CD Kritik Progressive Newsletter Nr.21 (07/1998)
Alfonso Vidales - Clavico
(68:12, Privatpressung, 1998)
Alfonso Vidales, der Keyboarder der mexikanischen Formation Cast, lässt auf seinem ersten Soloalbum seinen prägnanten Hang zu klassisch geprägten Progressive Rock deutlich erkennen. Von seinen Bandkollegen ist nur Bassist Rodolfo González mit von der Partie, ansonsten wird er von weiteren ausgezeichneten Gastmusikern an Schlagzeug, Bass, gelegentlicher Gitarre und bei zwei Stücken auch in spanischem Gesang tatkräftig unterstützt, die aber die Tastendominanz des Meisters der schwarzen und weißen Tasten aber nur selten durchbrechen. Vidales präsentiert sich als sehr virtuoser Tastenkünstler, wobei seine oftmalige Schnelligkeit nie nur zum bloßen Selbstzweck dient, sondern seinen Liedern den nötigen Pepp bzw. Schwung verleihen. Sein Stil klingt sehr eigenständig, die temporeichen Fingerfertigkeiten erinnern nur manchmal an Rick Wakemans explosiven Stil, den er noch in den 70ern zelebrierte. Einige Anleihen an sein bestes Album "The six wives of Henry VIII" sind offensichtlich. Das Klavier erhält den Hauptaugenmerk, wobei die synthetischen Klänge aber fast gleichberechtigt daneben agieren. Die deutliche Verwurzelung zu klassischen Anleihen mit einem hohen Melodieanteil, macht das flotte Tastenspiel gleichzeitig zugänglich, aber auch äußerst interessant. Gegen Ende des Albums kommen noch einige New Age Anleihen hinzu. Wie jedes Album dieser Kategorie so hat natürlich auch "Clavico" mit dem Problem zu kämpfen, dass irgend etwas fehlt. Das Werk des mexikanischen Tastenkünstlers kann aber zweifelsohne über weite Strecken als gelungen bezeichnet werden und beweist, das auch nur von einem Instrument dominierte Alben spannend und sehr vielschichtig klingen können.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1998