CD Kritik Progressive Newsletter Nr.76 (11/2012)
Mangala Vallis - Microsolco
(36:46, Privatpressung, 2012)
Wurde gerade beim 2002er Debüt "Book of dreams" doch sehr unverhohlen und überaus offensichtlich bei Genesis geklaut, so haben sich die Retro Progger von Mangala Vallis inzwischen wesentlich eigenständiger freigeschwommen. Zwar ist auch auf ihrem dritten Album "Microsolco" die Richtung eindeutig auf die 70er getrimmt, doch hier wird stilsicher und gekonnt mit analogen Keyboardsounds, progressiver Leichtigkeit und schwelgerischen Melodien gearbeitet, diese jedoch in einen neuen Kontext gesteckt. Zwei Schönheitsfehler trüben jedoch die Stimmung: sieben Jahre sind seit dem letzten Studioalbum vergangen, da ist eine Laufzeit von knapp 37 Minuten schon recht mager. Ebenso ist leider "Meckerstimme" Bernardo Lanzetti (ex-PFM, ex-Acqua Fragile) nicht mehr mit dabei. Doch der neue Bassist und Sänger Roberto Tiranti (u.a. bei den New Trolls tätig) macht seine Sache sehr gut, der minimale, fast zu vernachlässigende südländische Akzent hält sich doch sehr in Grenzen. Überhaupt hat sich das Personalkarussell kräftig gedreht, denn mit Cristiano Roversi (Moongarden) hat man auch noch gleich einen neuen Keyboarder verpflichtet. Die musikalische Tradition von Mangala Vallis wurde auf diesem Album in geradliniger, aufs Wesentliche zusammengedampfter Form fortgesetzt. Die ausschweifenden, epischen Kompositionen mit Longtracks gehören der Vergangenheit an, einzig der Opener "Easy empire" bringt es mal auf über 7 Minuten. Ob man diese Verschlankung und eine deutliche Hinwendung zum härteren Rock gut heißt, hängt mit den eigenen Vorlieben zusammen. Letztendlich beweisen Mangala Vallis damit durchaus ansprechend, dass auch ohne bombastischen Überschwang die progressive Vergangenheit gelungen neu belebt werden kann.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2012