CD Kritik Progressive Newsletter Nr.51 (03/2005)
Finisterre - La meccanica naturale
(53:42, Immaginifica, 2004)
Ende der 90er waren Finisterre einer der Hoffnungsträger der zeitgemäßen Wiederaufbereitung des typischen Italo Progs der 70er. Einigen gelungenen Alben folgte 1999 ein jähes Ende. Nach diversen Umbesetzungen war das Album "In ogni luogo" nicht nur eine musikalische Abkehr hin zu modernen Klängen, sondern kurz danach ging man auch als Band getrennte Wege. Bandleader Fabio Zuffanti hielt derweil mit seinen diversen Projekten und Bands (u.a. Höstsonaten, La Maschera Di Cera, Die Rockoper Merlin) weiterhin die progressive Fahne hoch, während die restlichen Musiker von der Bildfläche verschwanden. So erschien es zunächst doch etwas überraschend, als man sich letztes Jahr fast wieder in der ursprünglichen Originalbesetzung zusammenfand und mit "La meccanica naturale" auf einmal ein gänzlich neues Studioalbum einspielte. Das Album ist erwartungsgemäß eine teilweise Rückkehr in die 70er, beeindruckt aber gleichzeitig durch einen zeitgemäßen Sound. Inwieweit hier Produzent Franz di Cioccio (PFM) Einfluss nahm, sei mal dahingestellt, auf jeden Fall beeindruckt durch sein Hinzutun dieses Album neben dem musikalischen Gehalt, ebenfalls durch seinen transparenten Klang. Komischerweise orientierten sich Finisterre noch sie nah an die PFM der späten 70er, wie hier. In manchen Augenblicken meint man hier fast stimmlich das Original zu hören, scheint in den Arrangements eine vertraute Verwandtschaft durch. Dennoch ist "La meccanica naturale" keine rein rückwärtsgerichtete Wiederaufbereitung, trotz der unumgänglichen Mellotronklänge und sattem Gitarren- und Bass Sound. Wie fast bei allen italienischen Bands üblich, kommt hier der mediterrane liedhafte Folktouch durch, wird einfach mehr Wert auf emotionale Ausbrüche gelegt, als bei den Kollegen nördlich der Alpen. Zwar ist bei Finisterre dieses mal nicht alles von Erfolg gekrönt, was sich hier hinter den Studiotüren erdacht und zusammengebastelt wurde, einige geradlinigere Momente verflachen den ansonsten recht positiven Gesamteindruck. Dennoch ist dieses Album über weite Strecken ein gelungener Nostalgietrip in leicht modifizierten Gewand.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2005