CD Kritik Progressive Newsletter Nr.54 (01/2006)
Mangala Vallis - Lycanthrope
(62:14, Ma.Ra.Cash Records, 2005)
Die Kritik zu "Lycanthrope", dem zweiten Album von Mangala Vallis, kann man eigentlich ganz kurz auf die schlichte Formel "man bekommt, was man erwartet" bringen. Schon das 2002er Debüt "The book of dreams" setzte konsequent völlig auf die 70er Jahre Retro Sounds und deutliche Anleihen bei Genesis, welches immer nahe am Rande zwischen Inspiration und Klone wandelte. Doch während die italienischen Kollegen von The Watch sich mehr auf die Seite des fast perfekten Genesis Klones geschlagen haben, bewahren Mangala Vallis auf ihrem zweiten Album durchaus ein gewisses Maß an erkenn- und hörbarer Eigenständigkeit. Natürlich werden hier ganz munter Mellotron- und Orgel- Breitseiten aufgefahren, wechseln lyrisch akustische Passagen mit komplexen, aber immer nachvollziehbaren Instrumentalteilen ab und schwebt über allem natürlich die prägnante Stimme des ausschließlich in englisch singenden ex-PFM und Aqua Fragile Mitglieds Bernardo Lanzetti. Doch während sich ja inzwischen sehr viele Bands vom Sound her bewusst an den 70ern orientieren, gehören Mangala Vallis glücklicherweise zu denjenigen Vertretern, bei denen die Retro Richtung eben einfach überzeugend und keineswegs aufgesetzt herüberkommt. Ob schmachtender Pathos oder weinerliche Gitarrenläufe, ob orgelgetränkter Bombast oder wuchtige oder auch sanfte Instrumentalteile, immer gelingt den Italienern so etwas wie eine eigene Note beizumischen, die überraschenderweise fast gänzlich auf die südeuropäischen Wurzeln verzichtet. Einzig an Lanzetti werden sich, wie schon in der Vergangenheit bzw. beim Debüt von Mangala Vallis, die Gemüter scheiden. Zweifellos kann der Mann ausdrucksstark und überzeugend singen, jedoch ist sein eben typisch meckernder Gesangsstil nicht unbedingt jedermanns Sache. Mir persönlich gefällt seine Stimme wirklich gut, was auch für seine Beiträge bei den Vorgängerformationen in den 70ern gilt, und gerade sein Organ ist eben auch ein sehr markantes Markenzeichen, welches eben auch Mangala Vallis einen ganz eigenen Anstrich verleiht. Doch sollte man keineswegs die Leistungen der eigentlichen Mannschaft außer Acht lassen, die sich keineswegs hinter ihrem omnipräsenten Frontmann zu verstecken braucht. Sowohl kompositorisch, als auch spielerisch, ist hier alles vom Allerfeinsten. Da ist es nur eine weitere interessante Beinote, dass man als weiteren Gast David Jackson von den inzwischen wieder reformierten Van der Graaf Generator ebenso im Studio begrüßen durfte. Deswegen gilt: wenn schon Retro, dann eben richtig und dafür sind Mangala Vallis ein wirklich todsicherer Tipp. Und vielleicht dient diese Veröffentlichung auch dazu, sich mal mit Lanzettis ehemaligen Bands Acqua Fragile und natürlich PFM zu beschäftigen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2006