CD Kritik Progressive Newsletter Nr.21 (07/1998)
Benoît Widemann - Stress!
(38:13, Musea, 1977)
Zwischen 1975 und 1978 gehörte er dem musikalischen Stamm von Magma an und kurz vor deren Auflösung veröffentlichte der Keyboarder Benoît Widemann sein erstes Soloalbum, welches kürzlich von Musea wiederaufgelegt wurde. Nun ist die Scheibe im Vergleich zu den heute üblichen CD Spielzeiten zwar mit knapp 40 Minuten recht kurz bemessen, jedoch steht hier eindeutig Qualität vor Quantität. Widemann nahm sich im Studio die Freiheit, mit allen ihm zur Verfügung stehenden Tasteninstrumenten zu experimentieren. Herausgekommen ist dabei ein sehr gutes instrumentales Jazz Rock Album, dem aber auch magmaeske und klassische Züge anzumerken sind. Die einzelnen Nummern schwanken zwischen unbändiger Kraft, bedrohlicher Düsternis und sphärischen Akkorden, die weder abgehoben, noch zu experimentell klingen. Bei "Le camp du drap d'or" vermutet man zuerst eine Keith Emerson Adaption eines Countrysongs, im weiteren Verlauf wird es immer jazziger und unterschwellig hat der Song einen Discogroove verpasst bekommen. Die kurze experimentelle Soundspielerei "Demi-final" kann man dafür getrost vergessen. Neben den sehr vielseitigen Sounds beeindruckt vor allem die Fingerfertigkeit des Franzosen, die aber nie zum Selbstzweck dient, sondern immer die Melodie in den Vordergrund stellt. Ein Keyboardalbum nicht nur für Keyboardfreaks.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1998