CD Kritik Progressive Newsletter Nr.40 (06/2002)

Vandertop - Best on Tour 76
(54:15, Utopic Records, 1976)
Fusion - Paris 80
(72:11, Utopic Records, 1980)
STS - Paris 98
(54:55, Utopic Records, 1998)

Im vorletzten Heft wurden bereits die ersten drei CDs vom Label des ex-Magma Bassisten Jannick Top vorgestellt, jetzt kommt die nächste Ladung an die Reihe. Den Beginn macht die chronologisch älteste Aufnahme, nämlich vier Aufnahmen von Vandertop aus dem Jahr 1976, die aus verschiedenen Konzerten stammen. Vandertop spielt in einer Besetzung, die aus einem Großteil der damals aktiven Magma Besetzung besteht. Netterweise waren drei der vier Titel bereits auf dem in Heft Nr.38 vorgestellten "Paris 76" enthalten, lediglich "Hhai" wurde durch "Mekanik zaïn" ausgetauscht. Da die Klangqualität ganz okay, eine Spur zu dumpf, aber nicht unbedingt brillant ist, ist dieses Album sicherlich nur den beinharten Magma Komplettisten zu empfehlen, auch wenn die Musik mit wiederum fulminanten Versionen voller Dynamik und Dramatik glänzen. Fusion ist ein weiteres Sideprojekt mit ebenfalls ehemaligen Magma Mitgliedern, in diesem Fall Jannick Top (Bass), Christian Vander (Schlagzeug), Didier Lockwood (Violine) und Benoît Widemann (Keyboards). Warum dieses mal die ganze Sache nicht nur dem Namen Magma läuft, ist schon am Namen der Band erkennbar, die dieses mal auf keinerlei Magma Kompositionen zurückgreift. Stattdessen gibt es zwei Top Titel ("767 ZX", "GHK go to Miles"), das aus der Feder von Didier Lockwood stammende "Fast travel", bei der der Geiger ein unglaubliches Solo hinlegt, sowie die Fremdkompositionen "Going back home" (Jan Hammer) und "Fred" (Allan Holdsworth). Das Quartett kocht eine verdammt heiße Jazz Rock Mixtur, man hat den Eindruck sie spielen schlicht und einfach um ihr Leben: Tempo, Tempo, ohne Ende, aber wirklich beeindruckend gespielt. Leider ist auch hier Klangqualität eingetrübt durch einen dumpfen Gesamtsound. Bei S.T.S. handelt es sich nicht um das österreichische Trio, welches in den 80er zurück nach "Fürstenfeld" wollte, sondern, welche Überraschung, um das Trio Eric Seva (Sopran Saxophon), Jannick Top (Bass) und Claude Salmieri (Schlagzeug) mit Matthias Desmier an der Gitarre als weiteren Gast. "Paris 98" besteht ausschließlich aus der orchestralen Suite "Spirales". Stilistisch bewegt sich dieses Stück wesentlich näher im Jazz, als alle bisherigen Veröffentlichungen auf Utopic Records. Kann man auf den älteren Aufnahmen die Tonqualität noch entschuldigen, so tritt dieses Manko erstaunlicherweise bei diesen recht aktuellen Mitschnitt zu Tage. Der Livecharakter wird zwar bestens transportiert, doch fehlt dem Sound die letzte Transparenz, es bleibt ein leicht dumpfes Gesamtbild. Bleibt abzuwarten, welche weiteren Projekte bzw. Livemitschnitte dieses Jahr noch erscheinen werden.

Kristian Selm



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