CD Kritik Progressive Newsletter Nr.21 (07/1998)

Björn Lynne - Wizard of the wind / When the gods slept
(71:50, Cyclops, 1998)

Es war einmal ein Multiinstrumentalist, der nach fünf Alben die unbändige Lust verspürte, die Novelle "Wizard of the wind" von Allan Cole als quasi Soundtrack zum Buch zu vertonen. Also schrieb er wohlgemut seinem Lieblingsautoren eine Email, ohne jegliche Hoffnung je für sein Flehen eine Antwort zu erhalten. Doch Wunder gibt es immer wieder. Sein geschmeichelter amerikanischer Freund antwortete voll Freude, es wurden mystische Texte und gar liebliche Musik quer über den weiten Atlantik ausgetauscht und so durfte der liebe Björn sein ehrgeiziges Projekt verwirklichen. Mit dem edlen Chris Blyth fand er noch einen wohlerzogenen Engländer, der mit sonorer Stimme den rührigen Erzähler mimt, um die rein instrumentale Vertonung durch wohldosiertes gesprochenes Beiwerk redlich zu schmücken. Da die Novelle im großbritannischen Reiche unter dem Titel "When the gods slept" erschien, wurde flink der sich im elektronischen Abtaster befindliche Silberling noch mit einem edlen Wechselcover versehen, so dass; jeder sich das wunderschöne mit Fantasybildern geschmückte Büchlein zur CD nach Geschmack passend hindrehen möge. Um den ehernen Zielen der Originalvorlage gerecht zu werden, wurden, ausgestattet mit einem mannigfaltig variablen elektronischen Equipment, verschiedene Tasten- und mehrsaitige Schlaginstrumente ins Studio geschleppt und unter Strom gesetzt. Als Resultat verkünden die Lautsprecher eine Kreation von atmosphärisch, folkloristisch, sinfonischer Symbiose, die den werten Hörer zum fallen lassen und Träumen auffordern. Sollte er jedoch an ruhigen, bedrohlich, aber auch schönen Klängen im Soundtrackgewand keinen Gefallen finden, auch wenn ehrlich zugestanden manch Idee zu langatmig wirkt, so sei er verflucht und er dieses Hörgenusses nicht wert. Und wenn er nicht gestorben ist, so träumt Klein Björn schon heute von seinem nächsten Streich.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 1998