CD Kritik Progressive Newsletter Nr.43 (03/2003)

La Maschera Di Cera - La Maschera Di Cera
(42:11, Mellow Records, 2002)

La Maschera Di Cera - wenn ich meiner Übersetzung mit Langenscheidts bewährtem Italienisch Wörterbuch trauen darf heißt das "Die Maske aus Wachs". Nun gut, ich kann auch total daneben liegen. Die Alternative währe beispielsweise "Platzanweiser aus Aussehen ...", da glaube ich doch eher an die erste Variante! Vielleicht ist bei der großen Zahl interessanter Scheiben aus Italien langsam mal ein Sprachkurs angesagt ... Bei der Gruppe mit dem seltsamen Namen handelt es sich um eine weitere Band des Finisterre / Höstsonaten Masterminds Fabio Zuffanti (Bass, akustische Gitarre). Bis auf Flötist Andrea Monetti, der mir leider unbekannt ist, rekrutieren sich alle Mitmusiker aus Zuffantis diversen Projekten. Als Komponist wird gleichberechtigt mit Zuffanti der Keyboarder Agostino Macor (Höstsonaten) genannt. Für die Arrangements zeichnet die gesamte Band verantwortlich, der auch Finisterre-Drummer Marco Cavani angehört. Also eher eine "echte" Band als ein Soloprojekt. Eine elektrische Gitarre gibt es nicht, daher stehen die Keyboards im Vordergrund. Bereits der Titeltrack, der gut die Hälfte des Albums ausmacht, und wie zu Vinyl-Zeiten nostalgisch mit "Facciata A" überschrieben ist, zeigt deutlich wohin die musikalische Reise geht: Zurück in die 70er, die glorreiche Zeit des Italo-Progs. Klänge aus Mellotron, Orgel, Moog und VCS 3 sorgen für das authentische Feeling. Sehr angenehm fällt von Anfang an der Sänger Alessandro Corvaglia auf, der bereits die Rolle des "Merlin" in Zuffantis gleichnamiger Rock-Oper interpretiert hat und über eine klasse Stimme verfügt. Eine gute Entscheidung, war doch der Gesang bei Zuffantis Werken bisher oft der Knackpunkt. Gute Keyboard-Solos, vieeel Mellotron und schöne Flötenpassagen, ruhiges und dynamisches, melodiöses und leicht abgedrehtes wechseln sich ab und lassen keinen Anflug von Langeweile aufkommen - schon sind wir auf "Facciata B" angelangt! Hier gibt es noch drei weitere Songs zu entdecken. Das kurze und mit kernigem Bass beginnende "Del mio mondo che crolla" erinnert vor allem durch den Gesang, in Verbindung mit Mellotron / Orgel, irgendwie an die 70er Band Museo Rosenbach mit ihrem "Zarathustra"-Album. Ein Highlight. Das mit fast 10 Minuten Laufzeit zweitlängste Stück "Del mio abisso e del vuoto" beginnt dezent jazzig, mit gutem Flöte/Piano Zusammenspiel und wird im Verlauf richtig schön Italo-Progig, mit wunderbarer Melodie und Gänsehautfeeling. Hat hier vielleicht die Band Banco Pate gestanden? Im weiteren Verlauf wird die Musik merklich düsterer, mit geisterhaftem Gesang, die abgedrehteste Passage des gesamten Albums. Das könnte gut die Musik zu einem Horror-Film sein! Daher fällt mir Spontan die Musik von Goblin ein. Mit dem ruhigen und hochmelodiösen "Del mio volo" findet das Album seinen würdigen Abschluss. Akustische Gitarre und Flöte, dazu gefühlvoller Gesang, danach Drums und Mellotron steigern sich immer mehr, die Moogs setzen ein, zum Schluss noch ein Hammond-Solo - einfach traumhaft! Dieses Album bietet alle Attribute guten Italo-Progs: Eleganz, Leichtigkeit, Schönheit. Daher eine dicke Empfehlung für alle Freunde Italienischer Klänge. Wenn es an dem Album etwas zu bemängeln gibt, dann die viel zu kurze Spielzeit, authentisch eben, wie in den 70ern zur Vinyl-Zeit. Na, wenn's weiter nichts zu mäkeln gibt!

Andreas Kipp



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