CD Kritik Progressive Newsletter Nr.77 (03/2013)

Mars Hollow - Live
(69:46, Privatpressung, 2012)

Mit ihrem titellosen Debütalbum und dem Nachfolgewerk "World in front of me" haben sich die vier Amerikaner schnell einen Namen in der US-Progszene gemacht. Qualitativ hochwertiger Prog - da lag es nahe, dass die Veranstalter des RosFests auf ihre Landsleute zurückgriffen und ihnen ein Forum geboten haben, ihre Musik live auf dem (jetzt ausgeschrieben) Rites of Spring - Festival zu präsentieren. Und so liegt nun das Konzert, das das Quartett vor über 600 Prog-Fans gegeben hat, als Silberling vor, erweitert um einen neuen 5-minütigen Studiotitel, der Ende 2012 aufgenommen wurde. Der Vierer besteht auf der Bühne aus John Baker (Gitarre, Gesang), Kerry Chicoine (Bass), Jerry Beller (Schlagzeug) und Steve Mauk (Tasteninstrumente). Die Band zeigt sich spielfreudig, die durchaus auch mal komplexen Kompositionen werden in erfrischender Weise präsentiert. Das erinnert gelegentlich an Spock's Beard oder Moth Vellum, aber auch deutliche Yes-Anleihen sind zu vernehmen. So ist das Bassspiel bisweilen recht Squire-ähnlich, auf dem starken Song "Midnight" klingt es fast ein wenig wie ein Ausschnitt aus einer Live-Version von "Starship trooper". Was den guten Gesamteindruck ein wenig schmälert, sind die eher schwachen Gesangseinlagen, die nun wahrlich kein Kaufargument bieten. Auf dem eher unauffälligen Bonustitel wurde übrigens die Rhythmusfraktion ausgewechselt. Die Live-Aufnahme gibt es auch in DVD-Format. Vielleicht kann Klaus ja auch noch ein paar Statements ergänzen, schließlich war er live vor Ort. Bitte schön, Klaus.

Jürgen Meurer

Das macht der KB natürlich gerne. Dieses Kleinod spiegelt die Spielfreude der Band an diesem legendären Sonntagmorgen im Mai wider. Man höre sich nur "World in front of me" an. Da stimmt einfach alles. Abmischung, Sound, Schlagzeug und Keyboards und natürlich die Vocals. Das macht wirklich Spaß. Wie JM ja schon anmerkte, durfte ich bei diesem Event anwesend sein. Man hatte das Gefühl, die Band okkupierte das Majestic-Theatre in einem Handstreich. Wie sagte Mars Hollow eingangs: wir spielen heute hier eine Messe des Prog. Genau das haben sie zelebriert und das wird auf diesem Tonträger eindrucksvoll bewiesen. Mir persönlich gefällt die Stimme von John Baker. Sie findet sich m.E. genauso auf den Studioalben. Im Bonusstück gebe ich JM allerdings recht. Da finde ich sie auch dünn. Von mir gibt es dennoch eine klare Kaufempfehlung für diesen Querschnitt von Mars Hollow Musik. Hörenswert allemal, auch weil sich Steve Mauk kreativer im Stück "Dawn of creation" an den Keys betätigt als in der Studioaufnahme. Der Bonustrack "So far away" ist wahrscheinlich ein Zugeständnis kaufmännischer Art an die Neulinge Joe August und Bob Craft, welche Kerry Chicoine und Jerry Beller ersetzen.

Klaus Bornemann



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