CD Kritik Progressive Newsletter Nr.41 (09/2002)

Turquoise - Turquoise
(46:23, Ars Mundi, 2002)

Immer wieder erstaunlich und gleichzeitig erfreulich, welch große Anzahl von qualitativ hochwertigen Bands aus dem Neo Prog Bereich immer wieder aus Polen kommen. Nachdem es in den letzten Jahren nach der Hochzeit Anfang / Mitte der 90er etwas ruhiger geworden war, gibt es jetzt mit Turquoise einen würdigen Nachfolger dieser Tradition, der uns schon Bands wie Collage, Quidam oder Abraxas bescherte. Vieles erinnert bei Turquoise an das erste Album von Quidam, was neben der deutlich neo-progressiven, hochmelodischen Ausrichtung, vor allem an der wunderbaren hellen und klaren Stimme von Sängerin Katarzyna Jajko liegt. Zudem beeindruckt die Musik von Turquoise durch seine Leichtigkeit und offene Ehrlichkeit, die vielen gekünstelten, konstruierten auf Erfolg getrimmten Produktionen einfach fehlt. Fröhlich, positiv, aber gleichzeitig auch melancholisch vom Stimmungsbild her, sind der große Pluspunkt dieses Albums schlichtweg seine wunderbaren Melodien, seine wohl durchdacht eingesetzten Instrumentalparts. Ohne zu komplexe Schlenker, aber dennoch überzeugend in seiner scheinbaren Einfachheit, sorgen genretypische elegische Soli an der Gitarre, sowie sorgsam eingebettete Keyboardklänge für die instrumentale Auflockerung. Geschickt arbeitet die Band auch mit der Dramaturgie ihrer CD. Man steigert sich nach vorsichtigem Beginn langsam, setzt mit dem jeder Menge Drive und dem stilistisch Neo Prog typischen Instrumental "Dajmma" das erste Highlight, wie auch in den nachfolgenden Titeln einige sorgsam eingesetzte Wendungen folgen. Das Album gipfelt schließlich im temporeichen "A ja, a ty", bevor das Tempo wieder geschickt herausgenommen wird, um das Album langsam ausklingen zu lassen. Vielleicht manchem zu unspektakulär, zu ruhig, zu einfach strukturiert, ist genau dies ein Teil des Erfolgsrezeptes von Turquoise. Wer zudem keine Probleme mit nicht englischsprachigen Produktionen hat, bekommt wieder mal eine sehr hoffnungsvolle Band aus Polen präsentiert, die bereits auf ihrem Debüt ihr Können und Potenzial ausspielt.

Kristian Selm



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