CD Kritik Progressive Newsletter Nr.36 (07/2001)

Grey Lady Down - Star-crossed
(66:23, Perfect Pop Records, 2001)

Groß angekündigtes "Farwell" Konzert, dazu das abschließende Livealbum "The time of our lives", Grey Lady Down hatten sich vor rund drei Jahren stilvoll und in aller Freundschaft von der Szene verabschiedet. Doch irgendwie war doch noch genug Power und Wille bei den Musikern vorhanden. Schlagzeuger Mark Robotham fand bei den noch später im Heft folgenden Thieves' Kitchen einen neuen Posten und auch der Rest raufte sich überraschenderweise nach kurzer Bedenkzeit wieder zusammen, um Grey Lady Down in leicht verändertem Line-Up wieder zu reanimieren. Und so liegt jetzt nach vierjähriger Albumspause endlich wieder ein Studioalbum der britischen Neo Progger vor. Um es gleich vorweg zu nehmen, wo Grey Lady Down draufsteht, ist auch Grey Lady Down drin, sprich, man bekommt genau dass, was man erwartet. Die Band macht einfach da weiter, wo sie bei "Fear" aufhörte: ausladende Kompositionen mit ausschweifenden Instrumentalteilen, die Keyboards perlen, die Gitarre flirrt, keinerlei Experimente, sondern einfach melodischer Neo Prog britischer Prägung at it's best. Zudem sind dieses mal auch zwei Gastmusiker zur klanglichen Erweiterung mit von der Partie: der Flötist Hugh McMillan (Helios Orchestra, sowie Ensemblemitglied bei der London West End Show 'Oliver') verfeinert "Sands of time" und als besondere Überraschung greift Bernie Marsden (Whitesnake, UFO) beim Abschlusstrack "Crossfire" kraftvoll und deutlich hörbar in die Saiten. Sänger Martin Wilson hält "Star-crossed" für das bisher beste Grey Lady Down Album, und dem ist fast vorbehaltlos zuzustimmen, denn z.B. der fast vierzehnminütige Longtrack "Fallen" gehört sicherlich zum Besten, was es bisher von den Briten zu hören gab. Einziges Manko bleibt die Qualität der Melodien, die in ihrem Wiedererkennungswert und Einprägsamkeit doch noch mehr Glanz und Kraft vertragen könnten. Doch dafür sind es vor allem die langen Instrumentalteile, die den Hörer auf weite Reisen in neo-progressive Gefilde voll Gefühl, Verspieltheit und sinfonischer Brillanz mitnehmen. Grey Lady Down sind zurück!

Kristian Selm



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