CD Kritik Progressive Newsletter Nr.38 (01/2002)

Six North - I'm here in my heart
(58:25, Musea, 2000)

Six North kommen aus Japan, bestehen aus 8 Musikern und machen laut der Band eigenen Webpage Musik, die irgendwo zwischen Progressive Rock, Jazz und Ambient-Musik anzusiedeln ist. Man kann also schon etwas vertracktes, aufregendes erwarten, und tatsächlich ist "I'm here in my heart" zumindest streckenweise ein richtige gutes Album, das sich über musikalische Grenzen unbekümmert hinwegsetzt. Hinter Six North steht vor allem Bandleader Hideyuki Shima, der nicht nur Bass und Keyboard zu der Musik beisteuert, sondern auch für alle Kompositionen verantwortlich zeichnet. Nach dem die CD im Player verschwunden ist, folgt auch gleich erst mal der Ambient-Teil des Albums in Form der Ouverture "Ajikan". Atmosphärische Klänge füllen den Raum, zuerst noch zaghaft romantisch, dann langsam lauter, zunehmend disharmonischer und schräger. Na, das kann ja heiter werden, und so auf das kommende vorbereitet, kann mich das sich anschließende Titelstück mit seinem gewollt schrägen Jazzrock nicht erschrecken. Klasse ist der knackige Bass, der ein gutes Fundament für die Soli von Gitarre, Keyboards und Saxophon abgibt. Am ehesten erinnert mich hier Six North noch an die Musik der Gruppe Spaced Out und deren aktuelles Werk "Eponymus II". Alles sehr schön gemacht, bis plötzlich ab Stück Nr. 5 eine Dame mit Namen Chizuko Ura der ansonsten rein instrumentalen Musik plötzlich ihre Stimme leihen muss. Uns schon ist Schluss mit Lustig. Nicht dass sie in ungenehm hohen Tonlagen singt (was ja bei japanischen Produktionen immer wieder für Angstschweiß sorgt), auch das ich kein Wort von den japanischen Texten verstehe, stört mich, nein, es ist vielmehr so, dass die Musik nicht mehr unter Dampf steht, erschreckend langweilig schleppen sich nun die einzelnen Stücke dahin, nett, aber harmlos und kein Vergleich zum fulminanten Beginn. Wer jetzt aber auf die Stopptaste drückt, verpasst "Kundabuffer", den besten Track auf diesem Album. Ein toller Progressive Rock-Kracher, hochgradig komplex und schnell, auch sind die jazzigen Sequenzen wieder da. Ein Klasse-Song voller Energie, wäre die ganze CD so, würde Six North in höchste Bewertungsränge vorstoßen. Da dem aber nicht so ist, bleibt unter dem Strich ein sympathisches Album, dem Freunde der oben genannten Band eine Chance geben sollten.

Meinhard Foethke



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