CD Kritik Progressive Newsletter Nr.72 (97/2011)

Trettioåriga Kriget - Efter efter
(49:12, Mellotronen, 2011)

Seitdem sich Trettioåriga Kriget Anfang des neuen Jahrtausends nach fast Dekaden wieder zusammenfanden, scheinen sie vor kreativer Energie nur so zu sprühen. Seit 2003 erschienen bereits zwei neue Studioalben, ein Livealbum und parallel dazu wurden ebenso die Archive aus den 70ern durchforstet und ältere Aufnahmen in digitaler Form unters Volk gebracht. "Efter efter" ist nach der Reunion nun der dritte Longplayer mit neuem Material und beschließt damit die Trilogie, die mit dem 2003er Album "Elden av år" begann. Und einmal mehr handelt es sich um ein sehr angenehmes Retroalbum, bei dem man ständig den positiven Eindruck hat, dass hier einfach ein paar Musiker immer noch unheimlich viel Spaß beim gemeinsamen Spiel haben. Um gleich noch eine Phrase hinterherzukloppen: Trettioåriga Kriget sind wie alter, guter Wein: mit zunehmendem Alter werden sie immer besser. Nachdem man in den 70ern sehr kantigen, rauen Progressive Rock mit Hard Rock Einschlag und skandinavischer Note spielte, Anfang der 80er etwas mit New Wave flirtete, hat man nun für sich eine Art sinfonischen, gut abgehangenen Progressive Rock gefunden. Dieser benötigt keine epischen Songlängen, um seine Kraft zu entfalten, hat besonders durch den schwedischen Gesang einen ganz eigenen Anstrich. Da ist weiterhin jede Menge Blues- und Rockfeeling enthalten, das wirkt von der Stimmung her etwas angestaubt, aber trotzdem sympathisch. Das Zusammenspiel aus wundervollen Melodien, weichen Mellotron- und Hammondakkorden, sowie gelegentlich emotionalen Ausbrüchen funktioniert. Die Musik von Trettioåriga Kriget hat Reife, Tiefgang, aber auch eine unaufgeregte Lockerheit, die leider vielen neuen Retrobands abgeht, die einfach nur auf antike Sounds und schablonenhaftes Musizieren mit instrumentalem Overkill setzen. Bei den Schweden hingegen ist viel Platz für ruhige Momente und echtes Gefühl in der Musik. Genau dies sind die Stärken, die "Efter efter" zu einem guten Retroalbum machen.

Kristian Selm



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