CD Kritik Progressive Newsletter Nr.76 (11/2012)
Court - Twenty flying kings
(64:42, Ma.Ra.Cash Records, 2012)
Nachdem Court in den 90ern beim berühmt-berüchtigten WMMS Label ihre ersten beiden Alben veröffentlichten, erschien das letzte Werk "Frost of watermelon" erst im Jahre 2007. Fünf Jahre später ist "Twenty flying kings" eine Art Neuanfang, denn mit Marco Pedrini hat man zwar einen neuen Sänger, eröffnet wird das Album jedoch mit "Cries", einer Neuaufnahme der ersten CD. Hinzu gesellen sich noch weitere Tracks vom Debüt, die mit neuen Kompositionen gut durchmischt werden. Gerade die Verbindung aus alt und neu offenbart, dass man über den Zeitraum von mehr als zwei Jahrzehnten einen musikalischen Brückenschlag wagt und auf die eigene Historie immer noch stolz ist. Der Zusammenschluss des langen Zeitraums gelingt, denn der zeitlose, etwas verquere Art / Folk Rock der Italiener verfügt über einen ganz eigenständigen Charakter. Die Verbindung aus akustischen Instrumenten bzw. Passagen (mit Flöte, Oboe, Mandoline), sowie rockigem Grundmuster funktioniert dabei auch ohne typischen, sofort ins Ohr dringenden italienischen Einschlag. Mit den beiden, jenseits der 15 Minuten tickenden Longsongs "Sumptuous moment" und "Alviss' revenge" beweist man ebenso das Faible für mal schwebenden, mal intensiven Progressive Rock / ausschweifenden 70s Hard Rock, der fast gänzlich ohne offensiven Keyboard Einsatz auskommt. Court werden dafür einmal mehr mit dem Manko zu kämpfen haben, dass sie vielleicht eine Spur zu unspektakulär, etwas zu sanftmütig agieren, ihre Musik eher zum oftmaligen Anhören einlädt, als dass man von dieser sofort mitgerissen wird. Reinhören für den eigenen Höreindruck ist aber hier keineswegs eine falsche Idee.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2012