CD Kritik Progressive Newsletter Nr.23 (12/1998)

Poncho Vidales - Entre dos paredes
(58:24, Privatpressung, 1989)

Hinter Poncho Vidales verbirgt sich niemand anderes, als Alfonso Vidales, der Keyboarder der mexikanischen Cast. Sein zweites Solowerk "Clavico" wurde ja bereits im letzten Heft besprochen, als Nachschlag ist dieses mal sein erster Versuch aus den Jahren 1988-89 dran. Ist "Clavico" mehr klassisch geprägt, so herrschen bei "Entre dos paredes" die vertrackten sinfonischen Elemente, wie auch gemäßigter Jazz Rock Einfluss vor. Was weiterhin Vidales Fingerfertigkeit von anderen Tastenvirtuosen abhebt, ist zum einen seine nicht nur zur Selbstherrlichkeit verkommende Spieltechnik, wie auch sein Ideenreichtum. Zwar nervt der stellenweise dahintrommelnde Drumcomputer nicht unerheblich (nicht nur stellenweise, sondern dauernd! Anm. El Supremo), doch wurde er immerhin abwechslungsreich programmiert (WAAS?? Also Krissi, das ist ja wirklich nicht Dein Tag heute! Anm. El Supremo). Wer hier offensichtliche Parallelen zu Cast erwartet, wird zum Teil enttäuscht sein, denn der gemütliche Mexikaner hat sich doch weitgehend von seiner Stammband gelöst und agiert wesentlich freier, was aber wiederum diese solistische Einzelleistung rechtfertigt. "Entre dos paredes" ist vom Charakter passend dem vorherrschenden Sommerwetters dieses Jahres melancholisch angehaucht und gehört insgesamt sicherlich zu den interessanteren Keyboardalben der letzten Jahre, wenn auch Alfonso Vidales sicherlich kein Meilenstein geglückt ist.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 1998