CD Kritik Progressive Newsletter Nr.43 (03/2003)
Runaway Totem - Tep Zepi
(54:51, Musea, 2002)
Seit jeher sorgten Runaway Totem für einen einzigartigen Sound, dem auch das zwischenzeitliche, musikalisch sogar noch bessere Nebenprojekt Universal Totem Orchestra treu blieb. Als Hauptinspiration und allgegenwärtiger Vergleich taucht immer wieder der Name Magma auf. Dies ist zu einem gewissen Teil durchaus berechtigt, denn synkopische Rhythmen und klassisch beeinflusster Gesang lassen durchaus Erinnerungen an die Zeuhl Truppe aufkommen. Andererseits kommt bei Runaway Totem ein gehöriger Schuss düsterer Italo Prog mit einer Prise Gothic und Horror dazu. Nichts also für schwache Nerven oder Liebhaber schöner Melodien. "Tep Zepi", das mittlerweile vierte Album der Italiener, setzt die einmal eingeschlagene Richtung, der immerhin seit 1988 existierenden Band, konsequent fort. Wieder gelingt es mysteriöse Atmosphären aufzubauen, wobei vor allem der dieses mal sehr gelungene, kraftvolle Gesang von Cahål De Bêtêl beeindruckt. Inhaltlich wechseln Runaway Totem zwischen mehr atmosphärischen Stimmungen, die fast schon fragile Schönheit aufweisen, hin zu vorantreibendem Düster Rock, der sich irgendwo eigenständig zwischen King Crimson und Magma bewegt. Dummerweise gelingt es aber nicht jedem erdachten Einfall, das gleiche Niveau zu halten. So zerfallen an einigen Stellen bedrohliche Stimmungen in beliebige Teile, da der inhaltliche Bogen nicht immer unbedingt zwingend zu Ende geführt wurde. Dabei leisten der nicht gerade kraftvolle, sehr spröde wirkende Gitarrensound und der teils auch zu lasche Keyboardsound einen negativen Beitrag. "Tep Zepi" besitzt über weite Strecken interessante Ansätze, ein stimmiges Gesamtkonzept, doch fehlt dem Album letztendlich ein kompakter Sound, wodurch die sperrige Musik nicht immer wie aus einem Guss daherkommt. In jenen Passagen, in denen alles passt, vor allem in der fast kompletten zweite Hälfte des Albums, zeigen Runaway Totem ihre wirkliche Stärke, das nämlich doch mehr in ihnen steckt, als ihnen dieses mal in der Gesamtbetrachtung gelungen ist.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2003