruppe) John Wetton mit seinen überstürzten und schlecht produzierten Veröffentlichungen einen Bärendienst erweist. Sicherlich liegt es in der Natur des Labels gerade jene Alben zu präsentieren, die bei den großen Plattenfirmen durchgefallen wären, wenn man aber einen Blick auf die letzten Veröffentlichungen aus dem Hause Voiceprint blickt, muss man sich fragen, ob es nicht manchmal für diese Durchfallen gute, ja sehr gute Gründe gibt.

Sal Pichireddu



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