CD Kritik Progressive Newsletter Nr.52 (06/2005)

Trettioåriga Kriget - Hej pår er!
(55:30, MNW, 1978/79)

Wie sich doch eine Band in nur 3 Jahren verändern kann. Während Trettioåriga Kriget 1975 mit "Krigssang" ihr wohl bestes Album mit druckvollem, dynamischen Hard / Progressive Rock einspielten, ist auf dem 78er Nachfolger "Hey pår er!" auf einmal vermehrt "normale" Rockmusik / Mainstream mit weicheren, einfacheren Grundstrukturen angesagt. Aber es sollte noch schlimmer kommen, denn später orientierte sich die Band am New Wave (u.a. hier bei den Bonustracks zu hören), der in den frühen 80ern mächtig angesagt war. Aber zurück zu "Hey pår er!", welches zuweilen immer noch den Schwung der 70er hat, jedoch ist ein Großteil des Materials weder so vielschichtig, noch inhaltlich so fordernd, wie man es von den beiden Vorgängeralben gewohnt war. Natürlich tut man den Schweden Unrecht, hier alles zu verteufeln, denn mitunter lassen sie immer noch aufblitzen, dass sie der sinfonischen Note bzw. härteren, schrägeren Klängen noch nicht ganz abgeschworen haben. So beinhaltet z.B. "Moln på marken" ein wunderbar elegisches Grundthema, sind mit dem abwechslungsreichen "En kväll hos x" und dem wunderbar melancholischen, sich euphorisch steigernden "Andra sidan" (erinnert etwas an Anyone's Daughter) verspielte Prog Nummern im Spät 70er Gewand gelungen. Zudem verfallen Trettioåriga Kriget bei ihrer Neuausrichtung glücklicherweise keineswegs in zu arge musikalische Plattheiten. Als Neuzugang sorgt zudem Mats Lindberg für ein leicht verändertes Soundbild, da er neben Keyboards auch noch einige Saxophonsoli beisteuert. Rückblickend ist "Hej pår er!" das kommerziell erfolgreichste Album der Bandgeschichte, was natürlich als Grund für den Stilwechsel als Rechtfertigung herangezogen werden kann. Das dritte Album der schwedischen Band kann trotz des enttäuschenden Beginns vor allem im zweiten Teil nochmals versöhnen, auch wenn es insgesamt mehr als musikalischer Neuanfang zu betrachten ist. Wesentlich essentieller sind jedoch ihre ersten beiden Alben, aber auch ihr Comebackwerk "Elden va år" aus dem letzten Jahr.

Kristian Selm



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