CD Kritik Progressive Newsletter Nr.36 (07/2001)

Björn Lynne - The gods awaken
(73:03, Proximity Records, 2001)

Nachdem die letzte Veröffentlichung von dem in England lebenden Norweger Björn Lynne "Revive" in die Kategorie Totalausfall verbucht werden musste, war ich mal gespannt, was von dem für seine stilistisch sehr verschiedenartige Produktionen bekannten Musiker, dieses mal zu erwarten ist. Gibt es wieder so ein richtig schönen Fantasy Akustikalbum wie z.B. "Wolves of the gods" oder doch etwas ganz Neues? Beim genauen Studium der Infos zum Album offenbart sich "The gods awaken" als der dritte Teil der "The Timura Trilogy", somit als Fortsetzung von "Wolves of the gods" - musikalische Qualität also (hoffentlich) gesichert. Richtig dramatisch geht's auch gleich los, bevor die rein instrumentale Reise in fremde Fantasy Welten beginnt, die zumeist ausladend sinfonisch umgesetzt wurde. Was auch dieses Album wieder interessant macht und nicht zu einem musikalischen Alleingang verkommen lässt, ist die Hinzunahme von diversen Gastmusikern, die der Musik verschiedenartige Klangerlebnisse verleihen, sowie für ansprechende Abwechslung sorgen. Rebecca Webster steuert diverse Flötentöne bei, Mark Knight geigt sich eins. Zudem kommt der Rhythmus nicht aus der Steckdose, sondern Thieves' Kitchen, ex-Grey Lady Down Schlagzeuger Mark Robotham haut in die Felle. Ebenfalls zur Verfeinerung steuern die beiden Glass Hammer Masterminds Fred Schendel und Steve Babb ihren Teil bei, wie auch noch andere mehr- oder weniger bekannte Musiker ihren Gastauftritt haben. Lynnes Musik ist von feinen Melodien durchzogen, akustische bzw. sinfonische Parts wechseln sich angenehm ab. Die Grundstimmung ist harmonisch verträumt, ein bisschen mehr Pepp hätte jedoch mancher Idee durchaus mehr Bedeutung verliehen und dem Gesamteindruck sicherlich gut getan. Dennoch kommen alle Liebhaber feinfühliger Keyboard-/Gitarrenalben auf ihre Kosten, wer hier auf der Suche nach schrägen Takten oder forderndem Durcheinander ist, wird nicht fündig werden. Insgesamt ist "The gods awaken" ein versöhnlicher Abschluss der Lynne-eigenen Trilogie begonnen mit "Wizard of the wind" und "Wolves of the gods", wobei im direkten Vergleich die beiden Vorgänger doch eine Spur stärker geraten sind. Musik zum Träumen und Versinken in eine Welt der eigenen Vorstellungskraft.

Kristian Selm



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