Stil: Electronic
Hypnosphere – Timedrift
(75:54, Spheric Music, 2014)
Nach „Within the whirl“ aus dem Jahre 2003 und dem vier Jahre später erschienenen „Magnetism“ kommt nun nach längerer Pause ein neues Werk des deutschen Elektronik Duos auf den Markt. Und Lambert Ringlage und Alien Nature (alias Wolfgang Bartkowski) machen im wahrsten Sinne fließend weiter, wo sie mit “Magnetism“ aufgehört hatten. Das Album ist untertitelt mit „Electronic sessions“ – und genau so klingt es auch. Da lässt man sich Zeit, die Ideen reifen zu lassen und lässt viel Freiraum für Improvisationen.
Die für Spheric Music typische Kategorisierung lautet in diesem Falle „File under Berlin School Electronic“, was in großen Teilen auch den Kern trifft. Die Aufgabenverteilung ist offenbar klar geregelt, denn Lamberts Spezialität ist das Thema Sequenzen, während Herr Alien Nature gerade für die atmosphärischen Klangskulpturen zuständig ist. Und so mischen sie ein recht eigenständiges, interessantes Gebräu zusammen, das dem Elektronik-Fan durchaus munden sollte. Der 18 ½ minütige Opener „Trancenter“ darf als Musterbeispiel für die Zusammenarbeit der Beiden herhalten. Da erinnert eine Passage in der ersten Hälfte, die vom Mellotron bestimmt ist, in der Atmosphäre sehr an Edgar Froeses „Epsilon in malaysian pale“.
Ein weiteres, für das Album typisches Element, stößt hier schließlich auch noch hinzu: die elektrische Gitarre, gespielt von Lambert. Gerade wenn diese zum Einsatz kommt, klingt dies in der Tat nach improvisierten Session Titeln. Was ihnen sehr gut gelungen ist, ist das Zusammenbringen der Charakteristika der einzelnen Musiker. Gitarre und Sequenzen einerseits und die atmosphärischen Klanglandschaft auf der anderen Seite sind hier auf effiziente Weise verschmolzen worden. Das ist nicht die Art Elektronikmusik aus der Wohlklangzone mit kurzen, melodiebetonten, leichten Kompositionen, sondern der Ansatzpunkt ist hier eben ein ganz anderer.
Wer diese Art von Berliner Schule gemischt mit Ambient und dem Ansatz ausgedehnter Kompositionen mit Improvisationscharakter mag, wird mit „Timedrift“ vermutlich glänzend klarkommen.
Jürgen Meurer (10/15 Punkte)
© Progressive Newsletter 2015