Marius Leirånes – Ein Pixie Ninja auf Solopfaden

»Es ist weniger Prog, sondern mehr Elektronische Musik, aber es gibt auch ein paar Prog- und Post-Rock Elemente«

Im Dezember 2017 wurden an dieser Stelle einige Progbands im Rahmen eine “Norwegischen Woche” vorgestellt. Darunter die hochtalentierten Pixie Ninja. Ein paar Monate nach der Veröffentlichung ihres zweiten Albums tritt nun ein Bandmitglied mit einem Soloalbum auf den Plan. Zeit also für ein weiteres Norwegen Special!
Marius’ Antworten ließen nicht lange auf sich warten – hier also einige Hintergrundinformationen.

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Du hast gerade dein erstes Soloalbum veröffentlicht – wie waren die bisherigen Reaktionen auf das Album, gerade angesichts des doch deutlich anderen Stils im Vergleich zur Stammband Pixie Ninja?
Das Feedback war bisher positiv. Ich denke, gewisse Aspekte in diesem besonderen Musik Genre sind gar nicht mal so weit entfernt vom Pixie Ninja Stil. Es ist weniger Prog, sondern mehr Elektronische Musik, aber es gibt auch ein paar Prog- und Post-Rock Elemente. Es scheint, dass viele Pixie Ninja-Fans auch dieses Album und seinen Sound mögen.

Kannst du uns ein paar Hintergrundinformationen zum Konzept dieses Albums geben?
Inspiration für dieses Album ist die örtliche Familienhistorie des Leirånes-Bergbauernhofs. Ich habe einen tiefgreifenden Bezug zum Hof und den Bergen, die das Gebiet umgeben. Nachdem ich mehrmals hier war, beschloss ich, ein paar Nachforschungen zu betreiben und Musik zu komponieren, die von den Geschehnissen in den Jahren 1650 bis 1959 inspiriert sind. Ich musste das eine oder andere noch besorgen, um in der Lage zu sein, Noten niederzuschreiben. Kurzgeschichten wurden notiert – sie befinden sich auf der CD- bzw. LP Version des Albums. Damals waren die Zeiten sehr hart. Es ging hauptsächlich ums pure Überleben, jeder Tag war harte Arbeit. Manchmal mussten die Leute ins Ausland, insbesondere in die USA gehen, um Arbeit zu finden. Im Prinzip nimmt dich „Langtidsperspektiv” mit auf eine Reise, die mal ruhig und mal stürmisch ist, mal tragisch und wieder auch triumphal.

Hattest du zuvor versucht, deine Bandkollegen davon zu überzeugen, diese Art von Musik bei dem Bandmaterial mit unterzubringen oder war von vornherein klar, dass dies Material für ein Soloalbum wird?
Es war von Anfang an klar, dass es ein Soloalbum wird. Pixie Ninja sind mit neuer Musik beschäftigt, also hatte ich mich in der freien Zeit hingesetzt und am eigenen Album gearbeitet. Ich benötigte etwa sechs Monate für das Schreiben des Albums, es war eine sehr schöne Erfahrung. Alles war ausgearbeitet, ich hatte von vorneherein eine klare Idee und wusste, wie ich es anzugehen hatte.

Welche Bands bzw. Musiker hatten den meisten Einfluss auf deine Musik – in der Band Pixie Ninja und als Soloartist? Wie würdest du deine Musik in einem Satz beschreiben?
In der letzten Zeit habe ich eine Menge Filme aus den 80ern gesehen, die mich vielleicht beeinflusst haben. John Carpenter kommt mir in den Sinn, wenn es um Inspirationsquellen geht. Ich habe auch den Blade Runner Film mehrfach gesehen, also kann es sein, dass dies unbewusst beim Schreiben meiner Musik eine Rolle spielte. Auch der von Jóhan Jóhannsson geschriebene Soundtrack zum Film „Mandy“ gehört zu den Inspirationsquellen.
Es ist mir nicht möglich, meine Musik zu beschreiben, ich habe in der Tat keine Ahnung, wie ich es nennen soll. Das überlasse ich gerne Anderen, denn mir persönlich ist das egal. Ich denke nicht in Genres, wenn ich Musik schreibe. Ich denke, es ist einfach, was es ist.

Es gibt eine lebendige Progressive-Rock-Szene in Norwegen – wie sieht es mit dem Genre aus, in das man “Langtidperspektiv” einordnen würde – gilt dies auch hierfür? Der erste Name, der mir in diesem Zusammenhang in den Sinn kommt, ist Breidablik.
Ich bin tatsächlich vor kurzem auf Breidablik gestoßen und kann ein paar Ähnlichkeiten zu meiner Musik hören. Morten Birkeland Nielsen ist ein großartiger Musiker, ich habe seine Alben mehrfach gehört. Trond Gjellum ist hauptsächlich durch Panzerpappa bekannt, aber er ist auch in der EM-Szene unterwegs mit seinem Projekt “Elektrond”. Abgesehen davon glaube ich nicht, dass es für dieses Genre einen großen Markt in Norwegen gibt. Deutschland dagegen ist in diesem Bereich führend. Ich habe kürzlich Nils Frahm aus Berlin gehört, und mich in seine Musik verliebt.

Auch wenn es wie ein typisches 1-Mann Projekt klingt, hast du ein paar Gastmusiker mit an Bord – bekannte Namen für den Fan der norwegischen Progressive Rock Szene. Wie kam dies zu Stande?
Ich glaube, Musik ist dazu da, weitergegeben zu werden. Und das ist auch der Grund, dass ich entschieden habe, an Freunde und musikalische Kollegen heranzutreten. Normalerweise kontaktiere ich Leute, die ich kenne, sobald ich einen Song finalisiert habe, und frage sie, ob sie noch Ideen haben, die sie ergänzen könnten. Ich mag es wirklich sehr, so mit der Musik zu arbeiten. Du weißt nie, was in den Köpfen anderer Menschen vor sich geht. Und dann ist es richtig spannend, was sie mit dem Material machen, das du ihnen vorgespielt hast, und wie dann schließlich das Endresultat klingt.

Welche Instrumente spielst du?
Auf diesem Album spiele ich diverse Instrumente wie Tasteninstrumente, Bass, Glockenspiel und andere Glocken, Kalimba, Modular Synthesizer, und verschiedene andere Instrumente.

Wie sieht es in Sachen Zukunftsplanung aus – wirst du neben Pixie Ninja weiterhin diese Art von Musik kreieren?
Ich habe schon darüber nachgedacht, ich würde gerne in der Zukunft noch einmal solch ein Album machen. Das benötigt etwas Zeit für die Planung und ich müsste einen speziellen Instrumententyp kaufen, der eine entscheidende Rolle auf dem Werk spielen würde – wenn ich das denn umsetzen könnte. Im Moment konzentriere ich mich aber im Wesentlichen auf die Arbeit mit Pixie Ninja. Wenn aber dann die Zeit reif ist, werde ich wieder an Solomaterial arbeiten.

Es ist schon eine ganze Weile her, dass wir deine Band im Rahmen der “Norwegischen Woche” auf Betreutes Proggen präsentiert haben. In der Zwischenzeit habt ihr ein fantastisches zweites Album auf den Markt gebracht und – wenn ich nicht irre – habt ihr sogar in den USA getourt. Kannst du uns mehr über eure Live Erfahrungen berichten?
Es war 2018, als wir mit Pixie Ninja in den USA tourten. Und 2018-2019 hatten wir noch ein paar weitere Shows. Es war eigentlich nie unsere Absicht, live aufzutreten, aber irgendwie ist es dann doch passiert. Wir haben immer noch Mattias Olsson aus Stockholm dabei (siehe u.a. Änglagård, Il Tempio delle Clessidre, Necromonkey). Jedesmal also, wenn wir live auftreten wollen, müssen Jostein und ich zu Mattias reisen, um für die Live Shows zu üben. Es hat Vor- und Nachteile, aber wir finden immer einen Weg, sodass es am Ende funktioniert. Unsere Live-Band Karriere wurde aber jäh durch COVID-19 gestoppt, seitdem waren wir nicht mehr auf der Bühne.
Momentan gibt es wieder die Möglichkeit in Norwegen, live aufzutreten. Aber das kann auch ganz schnell wieder vorbei sein. Ich weiß nicht, wie es in Sachen Beschränkungen der Besucherzahlen aussieht. Wir planen diesbezüglich im Moment nichts, daher habe ich mich auch nicht um die aktuellen Regelungen gekümmert. Sie ändern sich eh ständig. COVID-19 hat ein riesiges Chaos angerichtet. Hoffentlich hört das bald mal auf!

Was sind die Zukunftspläne bei Pixie Ninja?
Pixie Ninja sind gerade mit den Planungen für neue Musik beschäftigt, diesbezüglich gibt es demnächst Neuigkeiten. Wir hoffen auch, bald mal wieder auf der Bühne zu stehen. Das braucht viel Organisation und viel Zeit für Proben, aber wir hoffen, dass wir es realisieren können.

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Rezension “Langtidsperspektiv” (2021)

Abbildungen/ Fotos: Marius Leirånes