Smalltape, 13.01.18, Köln, Kulturcafé Lichtung

Smalltape Köln 13.01.18

Erst kürzlich fiel dem Autor ein Leserbrief einer renommierten deutschen Musikzeitschrift in die Hände. Darin wurde die provokante, aber sicherlich berechtigte Frage gestellt: “Ist die aktuelle Progszene auf dem absteigenden Ast … und wo ist der Nachwuchs?” So düster wie befürchtet, sieht es in der Realität aber gar nicht aus. Wer sich etwas Mühe gibt, Augen und Ohren offen hält und vielleicht auch das Glück hat, das ein oder andere Konzert besuchen zu können, wird bestätigen – es gibt sie, die jungen, talentierten und vor allem ambitionierten Bands, denen die Zukunft gehören sollte. Oft sind es die Zufälle, die einem eine Begegnung mit den musikalischen Hoffnungsträgern ermöglichen.

smalltape, Köln, 13.01.18, Fotograf: Timo Riedel

Um einen solchen handelte sich bei der Überraschungsparty für unseren „altehrwürdigen“ Betreuten Progger sowie emsigen Rezensenten Jürgen Meurer. Sein runder Geburtstag war Anlass genug, einen passenden Ort inmitten der Kölner Südstadt auszuwählen, um gebührend zu feiern. Das Kulturcafe Lichtung bietet mit seinem leicht antiquierten Charme und einem separaten, für ca. 150 Personen ausreichend Platz bietenden Veranstaltungsraum nebst kleiner Bühne just das geeignete Ambiente für einen gelungenen Geburtstagsgig.

smalltape, Köln, 13.01.18, Fotograf: Timo Riedel

Für die meisten auf der Gästeliste war die aufstrebende Berliner Band Smalltape ein absolut unbeschriebenes Blatt (bzw. unbespieltes Tape) und – wie für das Geburtstagskind – ein Überraschungsmoment. Für unseren lieben Jürgen war freilich nur der Umstand überraschend, dass sie zu seinen Ehren aufspielten. Er hatte die Band bereits rezensiert, mit strammen 12 Punkten gewürdigt und in seine Jahresbestenliste 2017 gekürt. Was letztlich auch den Ausschlag bei der Künstler-Auswahl gegeben hatte.

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Das Projekt wurde vom sympathischen Multiinstrumentalisten und Mastermind Philipp Nespital ins Leben gerufen. Als Quartett scheint es gerade den Wandel vom Schattendasein zu langsam wachsender Popularität zu erleben. Bereits 2011 erschien sein Solo-Album „Circles“ unter dem Name Smalltape. Im vergangenen Jahr folgte das zweite Werk mit dem Titel „The Ocean“. Die Band in der aktuellen Besetzung Philipp Nespital (Keys, Gitarre, Vocals), Alexandra Praet (Bass, Keyboards, Backing Vocals), Flavio De Giusti (E-Gitarre, A-Gitarre) und Manuel Humpf (Drums) präsentierte an diesem gelungenen Abend eine Auswahl von beiden Alben. Mit einer Spielzeit von knapp 80 Minuten inklusive der von den Gästen geforderten Zugabe präsentierten die jungen Musiker insgesamt zwölf Titel ihres Schaffens.

Smalltape überzeugte und begeisterte mit komplexen Songstrukturen, Harmoniegesang und einem Wechsel von dynamischen, heftigeren Passagen zu melodischen, ruhigeren Momenten. ArtRock, Prog oder ist es doch Crossover? Was auch immer, ausgezeichnet! Auch einige kleinere technische Probleme während ihres Auftritts konnten den positiven Eindruck nicht schmälern. Im Gegenteil, blieben die Musiker doch sehr gelassen und waren bis zum Schluss Herr der Lage. Was die geladenen Gäste dann auch gebührend würdigten.

Bleibt abschließend festzuhalten – es war ein gelungener Abend, garniert mit der tollen Idee, diese Berliner zu verpflichten. Sicher wird die Band in der Erinnerung der meisten Anwesenden haften bleiben und hoffentlich ihren weiteren Weg genauso ambitioniert verfolgen wie bisher. Ganz bestimmt wird man noch einiges von diesen Musikern hören. Sicher ist, es gibt noch mehr als Steven Wilson und Co. in unserer progressiven Musikwelt zu entdecken. Just listen to the (small)tapes!.

Surftipps zu Smalltape:
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Rezension zu “Cocoon” von Treehouse Scenery m. P. Nespital

Live-Fotos: Timo Riedel