CD Kritik Progressive Newsletter Nr.45 (08/2003)

Turquoise - Po drugiej stronie...
(47:13, Ars Mundi, 2003)

Auf ihrem gleichnamigen Debüt boten Turquoise eine gelungene melodische Variante des Neo Progs mit polnischer Sprache. Nicht unbedingt spektakulär, aber in sich stimmig ruhend und mit manch wunderbarer Melodie, offenbarte die Band ansprechende Klasse. Der Nachfolger wartet gleich mal mit diversen Besetzungswechseln auf. Statt der engelsgleichen Stimme von ex-Sängerin Katazyna Jajko, gibt es nun die dreifache Vokalkraft. Lila Wojciechiwska und Agnieszka Dudek sorgen für die weibliche Komponente, Jacke Galant gibt den männlichen Gegenpart. Die instrumentale Fraktion blieb dafür fast komplett bestehen, abgesehen davon, dass man dem Keyboarder den Laufpass gab und diese Tätigkeit jetzt der Gitarrist mit übernimmt. Zu Beginn scheint inhaltlich alles beim Alten geblieben zu sein. Die leicht melancholische Ausprägung, die verträumten Melodien, verleihen dem Neo Prog der Polen eine ganz eigene Note. Dazu jubiliert einfach wunderbar die Gitarre in den höchsten Lagen. Doch langsam schleichen sich erst unterschwellig, dann immer offensichtlicher ein paar weniger nette Misstöne hinzu. Der Rhythmus klingt sehr synthetisch, wirkt dadurch hölzern, Sänger Jacke Galant liefert zwar mit seinem rauchigen Organ einen interessanten Gegenpart zu den singenden Waldfeen, aber nicht immer passt sein Ausdruck und vor allem die Tonlage zum Gesamtkonzept. Was auf dem Debüt noch sympathisch und frisch klang, wirkt auf dem Nachfolger einfach zu schablonenhaft. Dabei spielen Turquoise definitiv keine schlechte Neo Prog Mucke. Deswegen ist diese Scheibe sicherlich mit gewissen Einschränkungen zum Antesten durchaus zu empfehlen, doch das persönliche Empfinden ist eben von Enttäuschung geprägt.

Kristian Selm



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