Stil: Retro Prog
Beardfish – +4626- Comfortzone
(65:28, InsideOut, 2015)
Komischer Albumtitel, doch irgendwie gewohntes Terrain. Selbst wenn knapp drei Jahre seit dem letzten Beardfish Output „The void“ vergangen sind und man nie so reicht weiß, was man von den innovativen Schweden präsentiert bekommt, so ist diese Formation sich selbst mehr oder weniger treu geblieben. Ihre Art von verqueren Retro Prog mit Hard Rock Appeal verfügt über ein ansprechende Maß an gedanklichen Verrenkungen und überraschende Wendungen, der gewisse humorvolle Einschlag mit sympathischer Selbstironie und Beatles Einfluss ist immer erkennbar, aber dennoch versprüht eben auch dieses Album eben auch ein gehöriges Maß an verspielter Ernsthaftigkeit und inhaltlicher Substanz, eben so, wie man es von den Vorgängeralben kennt. Oder wie es Bandleader Rikard Sjöblom formuliert :„Ich glaube, dass unsere Fans immer offen für neue Ideen sind“.
„+4926- Comfortzone“ verfügt über Sperrigkeit, Verspieltheit, Dynamik und punktet mit verspieltem progressivem Selbstverständnis, ist letztendlich ein irgendwie typisches Beardfish Album, dem jedoch einmal mehr der Makel anlastet, dass eben auf den ersten Blick nicht etwas sofort Erkennbares bzw. Nachhhaltiges hängen bleibt. Das mag man als Schwäche der Band auslegen, trotzdem ist das musikalische Niveau wiederum erstaunlich hoch, verzeiht man aufgrund vor so viel kreativer Energie, gewisse inhaltliche Schwächen. Kreativität ist Bürde und überraschung zugleich, denn manch genialer Moment wird durch verspielte Unberechenbarkeit hinweggewischt, das Gesamtresultat ist dennoch erfrischend anders. Trotzdem ist auch „+4626- Comfortzone“ (46 steht für die Ländervorwahl von Schweden, 26 ist die Vorwahl der Heimatstadt Gälve, „Comfortzone“ ist ein Titel des Albums) ein beeindruckendes, eigenständiges Album geworden, dem einfach nur eine klare, gleich nachvollziehbare Linie fehlt. Das ist wie immer Mosern auf hohem Niveau, aber trotzdem gerechtfertigt.
Der Longplayer ist wie von InsideOut gewohnt in „normaler“ Ausgabe erhältlich. In der Spezialversion bekommt man zusätzlich mehr als 75 Minuten mit klanglich nicht immer einwandfreien Bonusmaterial geboten, was sich aber dennoch für den Beardfish Fan als interessante Schatzgrube offenbart.
Kristian Selm (11/15 Punkte)
© Progressive Newsletter 2015