CD Kritik Progressive Newsletter Nr.38 (01/2002)

Noëtra - Définitivemente bleus ...
(68:01, Musea, 2000)

Die französische Band Noëtra war mir bisher kein Begriff, es ist Musea zu verdanken, dass die auf "Définitivement bleus ..." versammelten Stücke der Vergessenheit entrissen wurden. Jean Lapouge war der Kopf der Gruppe, die von 1976 bis 1985 existierte. Dies war auch die Zeit des Niedergangs intelligenter Rockmusik und so ist es nicht weiter verwunderlich, wenn die Bandgeschichte hauptsächlich von der Aufnahme von Demotapes und den Versuchen geprägt ist, einen Plattenvertrag zu erhalten. Da alle diese Versuche scheiterten, löste sich die Gruppe schließlich 1985 auf. Das Musikbusiness ist eben ungerecht, aber glücklicherweise kam es zu einem Kontakt mit dem Musea-Label, so dass die Aufnahmen von Noëtra nun der interessierten Öffentlichkeit vorgestellt werden können. Als Einflüsse nennt Lapouge u.a. Pink Floyd, Frank Zappa, Soft Machine, King Crimson und Jan Gabarek, entsprechend schwer verdaulich ist daher auch der Stilmix, der den Hörer bei Noëtra erwartet. Geboten wird zeitloser Jazzrock, aber auch alle oben genannten progressiven Einflüsse lassen sich in den zwölf rein instrumentalen Titel wiederfinden. Aufgrund des starken Jazz-Einflusses, lässt sich die Musik der Franzosen durchaus mit den ebenfalls in diesem Heft vorgestellten Six North und dem Venezuelaner Rigel Michelana vergleichen. Jedoch gehen Noëtra ruhiger als diese beiden zu Werke, auch spielen Saxophon und Trompete eine wichtigere Rolle. Die Aufnahmen stammen aus den Jahren 1978 bis 1982 und es ist interessant, wie sich der Stil der Band in diesem Zeitraum verändert hat. So sind die Kompositionen aus den früheren Jahren zerbrechlicher, dagegen dominieren später auch die rockigen Elemente, die Stücke haben mehr Groove, ohne dass bezüglich Komplexität und musikalischem Anspruch Abstriche gemacht werden. Im Vergleich mit Six-North und Rigel Michelena fällt der Zugang zu der Musik Noëtras schwerer, aber dafür kann man auch bei jedem Durchlauf der CD neue Feinheiten entdecken. Wirklich zu empfehlen!

Meinhard Foethke



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