CD Kritik Progressive Newsletter Nr.25 (05/1999)

Benoît Widemann - Tsunami
(37:25, Musea, 1979)

"Tsunami" ist das zweite, wiederum rein instrumentale Soloalbum des ehemaligen Magma Keyboarders Benoît Widemann, welches wie schon der Vorgänger "Stress" ebenfalls von Musea wiederveröffentlicht wurde. Musikalisch ist auch dieses Album eine Mischung aus Jazz Rock, modernem Jazz und düster-atmosphärischen Klangreisen. Doch dominiert nicht permanent der exzellente Tastenmagier. Beim leicht südamerikanischen Opener "Des Iles" lässt er auch mal dem Sopransaxophonisten Gilbert Dall'Anese den Vortritt, während beim folgenden, sehr atmosphärischen "Cécile" Jean-Pierre Fouquey am Mini Moog glänzen kann. Bei "The proud Mongol" ist der Übergang zwischen Jazz Rock und reinem Jazz fließend, trotz virtuosem Können (Sopransoxaphon, wahnsinnige Bassläufe und Keyboards stehen im Wettstreit) gleitet die Musik aber nicht nur in selbstbeweihräucherndes Gedudel ab. Technisch perfekt, aber trotzdem melodisch, dieses Album ist zwar komplex und anspruchsvoll, aber nicht nur Musik für Musiker. Man muss sich sicherlich auf "Tsunami" einlassen, bekommt aber als Entschädigung brillanten, federnden Jazz Rock, der beim Zuhören immer wieder Spaß macht.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 1999