ProgPower Europe 2022, Tag 1, 30.09.22, Baarlo (NL), Sjiwa
Zu Hertzen gehend
Das ProgPower Europe (zärtlich verkürzt zu PPE) ist wirklich etwas ganz Besonderes. Kein anderes dem Autor bekanntes Festival ist derartig familiär – die Community der Besucher bezeichnet sich selbst denn auch permanent als “PPE Family”, ohne dass es je peinlich wirken würde. Keines grundsätzlich so unaufgeregt und stressfrei. Keines so kuschlig-gemütlich – mit Ausnahme vielleicht vom Trafostation 61. Aber das ist ein humpelnder Vergleich, denn das Trafo findet sommers mitten in einem verwunschenen Wald statt. Kennzeichnend für das Festival im grenznahen Baarlo ist u.a., dass die Bandauswahl zwar stets leidenschaftlich diskutiert wird, aber im Prinzip trotzdem völlig wumpe ist: Treue Festivalfans – dieses Jahr, in der 22. Ausgabe, aus 26 Ländern kommend! – fahren dorthin, wenn sie nur irgendwie die Zeit und Kohle dafür finden. Und völlig unabhängig davon, wer nun dieses Jahr spielt.
Zum Festivalbericht, Tag 2
Zum Festivalbericht, Tag 3
Mother Of Millions
Genau wie bei der ersten Band des Freitagabends (es hatte wie in Vorjahren am Donnerstag bereits ein Pre-Event im Kasteel De Berckt gegeben, wo die meisten Besucher und Bands untergebracht sind). Der ruhige bis beschwörende Gestus der erzsympathischen Griechen und der häufig nah am Schluchzen angesiedelte Gesang ist so gar nicht des Schreiberlings Beuteschema, daher wird sich hier auch bewusst kurz und mit Wertungen zurückgehalten.
Die Hellenen kamen m.E. recht gut an. Natürlich war auch wieder der tragische, traumatisierende Tod von MoM-Keyboarder Makis Tsamkosoglou Thema, der 2019 während einer Show auf der Bühne verstarb. Ihm ist auch die aktuelle EP “Orbit” gewidmet, die die Setlist prägte.
Eine Überraschung war möglicherweise das Florence + The Machine Cover ‘No Light, No Light’. Trotz vieler konkurrierender Wiederbegegnungen und Gespräche In Erinnerung geblieben ist noch der auffallend gute Drum-Sound. Der Sound auf dem Festival generell war durchaus druckvoll, aber im Vergleich zu manchen Vorjahren nie verzerrend oder gar schmerzhaft.
Von Hertzen Brothers
Der ultraflache Spruch ist leider unvermeidlich: den finnischen seit 22 Jahren gemeinsam musizierenden Gebrüdern Mikko, Kie und Jonne plus Verstärkung flogen vom ersten Augenblick ihres Auftritts spürbar praktische alle Hertzen zu. Der enorm starke Gesang aus mindestens drei Kehlen, die Kombi aus Heaviness und einzigartiger Melodieseligkeit nahm das Sjiwa schon beim Aufmacher ‘Days Of Reckoning’ im Sturm. Übergangslos wurde das Eisen mit ‘Blue Forest’ weitergeschmiedet, in einer erheblich lebhafteren Fassung als auf dem Studioalbum.
Das von Hause aus glücklich jubelnde ‘Frozen Butterflies’ hingegen bedurfte gar keiner Lachgas-Einspritzung im Live-Arrangement. Der bewusst akustisch bleibende radiotaugliche Über-Hit der Formation, ‘All Of A Sudden You’re Gone’ holte nun noch die letzten Unentschlossenen ins Boot, die die Finnen hier zum ersten Mal hörten und erlebten.
Apropos Hit: Das war ‘Kiss A Wish’ anscheinend wirklich beim Erscheinen 2006 mal, in der finnischen Heimat. Fast punkige Energie verströmte im Folgenden das jagende ‘You Don’t Know My Name’.
Der Proggie-Pleaser ‘Jerusalem’ aus dem Jahr 2017 begeisterte mit dramatisch-pompösen Synthie-Einsatz, besonders virtuosen Gitarrensoli und phantastischem Gesang inklusive Kopfstimme.
Erneut galoppierend wie schon ‘You Don’t Know..’ nun das enorm zum Hüpfen animierende ‘Long Lost Sailor’.
‘Flowers And Rust’ wurde von einem lodernden Gitarrenpart eingeleitet, die Nummer ist im Vergleich zum sonstigen VHBs-Material vielleicht einfacher gestrickt, wurde aber enorm leidenschaftlich vorgetragen.
‘Let Thy Will Be Done’ ist ein richtiger Rocker, verdient daher auch besonders die Vollbedienung aus fetten “Whoooa”-Chören und Drumsolo.
Als Zugaben ließen das sanfte ‘Prospect For Escape’ und schließlich das furiose ‘New Day Rising’ einen ungemein gelungenen Auftritt ausklingen. Und läuteten für alle, denen die Erinnerung an den ‘New Day Rising’ nicht Nachtruhe nahelegten, die berühmt-berüchtigte After-Show-Party ein…
Live-Fotos: flohfish
Randszene: Autor
- PPE Heroes a): der blinde Festivalbesucher
- PPE Heroes b): Die irische PPE-Delegation. Die lustigste, gastfreundlichste Gang, deren Gesellschaft man sich (nicht nur) für Festivalpausen überhaupt wünschen kann!
- PPE Heroes c): “Dirty Harry” (see photo for details)
- PPE Heroes d): Floh, der den Fotografen-Job mit zwei gebrochenen Fingern (allerdings wusste er das da noch nicht) eisern-souverän absolviert hat
- Anti Hero: Die Dame, die – ständig andere Menschen anrempelnd – einen Hund (Modell Trethupe) mit auf ein lautes Festival genommen hat. Und als sie darauf freundlich-besorgt angesprochen wurde, nur meinte: “ich halte ihm ja die Ohren zu”.
- Top PPE gigs: MEER, Iotunn, Von Hertzen Brothers
- Top PPE food (on premises): “Tosti”
- Top PPE beverage (on premises): Leffe
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Rezension “Red Alert In The Blue Forest” (2022)
Festivalbericht: 20.09.2019, Zoetermeer (NL), Progdreams VIII Festival, De Boerderij
Rezension: “War Is Over” (2017)
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Rezension “Orbit” (EP, 2022)
Rezension: “Artifacts” (2019)
Konzertbericht: 17.03.18, Zoetermeer (NL), Boerderij
Rezension: “Sigma” (2017)