CD Kritik Progressive Newsletter Nr.28 (12/1999)
Guy LeBlanc - Subversia
(64:14, Mahl Productions, 1999)
Guy LeBlanc dürfte wohl nur in äußerst gut informierten Insiderkreisen als Keyboarder der kanadischen Formation Nathan Mahl bekannt sein. Diese Band hat bisher zwei Alben veröffentlicht, die im Grenzbereich zwischen Progressive / Jazz Rock und Fusion anzusiedeln, wobei der Wirbler über die schwarzen und weißen Tasten schon bei diesen Alben nachhaltig in Erinnerung blieb. "Suberversia" dient nun als die Zeit verkürzender Appetitanreger für das im Frühjahr geplante Nachfolgewerk "Heretik" von Nathan Mahl. Guy LeBlanc setzt auch bei seinem Solowerk ganz die stilistische Bandbreite ein, mit der er etwas anzufangen weiß. Ausgefeilter Progressive Rock ("The first lie") steht neben astreinem Fusionrock ("Joyride", "A question of authority"), bei dem ein gewisser Scott McGill die Gitarre bedient. Und wer diesen Mann aus seinen Tätigkeiten bei seiner eigenen Band Handfarm, sowie Finneus Gauge kennt, der weiß, das er in affenartiger Geschwindigkeit über die Saiten huscht. Das ist zwar technisch recht anspruchsvoll und klingt eine Weile auch ganz gut, doch auf Dauer kann das ewige Saitengekurbele auch ganz schön nerven. Doch da Guy LeBlanc im wahrsten Sinn des Wortes noch seine Finger im Spiel hat und auch noch Saxophonist Paul Desgagné dazustößt, wird aus den Saitenhieben keine brotlose Kunst, sondern sie wechselt sich mit Sax- und Tastentönen gekonnt ab. Weiter geht's mit dem avantgardistischen "The cold truth" das eigentlich nicht mehr als rhythmische Soundeffekte produziert. Das folgende "The trial" hingegen verpackt treibenden harten Rock in ein ausgefeiltes Arrangements, bevor der neunundzwanzig(!) Minuten lange Titeltrack alles davor gehörte in einen Song vereint. Das heißt ziemlich viel Gefrickel, aber dennoch eine spannende Songstruktur. Das ruhige "Home" sorgt für einen besinnlichen Ausklang. Zwar verzichtet LeBlanc völlig auf eine Rhythmustruppe und programmiert diese lieber selbst, aber dieses Manko merkt man "Subversia" nie an. Dafür zeigt er eine sehr breite Stilbreite, die entweder zeigen möchte, was er alles kann oder einfach für ein uneinheitliches Konzept steht. Es bleibt ein abwechslungsreiches, vielleicht auch zu abwechslungsreiches, Album als erste solistische Visitenkarte in der Erinnerung.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1999