CD Kritik Progressive Newsletter Nr.45 (08/2003)

Karda Estra - Constellations
(43:23, Cyclops, 2003)

Bereits mit seinem letzten Album "Eve" verfolgte Multiinstrumentalist Richard Wileman alias Karda Estra einen ganz eigenen Weg zwischen Klassik und Elementen aus dem progressiven Umfeld. So erinnert "Constellations" in einigen Passagen nicht von ungefähr vor allem an die Frühwerke von Mike Oldfield, bzw. wird bei Anthony Phillips oder der akustischen Seite von Steve Hackett vorbeigeschaut. Ganz im Stil einer klassischen Suite, bewegen sich die sechs, nach Sternenkonstellationen benannten Titel im mehr klassisch orientierten Umfeld, wobei als Bonus eine Neuinterpretation von Steve Hacketts "Twice around the sun" das Album sehr passend beschließt. Fast gänzlich ohne Rhythmusinstrumentarium, nehmen vor allem Streich- und Blasinstrumente eine bedeutende Rolle ein. Langsam werden Stimmungen aufgebaut, die gelegentlich zu orchestralem Breitwandsound anschwellen, um nach kurzem Verharren, wieder zur ursprünglichen Ruhe zurückzukehren. Wileman, der neben diversen Saiteninstrumenten, ebenfalls Keyboards und leichte Percussion einbringt, hält sich dabei überraschend zurück, ist vielmehr der Ideengeber. Er überlässt seinen Gastmusikern den Klangraum, bringt sich aber immer wieder mit einer unterschwelligen Gitarrenmelodie oder sachter Keyboardbegleitung in Erinnerung zurück. Ätherische Gesänge unterstreichen zudem den astralen, sehr raumgreifenden Aspekt der Musik. Der Gesamteindruck schwankt zwischen Schwermut, hoffnungsvoller Romantik, sehr melancholischen Stimmungen und weitausladender Ruhe, somit nicht unbedingt ein Album, das man sich an einem heißen Sommertag, wie jener an dem diese Kritik geschrieben wurde, anhören sollte. Wer mit der mehr ruhigen, introvertierten Seite der Musik der zu Beginn angesprochenen Künstler etwas anfangen kann, für denn ist Karda Estra sicherlich eine Entdeckung wert.

Kristian Selm



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