CD Kritik Progressive Newsletter Nr.45 (08/2003)
La Maschera Di Cera - Il grande labirinto
(65:34, Mellow Records, 2003)
Es ist wirklich beschwerlich, noch einen kompletten Überblick über die ganzen Projekte von Fabio Zuffanti zu behalten. Der Bassist, der sich vor allem mit Finisterre und Höstsonaten einen Namen für geschmackvollen Retro Italo Prog machte, hat neben seinen ganz anderen Projekten (u.a. die Rockoper "Merlin"), inzwischen mit La Maschera Di Cera eine weitere Band am Start, die seine bisherigen Arbeiten mühelos in den Schatten stellt. War bereits das titellose Debüt eine überzeugende Wiederbelebung des Italo Progs der alten Schule, so ist der Nachfolger "Il grande labirinto" vom gleichen, großartigen Kaliber. Erstaunlich, dass La Maschera Di Cera, wie bereits beim Erstlingswerk, ohne jegliche Gitarre auskommen. Mit allen erdenklichen antiken Keyboardsounds von Fender Rhodes, Hammond, Minimoog bis hin zum unverzichtbaren Mellotron, sowie Flöte als zweitem Führungsinstrument, fällt dieses Fehlen jedoch keineswegs negativ auf. Vier Titel komplett im Longsongbereich jenseits der 10 Minuten angesiedelt, sowie in zwei kürzeren 3 Minuten Nummern, nehmen sich die Italiener jede Menge Zeit ihre Ideen liebevoll auszuschmücken und gehaltvoll entfalten zu lassen. Ganz selten gleiten sie in leicht übertriebenen Kitsch ab, wird ein Einfall einfach zu lange ausgedehnt. Doch nicht nur bei mediterraner Melodik wird sich in der Vergangenheit bedient, dramatische, dynamische Elemente, wie leicht Abgedrehtes findet ebenso seinen wohlverdienten Platz. Trotz der kompletten Rückbesinnung auf die 70er, erscheinen die emotionalen Einfälle nicht als billiges Plagiat, sondern bewahren in der Interpretation von La Maschera Di Cera ihre Eigenständigkeit. Neben den fähigen Instrumentalisten, beweist vor allem Sänger Alessandro Corvaglia (bereits auf der Rock Oper "Merlin" vertreten) Ausdruckskraft und Variabilität, schließt damit überzeugend den qualitativen Kreis aller Beteiligten, der bei früheren Projekten Zuffantis eher noch für Stirnrunzeln sorgte. Kurzum: eine rundum gelungene Scheibe, die vollständig überzeugt. Noch eine Info zum Schluss: mit "The live series" haben La Maschera Di Cera eine Sammlung von Liveaufnahmen gestartet. Qualitativ handelt es sich dabei mehr um eine Serie von offiziellen Bootlegs, so dass man von der Audioqualität nicht immer die besten Resultate erwarten sollte. Alle Aufnahmen sind als CD-R mit handgefertigtem Cover erhältlich, nähere Infos dazu auf der bandeigenen Homepage.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2003