CD Kritik Progressive Newsletter Nr.34 (02/2001)

Threshold - Hypothetical
(56:04, InsideOut, 2001)

Es scheint endlich etwas Ruhe ins Besetzungskarusell von Threshold eingekehrt zu sein. Der in Deutschland lebende Schotte Andrew "Mac" McDermott ist wie beim letzten Longplayer "Clone" immer noch am Mikrofon, Tourschlagzeuger Johanne James ist endlich auch als festes Bandmitglied verpflichtet worden. Ansonsten keine weiteren Wechsel, so dass man auf dem fünften Studioalbum eine unveränderte Stamm-Mannschaft zu hören bekommt. Dennoch ist "Hypothetical" anders als "Clone". Woran liegt's? Zum einen hat die Band die progressiven Elemente stellenweise eine Spur zurückgenommen, rockt jetzt etwas geradliniger, mehr auf den Punkt gebracht, ohne zu viel spielerischen Schnick-Schnack, gleichzeitig ist dieses Album aber auch stilistisch das vielschichtigste. Mangelte es "Clone" bereits im Vergleich mit den Vorgängern, allen voran natürlich dem 93er Debüt "Wounded land", an prägnanten Ideen, an einer eigenen Identität, so trifft dieses Urteil leider in verstärktem Maße auch auf "Hypothetical" zu. Vieles kommt einem aus dem Threshold Fundus bekannt vor, aber die Songs haben nicht mehr die Power, den Ideenreichtum der Vergangenheit. Natürlich bekommt man als Ausgleich auch auf diesem Album die typischen Threshold Trademarks: rasiermesserscharfe Riffs, hymnische Melodien, düstere Momente und Prog Metal, der nicht nur aus Klischees, sondern auch einer ganz eigenen Note besteht. Bei Englands Prog Metal Export Nr.1 bedeutet dies, dass die Melodien eine Spur sinfonischer, die Melodien zugänglicher, die nötige Härte als Kontrast eingesetzt werden und die Keyboards nicht nur dazu benutzt werden, um atmosphärische Gebilde im Hintergrund zu erzeugen. Dass in Threshold immer noch Potential zur Weiterentwicklung steckt, zeigt vor allem der gute Opener "Light and space", wo in gelungener Abwechslung akustische Zwischenparts sich mit Schärfe und interessanten Keyboards- und Gitarrensoli paart. Auch "Long way home" zeigt deutliche progressive Tendenzen im Schwanken zwischen harten und weicheren Passagen auf. Mit "Keep my head" befindet sich auch wieder eine schöne Ballade mit leichtem Beatles-Touch und West Coast Sound auf dem Album. "Hypothetical" ist keineswegs ein schlechtes Album, dennoch gibt es zu wenige Überraschungen bzw. eindringliche, zwingende Momente, wie in der Vergangenheit. Denn Fans wird's gefallen, wir Neueinsteiger sei immer noch "Wounded land" empfohlen. Übrigens: wer das Album käuflich erwerben möchte, der muss sich leider noch etwas in Geduld üben, da als Veröffentlichungstermin der 26.3. angepeilt ist.

Kristian Selm



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