CD Kritik Progressive Newsletter Nr.51 (03/2005)
Simon Jensen Band - All you can eat
(52:30, Blue Beat Production, 2005)
Was noch Ende 2003 als reines, eher experimentelles Flöten / Bass Duo startete, begann im Frühjahr 2004 durch das Hinzustoßen eines Keyboarders und Schlagzeugers zu einer richtigen Band zu reifen. Das Zusammenspiel des schwedische Quartetts um den Flötisten Simon Krarup Jensen funktionierte derart prächtig, dass man bereits nach kurzer Zeit ein Demo aufnahm und wenig später beim Jazzlabel Blue Beat Production landete. Doch Entwarnung: wer beim Wort "Jazz" schon die Krise kriegt, wird auf diesem Debüt eines Besseren belehrt. Die "Jazz" Interpretation der Simon Jensen Band ist derart leichtfüßig und luftig, dass man auch als "Normalhörer" durchaus damit leben kann. Richtig interessant wird die Sache aber durch deutliche Elemente aus der skandinavischen Folklore und hin und wieder einigen Prog Zutaten. So sind die Standards "Take Five" und "Summertime" zwar noch ein deutlicher Fingerzeig zum swingenden Jazz, doch auf den 8 Eigenkompositionen zeigt die Band, was wirklich in ihr steckt. So ist das treibende "Phenomenon" deutlich in der nordischen Prog Tradition verhaftet, startet als Brückenschlag zwischen schwebendem Art Rock und Elektronik, um als lebendige Folknummer zu enden. Und genau nach diesem Strickmuster funktioniert auch vieles andere auf diesem Album. Locker und lässig werden hier die Elemente unterschiedlicher Stilarten verbunden, ohne dabei den Zuhörer zu überfahren. Die stilistischen Verbindungen kommen dabei nicht von ungefähr, flötete doch der Bandleader nicht nur klassisch und in einer Hard Rock Band, sondern war ebenfalls bei der schwedischen Progformation Grovjobb tätig. Aber auch die anderen Bandmitglieder sind ansonsten in ganz anderen Genres tätig, die von Reggae, Film- und Theaterproduktionen bis hin zu Art Rock reichen. Aufgelockert werden die Kompositionen zusätzlich durch Gäste an Cello, Trompete, Akkordeon und Saxophon. Wie es der Albumtitel schon andeutet, kriegt man auf diesem Album so viel, wie man vertragen kann. Das ist jedoch keineswegs schwere Kost, doch sicherlich bekommt manch einer davon Bauchschmerzen, der andere ist danach pappsatt. Weitere Infos zur Band und Hörbeispiele gibt's übrigens auf deren Internetseite, erreichbar über unsere kleine bescheidene Linksammlung.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2005