CD Kritik Progressive Newsletter Nr.20 (05/1998)
Novela - Legend
(48:28, Chicken George Records, 1997)
Als eine Art Familienalbum gibt es auf "Legend" ein Wiedersehen mit einer der japanischen Progressive Rock Legenden: Novela. Neben zwei Titeln, die das ehemalige Line-Up 1997 einspielte, darf jeder der fünf ehemaligen Bandmitglieder auch gleich noch seine jetzige Band präsentieren. Die Bandbreite und Qualität der einzelnen Combos ist dabei sehr verschieden ausgefallen. Der ehemalige Bassist Yoshire Takahashi bearbeitet heute lieber sechs Saiten und hat zusammen mit ex-Novela Schlagzeuger Ryichi Nishida und zwei weiteren Mitstreitern die Hard Rock Combo Action auf die Beine gestellt. Wie der Name, so auch die Musik. Passable Action, nach bewährtem Hard Rock Muster der 80er. Viel heiße Luft, wenig Tiefgang, bis auf den japanischen Gesang hat man das alles schon tausendmal gehört. Deswegen weiter zu Terutsugu Hirayama, der heute der Kopf von Teru's Symphonia ist. Typischer Nippon Bombast mit sehr gutem, hohem weiblichem Jodelgesang, so wie man ihn eben mag oder auch hasst. Auf jeden Fall sind "Ever forever" und "A travel to dream agency" zwei sehr gute, wirklich abwechslungsreiche Titel, die uneingeschränkt gefallen können. Was anschließend Sänger Hisakatsu Igarashi mit seiner Gruppe Angie's Party bietet, ist gepflegter Pop Prog. Vielschichtig produziert, in den sinfonischem Arrangements hervorragend, in den ruhigen Zwischenteilen einschläfernd, wobei der Gesang schon verdammt viel Toleranz für westliche Ohren fordert. Hat insgesamt was, aber der letzte Schliff fehlt noch. Gerard (Kritiken in PNL Nr.19, 16, 11) mit Keyboarder Toshio Egawa dürften wohl hinlänglich bekannt sein, liefern sie doch Hochgeschwindkeitsbombast in Perfektion ab. Tja, und zum krönenden Abschluss gibt es dann noch alle Hauptakteure zusammen als Novela. "Kimagure tenshi" und "Illusion '97" heißen die Titel und diese zeigen dann, warum in den 80er diese Band mit Recht zu den Flaggschiffen aus dem fernen Osten zählte: temporeich, moderater Bombast, Hard Rock und Progressive Rock in gekonnter Symbiose (Vienna gefällt mir aber trotzdem besser!). Damit fällt das Schlussresümee salomonisch aus, denn Kaufen oder Nichtkaufen sollte der notorische Japanimportsammler anhand seiner Sammelwut selbst entscheiden.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1998