Pavlov’s Dog, 11.11.18, Dortmund, Piano

Late November…

… war es gestern ja noch nicht so ganz. Aber für manchen war es trotzdem fast zu spät geworden, so etwa für Endesunterzeichneten. Die aktuelle Tour von Pavlov’s Dog läuft erfreulich gut und das Piano war unversehens Sold Out!

David Surkamp, Pavlov's Dog, Foto: Marco Magin

Außergewöhnlich entgegenkommendes Agieren seitens Label und Band machte unseren Besuch zu zweit doch noch möglich – und dennoch gab es Tränen! Denn die beste Ehefrau von allen – PD-Fan der ersten Stunde – hatte das ganze Konzert über Freudentränen in den Augen. Und auch um uns herum sah es ähnlich aus. Im trotz Ausverkauf immer noch Raum zum Bewegen und atembare Luft aufweisenden, wunderschönen Lieblings-Musiktheater im Pott war eine ausgesprochen erfahren wirkende Gemeinde zusammengekommen, die sich vom ersten Ton ihrer Helden an entweder mit innigem Lächeln einfach nur wiegten, das ganze Konzert über durchtanzten. Oder halt vor Glück weinten.

Die besagten ersten Töne entstammten ‘She Came Shining’, und strahlend schön führten sich auch die Dogs mit diesem so sehnsüchtigen wie kraftvollen Klassiker von “At The Sound Of The Bell” ein: Neben David Surkamp (vocals, guitar) benebst Frau Sara (vocals, guitar) ist das Manfred Plötz (drums), David Malachowski (lead guitar), die unvergleichliche Abbie Steiling (violin, mandolin, vocals) sowie aktuell Mark Maher (key) und Chris Turnbaugh (bass). Letztgenannter füllt (brillant) den Posten von Abbies Gatte Rick Steiling aus, der daheim bei deren frischgeborenen Sohn geblieben ist.

Zwischenrufer a): Man hört die Geige nicht!” Zwischenrufer b): “Hauptsache man sieht sie!” Auch wenn der Autor zu wissen glaubt, was hier beim Gesamtkunstwerk Abbie Steiling gemeint gewesen sein könnte – für den Spruch möge der Scherzkeks in der Macho-Hölle schmoren.

Apropos hören: Wie schon bei anderen Lieblingslisten-verdächtigen Konzerten des Jahres war auch hier nach einer kleinen Justage nach dem ersten Stück der Sound im Piano wieder exzellent: gut ausgewogen, mit satter Power, aber völlig ohne Gehörschutz genießbar.

Ein purer Genuß war auch ‘Try To Hang On’, eingeleitet von einem von vielen sagenhaften Gitarren-Geigen-Duellen des Abends. Und von einer Anekdote erzählt vom sichtlich bewegten David: Er widmet den Song zwei alten Freunden, die als Surprise guests in der Künstlergarderobe erschienen waren. Einer davon war kein Geringerer als Randy „Jimi Hendrix“ Hansen der sich nun gut hörbar auf der Empore des Musiktheaters bedankte! Die beiden kennen sich seit 40 Jahren, als sie beide in Seattle gelebt und musiziert haben. Randy hatte vergangene Woche im Piano gespielt, dabei das PD-Poster gesehen und nun einen Day off von seiner Tour für einen Überraschungsbesuch genutzt. Die beiden hatten sich 15 Jahre lang nicht gesehen!

‘Wrong’ stammt von einem Soloalbum des 66-jährigen David und wird – ausgezeichnet – von Sara gesungen. Für ‘Gold Nuggets’ bringt Abbie eine Mandoline an den Start. ‘She Breaks Like A Morning Sky’ bietet kurze Solospots für Geige, Orgel, Bass und Schlagzeug – hochgradig effektiv, aber nie effekthascherisch. Das sanfte ‘Paris’ ist der Aufmacher des erst im Dezember im Handel erhältlichen jüngsten Output “Prodigal Dreamer”, auf das mit mehreren Songs Appetit gemacht wird.

Manfred Plötz, Pavlov's Dog, Foto: Marco Magin

‘Hard Times’ wird mit dem galligen Zusatz “in America!” angesagt, das bleibt aber der einzige politisch-/gesellschaftliche Kommentar der US-Deutschen Truppe. ‘Standing Here With You’ beginnt wie eine Chopin-Träumerei und steigert sich zu einer der eindringlichsten Hunde-Hymnen des Abends.

Nach einer guten Stunde gab es dann den erwarteten Glockenschlag und die versammelten Fans im Publikum speichelten ein – im übertragenen Sinne natürlich. Denn nun gab es die Aufführung des Debüts “Pampered Menial” – “as we played it in 1975”. Ein Traum, vom berauschenden ‘Julia’, ‘Late November’, den magischen ‘Song Dance’ (heavy as fuck) bis hin zu ‘Of Once And Future Kings’. Die Fans hätten viertelstundenlang durchgejohlt und geklatscht, wenn man uns nur gelassen hätte. Doch die Stücke wurden ähnlich dicht hintereinander präsentiert, wie sie auch auf Platte aufeinander folgen. Sogar das Wenden zur B-Seite moderierte David kurz an.

‘Preludin’ ward insofern sanft modernisiert, als Chris hier einen recht achtbaren Rap einbaute. Gleichzeitig wurde hier der vier bereits verstorbenen Pavlov’s Dog-Mitglieder gedacht, zuletzt verlor die Band ja tragischerweise Nathan Jatcko

Sogar für Zugaben nahm man sich noch Zeit, zunächst für das weniger bekannte ‘Angel’s Twilight Jump’, danach für das brandneue ‘Suzanne’ bis wir schließlich mit ‘Bring Back The Goold Old Days’ nach über zwei tunden klatschnass aber glücklich entlassen wurden.

PS: Was für ein Hundeleben! Pavlov’s Dog gibt es am heutigen 12.11. noch im Spirit of 66 in Verviers und am 14.11. im Vooruit in Gent, ebenfalls in Belgien. Gebt Euch das!

David Malachowski, Pavlov's Dog, Foto: Marco Magin

Live-Fotos vom Jubez, Karlsruhe, mit freundlicher Genehmigung: Marco Magin, Breakout Magazin (More Pix)

Surftipps zu Pavlov’s Dog:
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Rezension “House Broken” (2016) incl. Kurzinterviews mit David Surkamp und Manfred Plötz
Rezension “The Pekin Tapes” (1973/2014)
Wikipedia

Abbie Steiling, Pavlov's Dog, Foto: Marco Magin